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1 Aufgaben und Ziele des Faches

Fremdsprachenlernen mit dem Ziel individueller Mehrsprachigkeit gewinnt angesichts der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas und der Globalisierung stetig an Bedeutung. Der Fremdsprachenunterricht der gymnasialen Oberstufe vermittelt sprachlich-kommunikative und interkulturelle Kompetenzen, die eine wichtige Voraussetzung für angemessenes und erfolgreiches Handeln im privaten wie beruflichen Leben sind.

Den gesellschaftlichen Anforderungen an Studierfähigkeit, Berufsorientierung und vertiefte Allgemeinbildung entsprechend ist der Italienischunterricht in der gymnasialen Oberstufe dem Leitziel der interkulturellen Handlungsfähigkeit verpflichtet. Er ist wissenschafts- und berufspropädeutisch sowie persönlichkeitsbildend.

Italienisch ist die Sprache eines wichtigen Mitgliedstaates der Europäischen Union, mit dem die Bundesrepublik Deutschland und besonders Nordrhein-Westfalen enge kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen unterhalten. Zudem sind die deutsche und die italienische Geschichte seit Jahrhunderten eng verflochten, beide Länder sind so genannte „verspätete Nationalstaaten“ mit ähnlichen Folgen für die Identität ihrer Bürgerinnen und Bürger und deren Traditionen, Einstellungen, Gebräuche und Dialekte. Die italienische Sprache ist eine bedeutende Kultursprache und eröffnet Zugänge zu Kunst, Kunstgeschichte, Musik, Design, Architektur, klassischer Philologie und Romanistik.

Die Kontakte mit Italien haben sich durch die Präsenz italienischer Einwanderinnen und Einwanderer in Deutschland noch verstärkt, Italien ist einer der wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt viele Niederlassungen italienischer Firmen in Deutschland und deutscher Firmen in Italien. Mündliche und schriftliche Diskursfähigkeit in der italienischen Sprache sind deshalb insbesondere im Groß- und Außenhandel in Europa von tragender Bedeutung.

Der Italienischunterricht der gymnasialen Oberstufe fokussiert auf den systematischen Aufbau interkultureller kommunikativer Kompetenz. Die Schülerinnen und Schüler werden durch die Vertiefung und Erweiterung ihrer Kompetenzen in unterschiedlichen Lebensbereichen insbesondere auf die Anforderungen vorbereitet, die eine zunehmend international ausgerichtete Hochschulausbildung und eine globalisierte Lebens- und Arbeitswelt an sie richten.

Interkulturelle Handlungsfähigkeit impliziert den kompetenten Umgang mit der Kultur und Lebenswirklichkeit Italiens und basiert auf Orientierungswissen bezüglich der gesellschaftlichen Phänomene, der Literatur sowie der Medien. Der Italienischunterricht der gymnasialen Oberstufe behandelt deshalb soziokulturell und global bedeutsame Themen und deren Darstellung in authentischen italienischsprachigen Texten und Medien. Die Auseinandersetzung mit der italienischen Lebenswirklichkeit, sowohl in historisch erklärender als auch aus geschlechterdifferenzierender Perspektive, fördert die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler zur Selbstreflexion und eröffnet ihnen die Möglichkeit, Distanz zu eigenen Sichtweisen und Haltungen herzustellen, kulturell geprägte Lebenswirklichkeiten, Normen und Werte zu verstehen und in ihrem interkulturellen Handeln angemessen zu berücksichtigen. Dabei stärkt der Italienischunterricht der gymnasialen Oberstufe – im Einklang mit den anderen Fächern des sprachlich-literarischen Aufgabenfeldes – kontinuierlich die Text- und Medienkompetenz.

Durch die Beschäftigung mit der literarisch-ästhetischen Dimension erleben die Schülerinnen und Schüler die Verwendung der italienischen Sprache als Ausdruck kultureller Zeugnisse der italienischen Lebenswelt. Gleichsam entwickeln sie durch die herausfordernde Auseinandersetzung mit diesbezüglichen Texten Strategien, die individuelle Mehrsprachigkeitsprofile fördern und ihnen neue Sprachlernerfahrungen ermöglichen. Dies geschieht auch, indem der Sprachlernkompetenz besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Kompetenzen sowie Einstellungen und Haltungen, welche die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Fremdsprachen erworben haben, sollen ihnen helfen, weitere Sprachen zu lernen. Ein stärkeres Bewusstsein hinsichtlich der im Italienischen verwendeten Sprachregister, der Unterschiede zwischen lingua scritta und lingua parlata sowie exemplarischer regionaler Besonderheiten der sich wandelnden italienischen Sprache (Sprachbewusstheit) setzt einen oberstufengemäßen Akzent im Bereich der Sprachbeherrschung und fördert die interkulturelle Handlungsfähigkeit.

