1 Aufgaben und Ziele des Faches
Fremdsprachenlernen mit dem Ziel individueller Mehrsprachigkeit gewinnt angesichts der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas und der Globalisierung stetig an Bedeutung. Der Fremdsprachenunterricht in den Bildungsgängen Abendgymnasium und Kolleg des Weiterbildungskollegs vermittelt sprachlich-kommunikative und interkulturelle Kompetenzen, die eine wichtige Voraussetzung für angemessenes und erfolgreiches Handeln im privaten wie beruflichen Leben sind.
Niederländisch ist die Sprache unserer unmittelbaren westlichen Nachbarn. Daher verfügen Abiturientinnen und Abiturienten mit guten niederländischen Sprachkenntnissen und in diesem Kontext erworbenen interkulturellen Kompetenzen beim späteren Eintritt in Universität und Beruf über besonders günstige Voraussetzungen. Sie können eher als andere eine Ausbildung oder ein Studium im Nachbarland aufnehmen, ein Praktikum absolvieren oder in Arbeits- und Ausbildungskontexten grenzüberschreitend interkulturell handeln. Der Niederländischunterricht im Weiterbildungskolleg kann eine Basis sein, um die vielfältigen und intensiven wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden und Belgien zu nutzen und ihnen kompetent zu begegnen.
Den gesellschaftlichen Anforderungen an Studierfähigkeit, Berufsorientierung und vertiefte Allgemeinbildung entsprechend ist der Niederländischunterricht im Weiterbildungskolleg dem Leitziel der interkulturellen Handlungsfähigkeit verpflichtet. Er ist wissenschafts- und berufspropädeutisch sowie persönlichkeitsbildend.
Grundlage für den Unterricht im Weiterbildungskolleg sind die spezifischen Rahmenbedingungen des Lernens in dieser Schulform. Die Eingangsvoraussetzungen der Studierenden werden durch ihre heterogenen und teilweise diskontinuierlichen Berufsund Lernbiografien geprägt. Der Unterricht am Weiterbildungskolleg ist somit in besonderer Weise der individuellen Förderung verpflichtet. Dabei geht es darum, die Potenziale jedes Einzelnen zu erkennen, zu entwickeln, zu fördern, auf die unterschiedlichen Lernerfahrungen der Studierenden einzugehen und den Bildungsverlauf durch systematische individuelle Beratung und Unterstützung zu begleiten. Dies korrespondiert mit dem Leitbild des aktiven kooperativen und selbstständigen Lernens. In diesem Sinne bietet der Unterricht vielfältige und anregungsreiche Lerngelegenheiten, in denen die Studierenden ihr Können und Wissen in gut organisierter und vernetzter Weise Aufgaben und Ziele des Faches erwerben, vertiefen und reflektieren sowie zunehmend mehr eigene Verantwortung für den Erwerb von Kompetenzen übernehmen. Dazu tragen auch Vorhaben bei, die den Unterricht für das Umfeld der Schule und Möglichkeiten persönlichen grenzüberschreitenden Austausches öffnen und die durch die räumliche Nähe zu den Niederlanden und Belgien einfach zu realisieren sind. Hierzu gehören etwa zeitlich begrenzte Projektphasen sowie den Unterricht begleitende Vorhaben (z.B. Exkursionen, Studienfahrten, internationale Begegnungen, Korrespondenzprojekte, Teilnahme an Wettbewerben, Felduntersuchungen). Studierende können dabei ihre unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrungen einbringen und sich gegenseitig Anregungen geben.
Als Orientierung für das Fremdsprachenlernen dient der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen1 ; er ermöglicht eine differenzierte Sicht auf die zu vermittelnden kommunikativen Kompetenzen.
Die verwandtschaftliche Nähe des Niederländischen zur deutschen und zur englischen Sprache ermöglicht in besonderer Weise die Reflexion über Sprache und über den Prozess des Sprachenlernens. Das ermöglicht einen verhältnismäßig schnellen Kompetenzzuwachs.
Der Erwerb sprachvergleichender, analytischer und metasprachlicher Strategien fördert auch die individuelle Mehrsprachigkeit und korrespondiert mit dem Leitbild des selbstständigen Lernens.
Innerhalb der von allen Fächern zu erfüllenden Querschnittsaufgaben trägt insbesondere auch der Niederländischunterricht im Rahmen der Entwicklung von Gestaltungskompetenz zur kritischen Reflexion geschlechter- und kulturstereotyper Zuordnungen, zur Auseinandersetzung mit Werten, zur Empathie und Solidarität, zum Aufbau sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch für kommende Generationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, und zur kulturellen Mitgestaltung bei. Darüber hinaus leistet er einen Beitrag zur interdisziplinären Verknüpfung von Kompetenzen, auch mit gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Feldern, sowie zur Vorbereitung auf berufliche Entwicklung und Studium.
Zur Erfüllung der Fremdsprachenpflicht wird Niederländisch am Weiterbildungskolleg als Einführung in die zweite Fremdsprache unterrichtet. Darüber hinaus können Studierende Niederländisch als Grundkurs in der Qualifikationsphase belegen.
Niederländisch als Einführung in die zweite Fremdsprache
Das Fach Niederländisch wird am Weiterbildungskolleg als Einführung in die zweite Fremdsprache unterrichtet. Die Kursorganisation und zeitliche Gestaltung werden in der APO-WbK geregelt.
Die Studierenden erwerben in der Einführung in die zweite Fremdsprache eine grundlegende interkulturelle fremdsprachliche Handlungskompetenz.
Am Ende der Einführung in die zweite Fremdsprache erreichen die Studierenden die Niveaustufe A2 des GeR.
Niederländisch als Grundkurs der Qualifikationsphase
Der Grundkurs der Qualifikationsphase vermittelt eine verlässliche Basis interkultureller fremdsprachlicher Handlungskompetenz.
Er bereitet unter konsequenter Berücksichtigung des Prinzips der Anwendungsorientierung auf Kommunikationssituationen in Alltag, Beruf und Studium vor und hat die Aufgabe, die Studierenden zu einer gelingenden Kommunikation in der Fremdsprache zu befähigen. Die Kursorganisation und zeitliche Gestaltung für einen Grundkurs werden in der APO-WbK geregelt.
Am Ende des Grundkurses der Qualifikationsphase erreichen die Studierenden die Niveaustufe B1 des GeR mit Anteilen von B2.
1 EUROPARAT – RAT FÜR KULTURELLE ZUSAMMENARBEIT (2001), Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen, hrsg. v. Goethe-Institut Inter Nationes u.a., Langenscheidt: Berlin u.a. Der Text ist abrufbar unter: http://www.goethe.de/referenzrahmen.