Scaffolding
Scaffolding (scaffold: Gerüst) meint die zeitlich begrenzte Unterstützung des Lernprozesses von Schülerinnen und Schülern bei der Bewältigung von Aufgaben, die sie ohne Hilfe noch nicht lösen könnten. Ziel ist dabei die Optimierung des Lern- und Entwicklungsprozesses. Gemäß des individuellen Kompetenzzuwachses reduziert die Lehrkraft sukzessive das Scaffolding und lässt es schließlich ganz weg.
Scaffolding beschreibt Hilfestellungen auf inhaltlicher und auf sprachlicher Ebene. Nach Gibbons lassen sich zwei Formen des Scaffolding unterscheiden: das curricular-systemische Scaffolding (designed oder macro scaffolding) und das interaktionale Scaffolding (contigent o. micro scaffolding):
Curricular-systemisches Scaffolding:
- Berücksichtigung der Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler bei der Planung eines Unterrichtsvorhabens
- wachsender Anspruch der zu lösenden Aufgaben im Laufe des Unterrichtsvorhabens durch den Übergang von konkreter Anschauung zu abstrahierender Distanz
Interaktionales Scaffolding (sprachliches Verhalten einer Lehrkraft innerhalb des Unterrichtsgeschehens):
- wachsender Anspruch durch den Übergang von Alltagssprache zu konzeptionell schriftlicher Ausdrucksweise:
- die Schülerinnen und Schüler ergänzen ihren Wortschatz durch neu erlernte, fachsprachliche Ausdrucksweisen
Relevanz für die Praxis
Scaffolding unterstützt die Schülerinnen und Schüler, neue Fähigkeiten, Fachwissen, Strategien sowie fachspezifische Arbeitsweisen zu erlernen und knüpft an die individuellen Bedarfe der Schülerinnen und Schüler an. Auf diese Weise optimiert es den Lernprozess und fördert selbstgesteuertes Lernen. Scaffolding zielt dabei vor allem auf Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten ab.
Auswirkungen auf die Lernleistung
• Die Schülerinnen und Schüler erlangen einen Zugang zu anspruchsvolleren Inhalten.
• Sie lernen, die neu erworbenen Inhalte in angemessener Form zu verbalisieren und sprachliche Kompetenzen auszubauen.
• Sie eignen sich neues Fachwissen, neue Fertigkeiten, Lernstrategien sowie fachspezifische Arbeitsweisen selbstständig an.
• Digitales Lernen wird optimiert durch Offenlegung von Bewertungsmaßstäben, differenzierte Anleitungen und Hinweise zu weiterführender Literatur (z.B. in Web-Quests)
Literaturhinweise
Gibbons, P. (2015): Scaffolding Language, Scaffolding Learning: Teaching English Language Learners in the Mainstream Classroom. 2nd Edition. Portsmouth: Heinemann.
Klewitz, Bernd (2017): Scaffolding im Fremdsprachenunterricht. Unterrichtseinheiten Englisch für authentisches Lernen. Tübingen: Narr-Francke.
Kniffka, Gabriele (2019): Scaffolding. Aufgerufen am 21.01.2023. Verfügbar unter: https://epub.ub.uni-muenchen.de/61965/
Kniffka, G. & Neuer, B. (2017): Sprachliche Anforderungen in der Schule. In H. Günther, G. Kniffka, G. Knoop & Th. Riecke-Baulecke (Hrsg.), Basiswissen Lehrerbildung: DaZ unterrichten (S. 46 ff.). Seelze: Klett-Kallmeyer.
Skerra, A. (2018), Scaffolding – Erfolgreich Sprache bilden und fördern im inklusiven Unterricht, Potsdam: ZEIF. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik: Scaffolding. Aufgerufen am 21.01.2023. Verfügbar unter: https://lexikon.stangl.eu/13399/scaffolding
https://www.zukunftsschulen-nrw.de/fileadmin/user_upload/homepage/landestagung-2022/TF10_-_PPT_-_UniBI.pdf Aufgerufen am 21.01.2023. https://www.lif-nrw.de/images/stories/Wiss._Begleitung/ZfB_-_GLOSSAR_und_LITERATUR_-_Arbeitsmaterial_1.pdf Aufgerufen am 21.01.2023.