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GK Q2, Unterrichtsvorhaben VI: Was können wir von unserem Sozialstaat erwarten? – Politische Konzepte und Maßnahmen zur Erhaltung von Lebenschancen und sozialer Sicherheit

Fachdidaktische Idee:

Die Studierenden setzen sich in diesem Unterrichtsvorhaben mit der aktuellen Ausgestaltung des Sozialstaats, mit Reformkonzepten sowie deren Prämissen auseinander.

Die Teilhabe an sozialpolitischen Maßnahmen bzw. Kontroversen um die Sicherung von Lebenschancen und sozialer Absicherung gehören zur Lebenswirklichkeit der Studierenden des KTW. Viele von ihnen haben Erfahrungen mit sozialer Ungleichheit und Benachteiligungen, die aus milieuspezifischen Bedingungen, prekären Bildungs- und Berufschancen, Arbeitslosigkeit oder unsicheren Arbeitsverhältnissen resultieren. Auch die Debatte um die Ausgestaltung und Reform des Sozialstaats in Deutschland trifft - angesichts zukünftiger Lebens- und Berufschancen - auf die Interessen erwachsener Lerner. Das Unterrichtsvorhaben greift die Erfahrungen, Sichtweisen und Bewertungen der Studierenden auf und reflektiert diese vor dem Hintergrund der Grundprinzipien sozialer Sicherung und staatlicher Sozialpolitik sowie sozialwissenschaftlicher und politischer Kontroversen zur Ausgestaltung und Reform des Sozialstaates.

Ausgehend von der Frage nach dem Existenzminimum in Deutschland, deren Relevanz für die Schülerinnen und Schüler angesichts des Schulumfeldes des KTW angenommen werden darf, setzen sich die Lernenden in diesem Unterrichtsvorhaben sowohl mit der aktuellen Ausgestaltung des Sozialstaats (anhand der Hartz IV-Gesetzgebung) als auch mit grundlegenden Ansätzen in diesem Kontext (Gerechtigkeitsvorstellungen, politische Positionen zum Sozialstaat) auseinander, um die künftige Ausgestaltung des Sozialstaats fundiert beurteilen zu können. In methodischer Hinsicht kommen neben einer strukturierten Debatte, welche die sozialpolitische Kontroverse verlebendigt, arbeitsteilige Internetrecherchen zum Tragen. Dies ist angesichts der technischen Ausstattung, die das KTW bietet, möglich.

Übergeordnete Kompetenzen:

Sachkompetenz

- erläutern komplexere gesellschaftliche Strukturen und Prozesse (SK 2),

- analysieren Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen und Lebenssituationen – auch im interkulturellen Vergleich – sowie darauf bezogene politische Konzepte (SK 5),

- analysieren Erscheinungsformen, Ursachen und Auswirkungen verschiedener Formen von Ungleichheiten (SK 6).

Methodenkompetenz

- präsentieren Lösungsansätze, Alternativen oder Verbesserungsvorschläge zu einer konkreten gesellschaftlichen Problemstellung (MK 7),

- stellen sozialwissenschaftliche Probleme unter soziologischer Perspektive modellierend dar (MK 8),

- setzen selbstständig mediale Formen der Veranschaulichung und Dokumentation sozialer Phänomene ein (MK 10),

- analysieren soziologisch relevante Situationen und Texte im Hinblick auf die in ihnen wirksam werdenden Perspektiven und Interessenlagen sowie auf die Vernachlässigung alternativer Interessen und Perspektiven (MK 14),

- identifizieren eindimensionale und hermetische Argumentationen ohne entwickelte Alternativen (MK 15),

- ermitteln soziologische Positionen aus unterschiedlichen Materialien im Hinblick auf ihre Funktion zum generellen Erhalt der gegebenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung und deren Veränderung (MK 17),

- ermitteln typische Versatzstücke ideologischen Denkens (u.a. Vorurteile und Stereotypen, Ethnozentrismen, Chauvinismen, Rassismus, Biologismus) (MK 18),

- analysieren die soziokulturelle Standortgebundenheit des eigenen Denkens, des Denkens Anderer und der eigenen Urteilsbildung (MK 19),

- analysieren wissenschaftliche Modelle und Theorien im Hinblick auf die hinter ihnen stehenden Erkenntnis- und Verwertungsinteressen (MK 20).

