Aufgaben und Ziele
Der Sachunterricht leistet einen zentralen Beitrag zur grundlegenden Bildung, indem Fragestellungen aus der sozialwissenschaftlichen, der naturwissenschaftlichen, der geographischen, der historischen und technischen Perspektive beleuchtet werden. Dadurch ist anschlussfähiges Lernen an den Elementarbereich ebenso wie an die Sekundarstufe I möglich.
Kinder haben bei Eintritt in die Primarstufe bereits eigene Erfahrungen mit verschiedenen Phänomenen in ihrer Lebenswelt gemacht und unterschiedliche Aneignungsverfahren spielerisch kennengelernt. Diese kindlichen Lernvoraussetzungen sowie die Fragen, Interessen und Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler stellen den Ausgangspunkt des Lernens im Sachunterricht dar und werden weiterentwickelt mit den inhaltlichen und methodischen Anforderungen der Bezugsfachwissenschaften (Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften und Technik).
Im Sachunterricht geht es somit um sachbezogene Lerntätigkeiten, die dazu dienen, die kindlichen Erfahrungen weiterzuentwickeln, zentrale Kompetenzen (Sach-, Methoden- und Urteilskompetenz) fachspezifisch auszubauen und Neugier und Fragehaltung zu fördern, um den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, sich ihre Lebenswelt weiter zu erschließen, sich darin zu orientieren, mitzuwirken und verantwortungsbewusst darin zu handeln und diese mitzugestalten.
Durch die Aktivierung der Schülervorstellungen und -einstellungen und ihres Vorwissens werden neue Informationen mit bisher Bekanntem verknüpft und durch Ausdifferenzierungen oder Umstrukturierungen der erhobenen Schülervorstellungen werden erste wissenschaftliche Konzepte angebahnt. Herausfordernde Problemstellungen aus authentischen Situationen unterstützen dabei den Aufbau neuer Wissensbestände. Die inhaltliche Entfaltung der Themen im Unterricht ist an der Lebenswelt der Kinder orientiert und findet ihre fachliche Ausschärfung in der Orientierung an Fachwissen und Fachmethoden der Bezugsdisziplinen des Sachunterrichts.
Kompetenzorientierte Aufgabenstellungen im Sachunterricht bieten verschiedene Tätigkeiten in der Auseinandersetzung mit Lerngegenständen auf unterschiedlichen kognitiven Anspruchsniveaus an und beziehen die Lernbedürfnisse aller Schülerinnen und Schüler mit ein.
Ein handlungsorientierter Zugang und problemorientiertes sowie forschend-entdeckendes Lernen und Experimentieren unterstützen die Kinder dabei, Kenntnisse, Fähig- und Fertigkeiten zu erwerben und sie in neuen Kontexten anzuwenden. Inhalte werden dabei sachlogisch strukturiert und die Schülerinnen und Schüler werden in ihrem Lernprozess durch Transparenz, Impulse, Differenzierungen, Rückmeldungen und Materialien individuell unterstützt. Sachunterrichtliches Arbeiten leistet dabei durch mündliche und schriftsprachliche Bearbeitungsprozesse, durch Austausch und Erläuterung von Überlegungen und Ergebnissen und nicht zuletzt durch die Klärung von Fachbegriffen in fachlichen Zusammenhängen einen wichtigen Beitrag zur Sprachbildung. Der Sachunterricht kultiviert somit auch das kritisch-prüfende Nachdenken und den Austausch von Argumenten. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien eröffnen sich den Schülerinnen und Schülern erweiterte Möglichkeiten der Wahrnehmung, des Verstehens und Gestaltens. Medien sind dabei sowohl Hilfsmittel zum Lernen als auch Gegenstand des Lernens selbst.
