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2 Prozessbezogene Bereiche, inhaltsbezogene Bereiche und verbindliche Kontexte

Die in Kapitel 1 beschriebene übergreifende fachliche Kompetenz wird ausdifferenziert, indem prozessbezogene Bereiche und inhaltsbezogene Bereiche ausgewiesen werden. Dieses analytische Vorgehen erfolgt, um die Strukturierung der fachlichen Prozesse einerseits sowie der fachlichen Gegenstände andererseits transparent zu machen. In konkreten Lern- und Anforderungssituationen werden beide Seiten miteinander verknüpft.

Bild Kompetenzübersicht

Prozessbezogene Bereiche repräsentieren die Grunddimensionen des fachlichen Handelns. Sie dienen dazu, die einzelnen Teiloperationen entlang der fachlichen Kerne zu strukturieren und für die am Lehr-Lern­prozess Beteiligten zu verdeutlichen.

Inhaltsbezogene Bereiche systematisieren mit ihren jeweiligen Schwerpunkten die im Unterricht der Hauptschule unverzichtbaren fachlichen Gegenstände und sind die verbindliche Grundlage für die inhaltliche Ausrichtung des Lehrens und Lernens.

Konkrete Lern- und Anforderungssituationen verknüpfen fachliche Prozesse und fachliche Gegenstände. Sie werden von den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort im Rahmen der Absprachen der Fachkonferenz gestaltet.

Verbindliche Kontexte gewährleisten den Beitrag des Mathematikunterrichts der Hauptschule zur Lebensplanung und zur Berufsorientierung.

2.1 Prozessbezogene Bereiche und inhaltsbezogene Bereiche

Der Mathematikunterricht an der Hauptschule soll bei den Schülerinnen und Schülern die für den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 bzw. für den Mittleren Schulabschluss verbindlichen mathematischen Kompetenzen in dem Umfang und der Höhe aufbauen, wie sie in den Bildungsstandards der KMK vorgesehen sind. Mit der Zielperspektive eines allgemeinbildenden Mathematikunterrichts lassen sich durch eine Analyse der Geschichte und Struktur der Disziplin und der Befunde zum Lehren und Lernen von Mathematik zentrale prozessbezogene Bereiche und zentrale inhaltsbezogene Bereiche identifizieren, die das curriculare Grundgerüst des Faches darstellen:

Prozessbezogene Bereiche

(fachliche Prozesse)

Inhaltsbezogene Bereiche

(fachliche Gegenstände)

Bild Modellieren Modellieren Bild Arithmetik Arithmetik/Algebra
Bild Problemlösen Problemlösen Bild Geometrie Geometrie
Bild Argumentieren Argumentieren Bild Funktion Funktionen
Bild Kommunizieren Kommunizieren Bild Stochastik Stochastik
Bild Werkzeuge Werkzeuge nutzen
Prozessbezogene Bereiche
Inhaltsbezogene Bereiche

„Mathematik können“ auf dem Niveau dieses Kernlehrplans bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler die in 2.1.1 beschriebenen Prozesse (vollständig) mit den in 2.1.2 enthaltenen fachlichen Gegenständen (ihrem curricularen Alter entsprechend) ausüben können.

2.1.1 Prozessbezogene Kompetenzen

In den fünf prozessbezogenen Bereichen werden die für das Fach charakteristischen Prozesse Modellieren, Problemlösen und Argumentieren sowie die unterstützenden Prozesse Kommunizieren und Werkzeuge nutzen mit verbindlichen Kompetenzerwartungen dargestellt.

Eine Progression hinsichtlich der mit den Prozessen verbundenen Anforderungshöhe resultiert kaum aus den Prozessen selbst. Vielmehr können Schülerinnen und Schüler die Prozesse schon zu Beginn der Sekundarstufe I im Wesentlichen vollständig ausüben. Die beim fachlichen Handeln beobachtbaren Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Schülerinnen und Schülern lassen sich – neben entwicklungspsychologischen Faktoren – überwiegend auf die Progression in den inhaltsbezogenen Bereichen zurückführen.

Die Progression in den inhaltsbezogenen Bereichen wird in Kap. 2.1.2 dargestellt. Entwicklungspsychologische Faktoren sind bezüglich der mathematischen Prozesse wirksam, da mit zunehmendem Alter der Schülerinnen und Schüler auch deren Abstraktionsfähigkeit und die Fähigkeit, eigene Lernprozesse zu reflektieren (Metakognition), zunimmt. Darüber hinaus werden die Situationen der Weltbegegnung vielfältiger und differenzierter, so dass mehr und komplexere Situationen zugänglich werden. Diese tendenziell mit dem Alter der Kinder und Jugendlichen wachsenden Möglichkeiten bedingen eine Progression bei den prozessbezogenen Kompetenzen bis zum Ende der Sekundarstufe I.