Urteilskompetenz

- beurteilen exemplarisch eigene Handlungschancen und -alternativen sowie mögliche Folgen und Nebenfolgen von (sozial-)politischen Entscheidungen (UK 3),

- erörtern exemplarisch die gegenwärtige und zukünftige Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen unter Kategorien der Funktionalität und Legitimität sowie ihres Verhältnisses zur Tradition (UK 4),

- begründen den Einsatz von Urteilskriterien sowie Wertmaßstäben auf der Grundlage demokratischer Prinzipien des Grundgesetzes (UK 5).

Handlungskompetenz

- entwerfen für diskursive, simulative und reale soziale Handlungssituationen zunehmend komplexe Handlungspläne und übernehmen fach-, situationsbezogen und adressatengerecht die zugehörigen Rollen (HK 2),

- entwickeln aus der Analyse zunehmend komplexerer gesellschaftlicher Konflikte angemessene Lösungsstrategien und wenden diese an (HK 3),

- nehmen in diskursiven, simulativen und realen Aushandlungsszenarien des eigenen Erfahrungsraums einen Standpunkt ein und treffen Entscheidungen in Abwägung mit den Interessen anderer (HK 4).

Inhaltsbezug:

Inhaltsfelder:

IF 6: Soziale Ungleichheit und soziale Sicherung

IF 7: Soziologische Dimensionen der Kultur

Inhaltliche Schwerpunkte:

- Erscheinungsformen und Auswirkungen sozialer Ungleichheit,

- Sozialstaatliches Handeln,

- Soziale und kulturelle Teilhabe.

Vorhabenbezogene Konkretisierung:

Thema / Problemfragen

Fachdidaktische Ideen / Inhalte des Lern- und Arbeitsprozesses

Diagnostik / Methoden der Lernevaluation

Kompetenzen, zugleich Evaluationsindikatoren

Die Studierenden …

Materialbasis

Sequenz 1: Was gehört zu einem menschenwürdigen Leben? Grundbedürfnisse

- Was braucht der Mensch zum Leben?

- Wie und wodurch verändert sich das, was man zum Leben braucht?

- Wer ist für die Bereitstellung dieses Minimums verantwortlich?

- Problematisierung der Frage nach dem Existenzminimum in Deutschland anhand von Filmsequenzen und Fallbeispielen,

- Auseinandersetzung mit politischen Positionen zum Sozialstaat.

Diagnostik durch:

- Aufgreifen der Sichtweisen der Studierenden in Auseinandersetzung mit Materialien,

- Anwendung der ABC-Methode zu der Leitfrage: „Was gehört zu einem menschenwürdigen Leben? Was davon soll der Sozialstaat garantieren?“

Mögliche Diagnostikhypothesen:

- Differenzierte Sichtweisen zu einem möglichen Bedarfsminimum,

- verengte, undifferenzierte Vorstellungen zu Bedürfnissen und Teilnahmechancen.

Leistungsevaluation:

- Gesprächsbeiträge, Entwicklung eigenständiger Positionen,

- Präsentation von Arbeitsergebnissen und Kurzreferate.

Konkretisierte Kompetenzen:

- analysieren mit Hilfe des Erklärungskonzepts des kulturellen Kapitals und anderer Kapitalienbegriffe fallbeispielhaft Möglichkeiten sozialer und kultureller Teilhabe (SK IF 7),

- bewerten gesellschaftliche Entstrukturierungsvorgän-ge und Prekarisierungsprozesse in ihrer Auswirkung auf die Betroffenen und ihrer Bedeutung für den sozialen und politischen Zusammenhalt (UK IF 6),

- bewerten den Aufbau und Einsatz sozialen, ökonomischen, symbolischen und kulturellen Kapitals für die eigene und die gesellschaftliche Entwicklung (UK IF 7).