Der Italienischunterricht der gymnasialen Oberstufe ist in besonderer Weise der individuellen Förderung verpflichtet. Dabei geht es darum, die Potenziale jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers zu erkennen, zu entwickeln, zu fördern und den Bildungsverlauf durch systematische individuelle Beratung und Unterstützung zu begleiten. Dies korrespondiert im Italienischunterricht der gymnasialen Oberstufe mit dem Leitbild des aktiven kooperativen und selbstständigen Lernens.

In diesem Sinne bietet der Italienischunterricht vielfältige und anregungsreiche Lerngelegenheiten, in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Können und Wissen in gut organisierter und vernetzter Weise erwerben, vertiefen und reflektieren sowie zunehmend eigene Verantwortung für den Erwerb von Kompetenzen übernehmen können. Komplexe, realitätsnahe und anwendungsorientierte Aufgabenstellungen und Lernaufgaben zielen auf die Vernetzung der Einzelkompetenzen und haben für den Italienischunterricht einen hohen Stellenwert. Dazu tragen auch Vorhaben bei, die den Unterricht für das Umfeld der Schule und Möglichkeiten persönlichen grenzüberschreitenden Austausches öffnen, etwa zeitlich begrenzte Projektphasen sowie den Unterricht begleitende Vorhaben (z.B. Exkursionen, Studienfahrten, internationale Begegnungen, Korrespondenzprojekte, Teilnahme an Wettbewerben, Felduntersuchungen).

Innerhalb der von allen Fächern zu erfüllenden Querschnittsaufgaben trägt insbesondere auch der Italienischunterricht im Rahmen der Entwicklung von Gestaltungskompetenz zur kritischen Reflexion geschlechter- und kulturstereotyper Zuordnungen, zur Werteerziehung, zur Empathie und Solidarität, zum Aufbau sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch für kommende Generationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, und zur kulturellen Mitgestaltung bei. Darüber hinaus leistet er einen Beitrag zur interdisziplinären Verknüpfung von Kompetenzen, auch mit gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Feldern, sowie zur Vorbereitung auf Ausbildung, Studium, Arbeit und Beruf.

Das Fach Italienisch wird in der gymnasialen Oberstufe als fortgeführte Fremdsprache und als neu einsetzende Fremdsprache unterrichtet.

Italienisch als fortgeführte Fremdsprache
Aufbauend auf dem am Ende der Sekundarstufe I erreichten Niveau erweitern und vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre fremdsprachlichen Kompetenzen im Italienischunterricht in der gymnasialen Oberstufe.

In der Einführungsphase treffen die Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Lerngelegenheiten, die sie auf die Anforderungen der Qualifikationsphase vorbereiten. Am Ende der Einführungsphase erreichen die Schülerinnen und Schüler die Niveaustufe B1+ des GeR. Die fortgeführte Fremdsprache Italienisch wird in der Qualifikationsphase als dreistündiger Grundkurs und als fünfstündiger Leistungskurs unterrichtet.
Sowohl der dreistündige Grundkurs als auch der fünfstündige Leistungskurs verfolgen die oben genannten Aufgaben und Ziele des Faches jeweils in der gesamten Breite.
Im Grundkurs erwerben die Schülerinnen und Schüler eine verlässliche Basis interkultureller fremdsprachlicher Handlungskompetenz. Dies gilt gleichermaßen für den Leistungskurs. Darüber hinaus erwerben die Schülerinnen und Schüler im Leistungskurs die Kompetenzen in einer breiteren und tieferen Auseinandersetzung mit Texten und Medien sowie in einem höheren Maß an Selbstständigkeit. Am Ende der Qualifikationsphase erreichen die Schülerinnen und Schüler die Niveaustufe B2 des GeR.


Italienisch als neu einsetzende Fremdsprache

Das Fach Italienisch wird als neu einsetzende Fremdsprache in der gymnasialen Oberstufe in einem vierstündigen Kurs unterrichtet, in dem die Schülerinnen und Schüler eine grundlegende interkulturelle fremdsprachliche Handlungskompetenz erwerben. Am Ende der Qualifikationsphase erreichen die Schülerinnen und Schüler die Niveaustufe B1 des GeR mit Anteilen von B2.

Die durch die fremdsprachlichen Standards des GEMEINSAMEN EUROPÄISCHEN REFERENZRAHMENS FÜR SPRACHEN: LERNEN, LEHREN, BEURTEILEN (GER) [1] geschaffene fachliche Richtschnur ermöglicht auf den kursbezogen unterschiedlichen Niveaustufen eine differenzierte Sicht auf kommunikative Kompetenzen und Teilkompetenzen, auf interkulturelles Lernen, Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz. Damit verbunden ist ein positiver, entwicklungsorientierter Umgang mit individuellen sprachlichen Leistungen.

[1] Europarat – Rat für kulturelle Zusammenarbeit (2001), GEMEINSAMER EUROPÄISCHER REFERENZRAHMEN FÜR SPRACHEN: LERNEN, LEHREN, BEURTEILEN, hrsg. v. Goethe-Institut Inter Nationes u. a., Langenscheidt: Berlin u. a. Der Text ist hier abrufbar.

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