Durch die Berücksichtigung und die Verknüpfung der verschiedenen Perspektiven des Sachunterrichts, einschließlich der informatischen Grundbildung, werden Inhalte vielfältig vernetzt. Die perspektivübergreifenden Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen (erkennen/verstehen, eigenständig erarbeiten, evaluieren/reflektieren, kommunizieren und mit anderen zusammenarbeiten, den Sachen interessiert begegnen, umsetzen/handeln) stellen zentrale Fähigkeiten zur Erschließung der Lebenswelt dar und verweisen auf grundlegende Ziele sachunterrichtlichen Lehrens und Lernens. Die perspektivbezogenen Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen umfassen die sozialwissenschaftliche, die naturwissenschaftliche, die geografische, die historische und die technische Perspektive und sind durch fachgemäße Methoden und Arbeitsweisen geprägt und durch die informatische Grundbildung ergänzt. Die Kompetenzerwartungen in Kapitel 2 tragen diesen Denk-, Ar-beits- und Handlungsweisen Rechnung.
Gemäß dem Bildungsauftrag der Primarstufe leistet das Fach Sachunterricht einen Beitrag dazu, den Schülerinnen und Schülern elementare Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten und Werthaltungen zu vermitteln und damit eine Grundlage für die weitere Schullaufbahn zu legen.
Es ist Aufgabe der Primarstufe, die Fähigkeiten, Interessen und Neigungen aller Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und sie mit den Anforderungen fachlichen und fächerübergreifenden Lernens zu verbinden. Die in den Lehrplänen beschriebenen Kompetenzerwartungen stellen eine Bezugsnorm für das Gemeinsame Lernen dar, da die Kom-petenzen in unterschiedlichem Umfang, in unterschiedlichem Anforderungsniveau und Komplexität erworben werden können.
Mit Eintritt in die Primarstufe verfügt jedes Kind über sehr individuelle Lern- und Bildungserfahrungen. In Ergänzung der frühkindlichen Bildung in der Familie gehört zu den Aufgaben des Elementarbereichs die ganzheitliche Förderung des Kindes in der Entwicklung seiner Persönlichkeit durch informelle, erkundende und spielerische Lernformen. Im Sinne eines Kontinuums greift die Primarstufe individuelle Lern- und Bildungserfahrungen in der Schuleingangsphase auf, führt sie alters- und entwicklungsgemäß fort und leitet behutsam Formen systematischen Lernens und Arbeitens an.
Da in allen Fächern der Primarstufe fachliches und sprachliches Lernen eng miteinander verknüpft sind, ist es die gemeinsame Aufgabe und Verantwortung aller Fächer, die bildungssprachlichen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler als wichtige Voraussetzung zum Lernen und für den Schulerfolg zu entwickeln und zu stärken. Mehrsprachigkeit wird dabei als Ressource für die sprachliche Bildung verstanden.
Im Rahmen des allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule unterstützt der Unterricht im Fach Sachunterricht die Entwicklung einer mündigen und sozial verantwortlichen, für ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben einstehenden Persönlichkeit. Das Fach leistet weiterhin Beiträge zu fachübergreifenden Querschnittsaufgaben in Schule und Unterricht, hierzu zählen u. a.
- Menschenrechtsbildung,
- politische Bildung und Demokratieerziehung,
- Medienbildung und Bildung für die digitale Welt,
- Verbraucherbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung,
- geschlechtersensible Bildung,
- kulturelle und interkulturelle Bildung.
Die inhaltlichen Kooperationen mit anderen Fächern und Lernbereichen sowie außerschulisches Lernen und Kooperationen mit außerschulischen Partnern können sowohl zum Erreichen und zur Vertiefung der jeweils fachlichen Ziele als auch zur Erfüllung übergreifender Aufgaben beitragen.
Der vorliegende Lehrplan ist so gestaltet, dass er Freiräume für Vertiefung, schuleigene Projekte und die Beachtung aktueller Entwicklungen lässt. Die Umsetzung der verbindlichen curricularen Vorgaben in schuleigene Vorgaben liegt in der Gestaltungsfreiheit – und Gestaltungspflicht – der Fachkonferenzen sowie der pädagogischen Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer. Damit ist der Rahmen geschaffen, gezielt Kompetenzen und Interessen der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und zu fördern bzw. Ergänzungen der jeweiligen Schule in sinnvoller Erweiterung der Kompetenzen und Inhalte zu ermöglichen.