Übergeordnete Kompetenzen:

- präsentieren Lösungsansätze, Alternativen oder Verbesserungsvorschläge zu einer konkreten gesellschaftlichen Problemstellung (MK 7),

- stellen sozialwissenschaftliche Probleme unter soziologischer Perspektive modellierend dar (MK 8),

- identifizieren eindimensionale und hermetische Argumentationen ohne entwickelte Alternativen (MK 15).

Fallbeispiele, z.B. Filme oder journalistische Beiträge, zur Darstellung heutiger Lebensverhältnisse,

ausgewählte sozialwissenschaftliche oder politische Positionen zur Frage eines menschenwürdigen Existenzminimums in Deutschland.

Sequenz 2: Sozialstaat im Umbruch - Welche Möglichkeiten hat die Sozialpolitik, soziale Gerechtigkeit zu sichern?

- Sozialstaatgebot zwischen sozialer Fürsorge und Chancengerechtigkeit: Was kann Sozialpolitik bewirken?

- Das deutsche Sozialstaatsmodell - Wie funktioniert unser Sozialstaat?

- Wie sichert unser Sozialstaat soziale Gerechtigkeit?

- Ist das deutsche Sozialstaatsmodell nicht mehr finanzierbar und überholt?

- Warum steckt der Sozialstaat in der Krise?

- Welche Änderungen bringen die Reformen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?

- Welches Leben ermöglicht Hartz IV (Grundsicherung, Teilhabe, Selbstverwirklichung etc.)?

- Ist die Hartz-IV-Gesetzgebung gerecht?

- Annäherung an Problematik durch Präsentation von Fallbeispielen,

- Streitgespräch zur Auswertung,

- sozialwissenschaftliche Analysen in Auszügen zu Strukturen des Sozialstaates,

- Was ist eigentlich "gerecht"? Erarbeitung der Grundthesen und Prämissen verschiedener Gerechtigkeitsbegriffe (Leistungsgerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit),

- Internetrecherche,

- medial aufbereitete Präsentationen der Ergebnisse,

- Analyse der Struktur der politischen Haushalte, der Steuerbelastung, der Kostenträger usw.,

- sozialwissenschaftliche Analysen in Auszügen zu den Problemen des Sozialstaates im Zeichen von Globalisierung, Wandel der Arbeitswelt und demografischen Entwicklungen,

- Fallbeispiele, empirisches Material, Schaubilder zum Strukturwandel und zu Problemen des Sozialstaates,

- Internetrecherche und Bereitstellung von Materialien,

- Arbeitsteilige Gruppenarbeit und Präsentationen im Plenum,

- Anwendung der Hartz-IV-Gesetzgebung auf Einzelfälle,

- Bewertung der Hartz-IV-Leistungen mit Blick auf Gerechtigkeitsvorstellungen.

Diagnostik durch:

- Aufgreifen der Sichtweisen, Urteile der Studierenden,

- Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen, Vorurteilen, Stereotypen,

- Diagnostikhypothese: verengte, polarisierende Sichtweisen entsprechend sozialen Erfahrungen und Milieuzugehörigkeiten.

Lernevaluation über:

- Unterrichtsbeiträge,

- Präsentation und Diskussion einzelner Gerechtigkeitsvorstellungen.

Diagnostik durch:

- Auswertung von Karikaturen und Schaubildern.

Lernevaluation über:

- Unterrichtsbeiträge,

- Auswertungen der Materialien und Präsentationen in variabler Form.

Diagnostik durch:

- Vielfältiges Spektrum an Vorwissen und Sichtweisen, kontroverse Standpunkte entsprechend sozialen Prägungen,

- Aufgreifen von Einstellungen durch Karikaturen.