Eine abschlussbezogene Differenzierung mathematischer Kompetenz in der Doppeljahrgangsstufe 9/10 ergibt sich wiederum aus der entsprechenden Differenzierung in den inhaltsbezogenen Bereichen. Daher wird bei der Darstellung der prozessbezogenen Kompetenzen nicht nach Doppeljahrgangsstufen differenziert. Eine Differenzierung zwischen den beiden Abschlussniveaus ist nur im Bereich Werkzeuge nutzen ausgewiesen. Dies betrifft den Einsatz Dynamischer-Geometrie-Software, der eng mit der inhaltsbezogenen Differenzierung im Gebiet Geometrie verbunden ist.

Modellieren
Problemlösen
Argumentieren
Kommunizieren
Werkzeuge nutzen

2.1.2 Inhaltsbezogene Kompetenzen am Ende der Doppeljahrgangsstufen 5/6, 7/8 und 9/10

Die folgenden Kompetenzerwartungen beschreiben in den vier inhaltsbezogenen Bereichen einen verbindlichen Kern für den Mathematikunterricht an Hauptschulen. Es liegt in der Verantwortung der Fachkonferenzen und der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer an geeigneten Stellen inhaltliche Vertiefungen oder Ergänzungen vorzunehmen. Dies soll vor allem mit Blick auf die mathematischen Prozesse geschehen.

Die Kompetenzerwartungen sind innerhalb der Bereiche für das Ende der Doppeljahrgangsstufen 5/6, 7/8 und 9/10 formuliert. Dabei werden für das Ende der Doppeljahrgangsstufen 7/8 und 9/10 Erwartungen benannt, die über den gemeinsamen Sockel hinaus für die E-Kurse bzw. für das Abschlussniveau Mittlerer Schulabschluss verbindlich sind.

Die für die Doppeljahrgangsstufen ausgewiesenen Kompetenzerwartungen berücksichtigen über die gesamte Sekundarstufe I hinweg für jeden Bereich den kumulativen Aufbau mathematischer Kompetenz nach dem Spiralprinzip. Dies bedeutet, dass einzelne inhaltliche Stränge, wie z. B. Berechnungen an ebenen Figuren oder der Umgang mit Daten, in jeder Doppeljahrgangsstufe präsent sind. Im Unterricht sollen fachliche Gegenstände in den höheren Jahrgangsstufen wieder aufgegriffen und vertieft betrachtet werden. Auch sollen in den unteren Jahrgangsstufen aus dem aktuellen fachlichen Gegenstand heraus propädeutisch Betrachtungen durchgeführt werden, die erst in späteren Jahrgangsstufen systematisiert werden. Dieser inhaltliche Aufbau ermöglicht eine intelligente Abfolge von Erarbeiten, Üben und Wiederholen.

Die folgenden inhaltsbezogenen Kompetenzerwartungen erfordern im Unterricht die Bearbeitung entsprechender fachlicher Gegenstände im Sinne der typischen mathematischen Prozesse (Modellieren, Problemlösen und Argumentieren) und der unterstützenden Prozesse (Kommunizieren und Werkzeuge nutzen) sowie die Vernetzung der vier inhaltsbezogenen Bereiche untereinander. Dies bedeutet insbesondere, dass alle fachlichen Gegenstände in ihrem potenziellen Beitrag zur Lösung alltäglicher außermathematischer Problemstellungen erfahrbar werden. Rechentechniken haben in diesem Zusammenhang eindeutig eine dienende Funktion und stellen keinen Selbstzweck dar.

Kompetenzerwartungen Arithmetik/Algebra
Kompetenzerwartungen Geometrie
Kompetenzerwartungen Funktionen
Kompetenzerwartungen Stochastik

2.2 Verbindliche Kontexte

Im Mathematikunterricht der Hauptschule sollen Begriffe, Zusammenhänge und Verfahren vor allem aus außermathematischen Kontexten heraus entwickelt werden bzw. in solchen Kontexten angewendet werden. Die konkrete Auswahl entsprechender Kontexte ist Aufgabe der Fachkonferenzen und der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer.

Der Mathematikunterricht an der Hauptschule soll über die Entwicklung primär fachbezogener Kompetenzen hinaus wesentliche Beiträge für die Lebensplanung und die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler leisten. Dies geschieht, indem die Schülerinnen und Schüler im Mathematikunterricht erfahren können,

  • wie mathematische Kompetenzen bei der Lebensplanung – vor allem beim quantitativen Umgang mit Ressourcen (z. B. Geld, Zeit, Werkstoffe) – helfen können und
  • welche mathematischen Kompetenzen in unterschiedlichen Berufsfeldern benötigt und angewendet werden.

Darüber hinaus kann der Mathematikunterricht dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler sich –vorrangig mithilfe quantitativer, statistischer Daten (u. a. Arbeitsmarktdaten und Berufsprofile) – differenziert über verschiedene Berufe informieren.

