Mentoring meint die Begleitung und beratende Unterstützung einer Schülerin oder eines Schülers durch eine in einem Fachgebiet erfahrenere Person, einen Mentor oder eine Mentorin, welche ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz teilt, um individuelle Lern-, Entscheidungs, und Entwicklungsprozesse bei ihren Mentees anzuregen. Mentoring-Programme werden schulintern oder extern angeboten. Sie finden im Tandem oder als Gruppen-Mentoring statt.
Mentorinnen und Mentoren sind:
Erwachsene (Adult-Mentoring), die durch ihre Lebens-, Berufs-oder Studienerfahrung Expertise besitzen.
Schülerinnen und Schüler (Peer-Mentoring), die auf einem bestimmten Gebiet besonders versiert sind, z. B. als Streitschlichter oder Lerncoach.
Mentor und Mentee gehen für einige Zeit eine vertrauensvolle inhalts- und zielbezogene Partnerschaft ein. Sie führen regelmäßig Gespräche über:
ein bestimmtes Fachgebiet, für das sich die Mentees interessiert,
persönliche Fragen und Möglichkeiten der Mentees sowie
Ziele, welche die Mentees sich selbst setzen.
Der Erfolg eines Mentoring-Programms ist an geeignete Teilnehmerinnen und Teilnehmer geknüpft. Geeignete Mentorinnen und Mentoren veraten und begleiten ihre Mentees zuverlässig.
Gute Mentorinnen und Mentoren
investieren die nötige Zeit in die Beratungsgespräche,
nehmen sich persönlich im Beratungsprozess zurück,
kommunizieren eindeutig und klar,
formulieren Kritik positiv und konstruktiv,
motivieren ihre Mentees,
handeln geduldig, flexibel, wertschätzend, hilfsbereit, verantwortungsbewusst gegenüber ihren Mentees,
arbeiten häufig ehrenamtlich.
Geeignete Mentees sind
an ihrer eigenen Entwicklung ernsthaft interessiert,
zielstrebig,
kooperationsbereit,
kritikfähig,
offen für Veränderung,
verantwortungsbewusst,
zuverlässig bezüglich der terminlichen und inhaltlichen Absprachen,
wertschätzend gegenüber dem Mentor bzw. der Mentorin.
Förderliche Faktoren für den Erfolg von Mentoring-Programmen sind
die Dauer (mindestens zwölf Monate),
das Alter der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler (möglichst zu einem frühen Zeitpunkt der Adoleszens),
die Qualität und positive Wahrnehmung der Beziehung zwischen den Beteiligten als unterstützend, nah, engagiert, authentisch, ermutigend, bedeutend, beständig.
Relevanz für die Praxis der individuellen Förderung
Ein gutes Mentoring-Programm ist ein außerunterrichtliches, passgenaues Instrument zur individuellen Förderung und Potenzialentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Durch den intensivierten persönlichen Austausch und konkrete Angebote in einem Fachbereich erweitern die Mentees ihr Wissen, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten. Mentoring trägt somit in positiver Weise zur Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler bei - sowohl der Mentees als auch, im Falle eines Peer-Mentorings, für die Mentorinnen und Mentoren. Mentoring-Programm eröffnen den Schulen Möglichkeiten der Profilierung des eigenen Schulprogramms und der Netzwerkbildung.
Mentoring unterstützt Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf
ihre sozio-emotionale Entwicklung durch das Trainieren und Anwenden entsprechender Fähigkeiten, z. B. Selbstbewusstheit, Selbststeuerung, Motivation, Empathie, soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit,
ihre kognitive Entwicklung durch einen individualisierten Erwerb fachspezifischen Wissens, besondereer Qualifikationen und Kompetenzen auf einem für den Mentee relevanten Fachgebiet und durch das Anwenden des in Schule erlernten Wissens in konkreten Situationen,
die Identitätsentwicklung der Mentees, sofern die Mentorin bzw. der Mentor ein gutes Vorbild ist und sich im Sinne der Zielvereinbarungen für ihre bzw. seine Mentees einsetzt.
Chancenwerk (Gesamtschule): Ein Konzept zum Mentoring von und für Schülerinnen und Schüler hat die Erich-Kästner-Schule Bochum entwickelt. Informationen und den Link zum Praxisbeispiel finden Sie auf der der folgendenSeite des Referenzrahmens Schulqualität.
Konzept der helfenden Hände/Förderwerkstatt (Realschule): An der Städtischen Realschule Waltrop werden Schülerinnen und Schüler zu Lernhelferinnen und Lernhelfern im Bereicht der Methoden und Selbstkompetenz ausgebildet. Weitere Informationen und den Link zum Praxisbeispiel finden Sie auf der folgendenSeite des Referenzrahmens Schulqualität.
Raufelder, D., & Ittel, A. (2012). Mentoring in der Schule: ein Überblick; theoretische und praktische Implikationen für Lehrer/-innen und Schüler/-innen im internationalen Vergleich. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung. Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research, 7(2), 147-160. Aufgerufen am 03.2.2022. Verfügbar unter: https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/38990
Stöger, H., Ziegler, A. & Schimke, D. (Hrsg.). (2009). Mentoring: Theoretische Hintergründe, empirische Befunde und praktische Anwendungen. Lengerich: Pabst Science Publishers