Lernevaluation durch:

- Dokumentation und Fallbearbeitung,

- Formulierung einer Stellungnahme zur Hartz-IV-Gesetzgebung unter Berücksichtigung von Gerechtigkeitsvorstellungen.

Konkretisierte Kompetenzen:

- beschreiben Grundprinzipien sozialer Sicherung und staatlicher Sozialpolitik (SK IF 6),

- erörtern die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Sozialpolitik (UK IF 6),

- beurteilen unterschiedliche Zugangschancen zu Ressourcen und deren Legitimation (UK IF 6).

Übergeordnete Kompetenzen:

- setzen selbstständig mediale Formen der Veranschaulichung und Dokumentation sozialer Phänomene ein (MK 10),

- ermitteln soziologische Positionen aus unterschiedlichen Materialien im Hinblick auf ihre Funktion zum generellen Erhalt der gegebenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung und deren Veränderung (MK 17),

- ermitteln typische Versatzstücke ideologischen Denkens (u.a. Vorurteile und Stereotypen, Ethnozentrismen, Chauvinismen, Rassismus, Biologismus) (MK 18),

- analysieren wissenschaftliche Modelle und Theorien im Hinblick auf die hinter ihnen stehenden Erkenntnis- und Verwertungsinteressen (MK 20),

- erörtern exemplarisch die gegenwärtige und zukünftige Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen unter Kategorien der Funktionalität und Legitimität sowie ihres Verhältnisses zur Tradition (UK 4).

Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung,

ggf. weitere Fachtexte zur Darstellung der Grundprinzipien sozialer Sicherung und staatlicher Sozialpolitik sowie der Sozialstaatsreformen in Deutschland

Filme zur Problematik,

Karikaturen.

Sequenz 3: Sozialstaat im Umbruch - Ein Streitgespräch zur grundsätzlichen Ausrichtung der Sozialpolitik am Beispiel einer sozialpolitischen Maßnahme

- Was kann und soll der Sozialstaat leisten?

- Erarbeitung politischer Positionen (Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Paritätischer Wohlfahrtsverband) zum Sozialstaat,

- Vorbereitung auf Rollenhandeln durch Rollenausschärfung und Entwicklung von Aushandlungsstrategien,

- Durchführung einer strukturierten Kontroverse zur Ausgestaltung des Sozialstaats und anschließende Reflexion.

Diagnostik:

- Vielfältiges Meinungsbild, kontroverses Spektrum an Urteilen und Positionen,

- Aufgreifen von Einstellungen durch Karikaturen.

Lernevaluation durch:

- Ergebnispräsentation, Gesprächsbeiträge,

- Teilnahme an einer strukturierten Kontroverse zur Ausgestaltung des Sozialstaats,

- Auswertung des Streitgesprächs in Hinblick auf Breite der Positionen und Argumentationen, Dialogfähigkeit, Berücksichtigung von Gegenargumenten, Konsistenz der Beurteilung,

- ideologiekritische Analyse einer politischen Position zum Sozialstaat.

Konkretisierte Kompetenzen:

- erörtern die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Sozialpolitik (UK IF 6).

Übergeordnete Kompetenzen:

- identifizieren eindimensionale und hermetische Argumentationen ohne entwickelte Alternativen (MK 15),

- analysieren die soziokulturelle Standortgebundenheit des eigenen Denkens, des Denkens Anderer und der eigenen Urteilsbildung (MK 19),

- beurteilen exemplarisch eigene Handlungschancen und -alternativen sowie mögliche Folgen und Nebenfolgen von (sozial-)politischen Entscheidungen (UK 3),

- begründen den Einsatz von Urteilskriterien sowie Wertmaßstäben auf der Grundlage demokratischer Prinzipien des Grundgesetzes (UK 5),

- entwickeln aus der Analyse zunehmend komplexerer gesellschaftlicher Konflikte angemessene Lösungsstrategien und wenden diese an (HK 3).

Karikaturen,

Politische Positionen zum Sozialstaat.

Zeitbedarf: 15 Stunden

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