Dieses Ziel kann vor allem durch die Auswahl geeigneter Kontexte für den Mathematikunterricht erreicht werden. Die folgende Übersicht enthält einige zentrale Kontexte für die Lebensplanung und die Berufsorientierung, die verbindlich für den Mathematikunterricht an der Hauptschule sind. Über diese wenigen verbindlichen Kontexte hinaus ist es Aufgabe der Fachkonferenzen und der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer, weitere für die oben genannten Zielsetzungen relevante Kontexte mit Blick auf die Bedürfnisse der jeweiligen Lerngruppe und der einzelnen Schülerinnen und Schüler auszuwählen.

Die verbindlichen Kontexte werden in der Übersicht den Doppeljahrgangsstufen 5/6, 7/8 und 9/10 zugewiesen. Dabei wurde jeweils die thematische Nähe zu inhaltsbezogenen Kompetenzerwartungen (Kap. 2.1.2) berücksichtigt. Wenn mit Blick auf die langfristige Unterrichtsplanung vor Ort (z. B. im Sinne fächerverbindenden Unterrichts) eine Thematisierung in anderen Doppeljahrgangsstufen pädagogisch sinnvoll ist, darf entsprechend begründet von der Übersicht abgewichen werden. Dabei muss aber sichergestellt sein, dass alle verbindlichen Kontexte im Verlauf der Sekundarstufe I thematisiert werden.

Übersicht über verbindliche Kontexte

Alle hier genannten verbindlichen Kontexte haben auch in anderen Fächern bzw. Lernbereichen eine besondere Relevanz. Die Thematisierung der verbindlichen Kontexte muss also fächerübergreifend erfolgen. So wird gewährleistet, dass für die Lebensplanung und die Berufsorientierung wichtige Kontexte nicht einseitig aus der Perspektive eines Fachs erscheinen.

2.3 Hinweise für einen sprachsensiblen Fachunterricht

Fachliches Lernen und sprachliches Lernen sind untrennbar miteinander verbunden. Sprache besitzt dabei eine besondere Bedeutung – zum einen für die fachliche Kommunikation, zum anderen aber auch für die fachlichen Verstehensprozesse und die begriffliche Erfassung von Welt. Das Denken in funktionalen Zusammenhängen etwa ist Schülerinnen und Schülern nur dann adäquat möglich, wenn sie über entsprechende sprachliche Mittel verfügen („Wie verändert sich …, wenn sich … verändert / immer größer wird / immer kleiner wird?“).

Sprachkompetenzentwicklung in Mathematik beschränkt sich somit keineswegs auf den Kompetenzbereich Kommunikation, sondern bestimmt alle Lernprozesse wesentlich mit. Bei der Auseinandersetzung mit fachtypischen Phänomenen müssen die jeweils förderlichen sprachlichen Mittel berücksichtigt werden. Dabei spielen die folgenden Sprachhandlungen eine zentrale Rolle. In der abschließenden Tabelle sind auf der Wortebene, der Satzebene und der Textebene einige Konventionen des fachlichen Sprachgebrauchs exemplarisch zusammengestellt.

Benennen, Definieren, Beschreiben

  • Erfassen und präzises Bezeichnen fachlich relevanter Aspekte und Unterrichtsgegenstände (z. B. Objekte, Prozesse, Ereignisse, Themen und Problemstellungen der realen Welt und zugehöriger mathematischer Idealisierungen) anhand von fachbezogenen Begriffen

Berichten

  • angemessene Wiedergabe mithilfe sachlicher Wortwahl (Vermeidung subjektiver Eindrücke) auch unter Verwendung von Fachsprache
  • Nutzung des richtigen Tempusgebrauchs bei der Wiedergabe von vergangenen bzw. gültigen Ereignissen, Erlebnissen und Vorgängen
  • Abstimmung des Informationsgehalts sowie der Abfolge von Informationen auf den konkreten Zweck des Berichts

Erklären, Erläutern

  • angemessene Verbalisierung von Zusammenhängen, z. B. Beachtung logischer Verknüpfungen, adäquater Nebensatzkonstruktionen, Herstellung zeitlicher Bezüge
  • Generalisierung von Zusammenhängen unter Beachtung vergangener und zukünftiger Prozesse und Ereignisse durch Präsensgebrauch und bestimmte Formulierungen, die vom Konkreten abweichen, z. B. im Allgemeinen, dann gilt, daraus folgt
  • sachliche Äußerung unter Verwendung eines nicht emotionalen Sprachstils

Bewerten, Beurteilen

  • überzeugendes Vertreten der eigenen Position durch klare adressatenbezogene Sprache
  • Beurteilung und Bewertung z. B. von Sachverhalten, Ereignissen und Verhaltensweisen unter Verwendung begründender Formulierungen

Argumentieren, Stellung beziehen

  • Unterscheidung zwischen faktengestützten Aussagen und Annahmen durch Erkennen bzw. eigene Verwendung sprachlicher Signale, die die Validität untermauern, abschwächen oder widerlegen, z. B. wahrscheinlich, bestimmt, vermutlich, eventuell
  • Untermauern der eigenen Position durch Formulierung von Begründungen, Abwägung, Verknüpfung, z. B. zwar, jedoch, aber, dennoch, durchaus
Konventionen des fachlichen Sprachgebrauchs
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