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Anhang - Hinweise zur Sprachkompetenzentwicklung im Fach Musik

Hinweise zur Sprachkompetenzentwicklung im Fach Musik

Der Unterricht in allen Fächern trägt zur Sprachbildung bei. Insbesondere der Deutschunterricht entwickelt und erweitert Basiskompetenzen in den Bereichen der gesprochenen sowie der geschriebenen Sprache, auf die der Unterricht in anderen Fächern zurückgreifen kann.

Jedes auch fachliche Lernen ist Lernen durch Sprache und von Sprache. In diesem Sinne sichert der sprachsensible Fachunterricht die Voraussetzungen für die eigenen fachrelevanten kognitiven und kommunikativen Prozesse.

Sprache besitzt im Fach Musik eine besondere Bedeutung durch ihre Funktion als notwendiges Hilfsmittel für Verstehens- und Ausdrucksprozesse. In der aktiven Auseinandersetzung mit fachlichen Prozessen, Inhalten und Ideen wiederum erweitert sich der vorhandene Wortschatz, und es entwickelt sich ein zunehmend differenzierter und bewusster Einsatz von Sprache. Dieses bietet Möglichkeiten, Konzepte sowie eigene Wahrnehmungen, Gedanken und Interessen angemessen darzustellen.

In allen Kompetenzbereichen des vorliegenden Lehrplans sind Erwartungen zu Sprachhandlungen aufgeführt, die sich gleichermaßen auf die Bereiche Lesen und Hören als auch auf die Bereiche Sprechen und Schreibenbeziehen.

Die folgenden Übersichten zeigen – im Sinne einer Hilfestellung – Ansatzpunkte für den sprachsensiblen Unterricht auf.

Benennen, Beschreiben

  • Angemessene Auswahl und korrekte Verwendung von Fachbegriffen bzw. Fachwörtern (z.B. graphische Notation, Sonate, Menuett, Rondo, Largo, da Capo Improvisation, Akkorde, Cluster, Tempo, Dynamik, Klangfarbe etc.)
  • Nachvollziehbare, objektive Beschreibung musikalischer Phänomene, subjektiver Prozesse (Wahrnehmungen, Handlungen, Gestaltungsabläufe) mithilfe sachlicher und fachlich angemessener Wortwahl, d.h. klare Unterscheidung zwischen Fakten und subjektiven Deutungen

Analysieren, Deuten, Erklären

  • Verwendung von typischen Beispielen für Gestaltungskonzepte und -prozesse
  • Verwendung sprachlicher Elemente, um musikalische Zusammenhänge zu verdeutlichen (z. B. Analyse und Deutung von Musik)
  • Präsensgebrauch bei Schlussfolgerungen und Verallgemeinerungen (z. B. im Allgemeinen, dann gilt, daraus folgt)
  • Sachliche und eindeutige Formulierungen unter Verwendung eines adäquaten Sprachstils (u.a. Vermeidung von Anthropomorphismen, subjektiven Werturteilen, Polemik)

Einordnen, Bewerten:

  • Unterscheidung zwischen faktengestützten Aussagen und Vermutungen durch Erkennen bzw. eigene Verwendung sprachlicher Signale zum Grad der Sicherheit einer Aussage (z. B. eindeutig, ohne Zweifel, wahrscheinlich, bestimmt, vermutlich, schätzungsweise, eventuell)
  • Beurteilung und Bewertung z. B. von Analyseergebnissen, Interpretationen und Darstellungen mit Bezug auf Kriterien und unter Verwendung bewertender Formulierungen (z. B. sinnvoll, zielführend, unzulässig, zutreffend, widersprüchlich)
  • Überzeugendes Vertreten der eigenen Position durch klare adressatenbezogene Sprache
  • Abgrenzung von anderen Positionen und Untermauern der eigenen Position durch Angabe von Gemeinsamkeiten und Unterschieden unter Verwendung von vergleichenden oder relativierenden Formulierungen (z. B. in Übereinstimmung mit, im Gegensatz zu, anders als, zwar, jedoch, aber, dennoch, durchaus, einverstanden, fragwürdig)

Für den Unterricht im Fach Musik ist zwischen drei Sprachformen zu unterscheiden, die jeweils auf das Verständnis unterschiedlicher Adressatengruppen ausgerichtet sind:

  • Die Alltagssprache ist häufig emotional, ungenau und mehrdeutig. Bedeutungen sind oft stark kontextabhängig. Ihre Verwendung im Unterricht kann Verstehensprozesse erschweren.
  • Die Fachsprache strebt eindeutige, objektive Aussagen an, die in weiten Teilen unabhängig von konkreten Kontexten sind. Sie ist häufig stark formalisiert. Ihre nicht Adressaten gerechte Verwendung kann Verstehensprozesse erschweren.
  • Die Unterrichtssprache vermittelt zwischen Fachsprache und Alltagssprache, indem sie diese präzisiert und schrittweise durch neue Begriffe erweitert.

