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Anhang - Hinweise zur Sprachkompetenzentwicklung im Fachunterricht

Der Unterricht in allen Fächern trägt zur Sprachbildung bei. Insbesondere der Deutschunterricht entwickelt und erweitert Basiskompetenzen in den Bereichen der gesprochenen sowie der geschriebenen Sprache, auf die der Unterricht in anderen Fächern zurückgreifen kann.

Jedes auch fachliche Lernen ist Lernen durch Sprache und von Sprache. In diesem Sinne sichert der sprachsensible Fachunterricht die Voraussetzungen für die eigenen fachrelevanten kognitiven und kommunikativen Prozesse. Die folgenden Übersichten zeigen – im Sinne einer Hilfestellung – Ansatzpunkte für den sprachsensiblen Fachunterricht auf.

Benennen, Definieren

  • Erfassen und präzises Bezeichnen fachlich relevanter Aspekte und Unterrichtsgegenstände anhand von adäquaten Begriffen

Berichten

  • objektive Wiedergabe mithilfe sachlicher Wortwahl (Vermeidung subjektiver Eindrücke) auch unter Verwendung von Fachsprache
  • Beachtung des richtigen Tempusgebrauchs bei der Wiedergabe von vergangenen bzw. gültigen Ereignissen, Erlebnissen und Vorgängen
  • Abstimmung des Informationsgehalts sowie der Abfolge von Informationen auf den konkreten Zweck des Berichts

Erklären, Erläutern

  • Berücksichtigung sprachlicher Elemente, um fachliche Wirkungsrelationen herzustellen und zu verbalisieren (z. B. Beachtung logischer Verknüpfungen, adäquater Nebensatzkonstruktionen, Herstellung zeitlicher Bezüge)
  • Generalisierung von Ursache-/Wirkungsrelationen unter Beachtung vergangener und zukünftiger Prozesse und Ereignisse durch Präsensgebrauch und bestimmte Formulierungen, die vom Konkreten abweichen (z. B. im Allgemeinen, dann gilt, daraus folgt)
  • sachliche Äußerung unter Verwendung eines adäquaten Sprachstils (z. B. eindeutig, distanziert, nicht polemisch)

Bewerten, Beurteilen

  • überzeugendes Vertreten der eigenen Position durch klare adressatenbezogene Sprache
  • Beurteilung und Bewertung z. B. von Sachverhalten, Ereignissen und Verhaltensweisen unter Verwendung begründender Formulierungen (z. B. weil)

Argumentieren, Stellung beziehen

  • Unterscheidung zwischen faktengestützten Aussagen und Annahmen durch Erkennen bzw. eigene Verwendung sprachlicher Signale, die die Validität untermauern, abschwächen oder widerlegen (z. B. wahrscheinlich, bestimmt, vermutlich, eventuell)
  • Untermauern der eigenen Position z. B. durch Formulierung von Begründungen, Abwägung, Verknüpfung (z. B. zwar, jedoch, aber, dennoch, durchaus)

Wortebene

  • Unterscheidung zwischen Umgangs- und Standardsprache (z. B. Reli/Religion, Kommijon/Kommunion, krass/mächtig, Power/Macht, Ansage machen/verkündigen, keiner/niemand, was/etwas, egal/gleichgültig)
  • Möglichkeiten der präziseren Begrifflichkeit, Nuancierung und Differenzierung des standardsprachlichen Wortschatzes durch Adjektive, durch Adverbien, durch adverbiale Ergänzungen (z. B. Adjektive: typisch, heftig, gut; Adverbien: dorthin, vermutlich, bergauf; adverbiale Ergänzungen: Die Jünger sind den ganzen anstrengenden Weg zu Fuß gegangen. Das Konzil hat die Entscheidung ohne eine einzige Gegenstimme getroffen.)
  • sachbezogener und fachsprachlicher Wortschatz
  • Bedeutungsänderung in fachsprachlichen Kontexten (z. B. Jesus ist für mich gestorben; Gefolgschaft; betteln und bitten)
  • Bedeutungen von Abkürzungen, (Karten-)Symbolen, Ziffern, Buchstaben, Sonderzeichen (z. B. AT, NT, Kapitel der Bibel (z. B. Gen etc.) v. Chr., n. Chr., Ichtys, f. und ff., ??)
  • Verdichtung durch Nominalisierungen (z. B. Im Abendmahlsaal setzt Jesus im Rahmen des Passahmahles die Eucharistie ein. = Jesus geht mit seinen Jüngern in einen Raum, hält dort das Passahmahl mit ihnen und setzt die Eucharistie ein.)

Satzebene

  • komplexere Satzkonstruktionen, um Zusammenhänge und Beziehungen darzustellen (zeitlich, z. B. danach; begründend, z. B. wenn … dann; bedingend, z. B. unter der Voraussetzung, dass …)
  • funktionsgerechte sprachliche Signale (z. B. Signale der Thesenformulierung, der Gegenüberstellung, des Belegens, des Abwägens, der Schlussfolgerung, der alternativen Möglichkeiten)
  • fachliche Konventionen:
    • Tempusgebrauch (z. B. Präsens bei der Zusammenfassung von Inhalten, Beschreibungen)
    • Konjunktivgebrauch (z. B. Annahmen, Gedankenexperimente, indirekte Rede, Distanzierung, Übernehmen fremder Gedanken)
  • Sachverhalte entpersonalisieren durch Passiv; durch unpersönliches Subjekt (z. B. Die Bedeutung Jesu wird dadurch besonders hervorgehoben. Der christliche Glaube existiert in Gestalt unterschiedlicher Konfessionen. Der Einfluss der Religionen zeigt sich vor allem darin, dass …, es, man)

Textebene

  • Globale Kohärenz: inhaltlicher Gesamtzusammenhang, „roter Faden“ eines Textes: z. B. schlüssige, bruchlose Darstellung von Zusammenhängen, Berücksichtigung inhaltlicher und sprachlicher Zusammenhänge, die rückverweisende bzw. eindeutige Verwendung eines Pronomens auf den vorherigen Absatz
  • Adressat: z. B. Sprachstil den Rezipienten anpassen; Ziel: z. B. werbend, informierend; Situation: z. B. Informationsstand bekannt/unbekannt -> ggf. vorheriges Erklären von Fachbegriffen
  • Berücksichtigung fachspezifischer Textsorten (z. B. Gleichnis, Parabel, Psalm)
  • Unterscheidung zwischen Schriftsprache und gesprochener Sprache

schriftlich

keine unmittelbare Situations- und Handlungseinbindung

Planungszeit (Zeit für die Wahl von Formulierungen)

Wahrnehmungsraum oft nicht identisch ( deshalb z.B. im Altarraum …, Gen 1,1, auf der gegenüberliegenden Seite, im Anschluss daran …)

keine weiteren Informationsträger

Exaktheit der Begriffe (z. B. das Matthäus-Evangelium, niemand, etwas, gleichgültig)

mündlich

Situations- und Handlungseinbindung

Flüchtigkeit (spontane Wortwahl)

gemeinsamer Wahrnehmungsraum (deshalb z. B. hier, ganz vorne am Anfang, da drüben, dann)

weitere Informationsträger (z. B. Gestik, Mimik, Tonfall)

größere Toleranz in der Begrifflich keit (z. B. das erste vorne, keiner, was, egal)

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