In der folgenden Tabelle sind exemplarisch auf verschiedenen sprachlichen Ebenen Elemente zusammengestellt, die für ein passives und aktives Verständnis einer musikbezogenen Unterrichtssprache Bedeutung haben.

Wortebene

  • Vermeidung von Alltagssprache (z. B.sehr laut“ statt „voll laut“, „gleichgültig“ statt „egal“)
  • Präzise Begrifflichkeit, Nuancierung und Differenzierung
    • durch Adjektive (z. B. eintönig, abwechslungsreich, angenehm, bekannt,
      zögernd, rhythmisch, einstimmig, temperamentvoll, stockend, gefühlvoll)
    • durch Adverbien (z. B. zuvor, vermutlich, anscheinend, schließlich)
    • durch einen sachbezogenen und fachsprachlichen Wortschatz
    • durch die Verwendung einer fachlichen Symbolsprache als Kurzform von sprachlichen Formulierungen
    • durch die „Übersetzung“ von Symbolen, rezeptiven Wahrnehmungen und Ausdrucksformen in sprachliche Formulierungen und umgekehrt
  • Bedeutungsunterschiede in alltagssprachlichen und fachsprachlichen Kontexten (z. B. Noten, Takt, Sekunde, Seite/Saite...)
  •  Bedeutungen von musikspezifischen Abkürzungen, Symbolen und Zeichen
    (z. B. pp, mf,rit., E-Git., Xyl., As-Dur bzw

Satzebene

  • Satzkonstruktionen, um Zusammenhänge und Beziehungen darzustellen (z. B. danach, wenn… dann, unter der Voraussetzung, dass…)
  • Funktionsgerechte sprachliche Signale (z. B. Signale der Thesenformulierung (ich behaupte …), der Gegenüberstellung (im Gegensatz dazu…), des Belegens (…zeigt eindeutig…), des Abwägens (einerseits …, andererseits …), der Schlussfolgerung (also …),
  • fachlich korrekter Gebrauch von Tempus (z. B. Präsensbei der Erläuterung von Prozessen) und Konjunktiv (z. B. bei Annahmen, Hypothesen, Gedankenexperimenten, indirekter Rede, Bezug auf fremde Gedanken)
  • Texte mit Formulierungen im Passiv; unpersönliches Subjekt (z. B. es ist zu hören..., man unterscheidet...)

Textebene

  • Inhaltlicher Gesamtzusammenhang, „roter Faden“ eines Textes (z. B. schlüssige, bruchlose Darstellung von Zusammenhängen, Berücksichtigung inhaltlicher und sprachlicher Zusammenhänge, die rückverweisende bzw. eindeutige Verwendung eines Pronomens auf den vorherigen Absatz)
  • Adressatengerechte Kommunikation: z. B.Berücksichtigung der sprachlichen Möglichkeiten und inhaltlichen Interessen der Beteiligten
    • zielorientiert: z. B. überzeugen, informieren
    • situationsorientiert: z. B.Informationsstand bekannt/unbekannt -> ggf. vorheriges Erklären von Problemen, Situationen, Fachbegriffen
  • Berücksichtigung fachspezifischer Textsorten (z.B. Partiturausschnitte, Hör-Protokolle, Gestaltungsbeschreibungen, Biographien, Artikel, Sachbuchtexte)
  • Unterscheidung zwischen Schriftsprache und gesprochener Sprache
schriftlich
keine unmittelbare Situations- und Handlungseinbindung
Zeit für die Wahl von Formulierungen
Wahrnehmungsraum oft nicht identisch (deshalb z. B. nach der 2. Pause …, in Takt 5…, im Anschluss an …)
keine weiteren Informationsträger
mündlich
Situations- und Handlungseinbindung
spontane Wortwahl
gemeinsamer Wahrnehmungsraum (deshalb z. B. hier, an dieser Stelle, jetzt)
weitere Informationsträger (z. B. Gestik, Mimik, Tonfall)
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