Themenfeld 7: "Berufe"
Methodisch-didaktische Überlegungen
Telefonisches Bewerbungsgespräch
Die Schülerinnen und Schüler erhalten in der Sekundarstufe I die Aufgabe, sich um einen Praktikumsplatz und später ggf. um einen Ausbildungsplatz zu bewerben.
Ein simuliertes telefonisches Bewerbungsgespräch ist eine handlungsorientierte und authentische Methode, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, diese für sie ungewohnte Situation in einem geschützten Rahmen zu erproben. Wenn die Handys der Schülerinnen und Schüler genutzt werden, um ein „echtes Gespräch“ zu führen, können auch ggf. auftretende Schwierigkeiten durch schlechte Verbindungen simuliert werden. Dadurch evtl. entstehende Kosten sind zu beachten.
Zur Vorbereitung und Durchführung des telefonischen Bewerbungsgespräches gehört die Überlegung, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert und in der Feedbackphase beurteilt werden sollen. So können mit Hilfe dieser Methode die Bereiche Wortschatz, Grammatik, Aussprache und Sachkenntnisse (z. B. über den Betrieb, das Berufsfeld) geübt und überprüft werden. Es erscheint jedoch angemessen, sich jeweils auf einen der genannten Bereiche zu beschränken.
Zur Selbstüberprüfung, insbesondere bezüglich der Phonetik, können Telefongespräche aufgezeichnet werden. Damit wird den Schülerinnen und Schülern die Lernchance geboten, sich selbst zu korrigieren. Gleichzeitig wird die Rückmeldung über den Sprachstand der/des Lernenden an die Lehrkraft bei Bedarf ermöglicht.
Diese Methode eignet sich auch zum Einsatz in heterogenen Lerngruppen, da die Telefongespräche unter Zuhilfenahme von Elementen des „Scaffolding“-Ansatzes vorstrukturiert und so an die individuellen Sprachkompetenzen der Lernenden angepasst werden können.
Einsatz digitaler Medien
Persönliche Videovorstellung
Die Videovorstellung zur Darstellung des eigenen Lebenslaufs bietet den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, sich selbst zu beobachten und das eigene Auftreten zu reflektieren und ggf. zu optimieren.
Ergänzend zu den oben aufgeführten Sprachbereichen (Wortschatz, Grammatik und Aussprache) stehen hier besonders die nonverbalen Kompetenzbereiche (Gestik und Mimik) im Fokus.
Für die Aufnahme bietet es sich an, die Handys der Schülerinnen und Schüler zu nutzen. Alternativ kann für die Videovorstellung eine Kamera mit Stativ genutzt werden.
Bei Videoaufnahmen ist grundsätzlich die Frage des sensiblen Umgangs mit den erstellten Videos zu thematisieren. Die Entscheidungsfreiheit, sich filmen zu lassen, liegt bei den Schülerinnen und Schülern.
Nutzung von Online-Angeboten
Zur Information über verschiedene Berufe und zur Orientierung, welche Berufe zu den eigenen Stärken und Interessen passen, bieten sich folgende Websites und Apps der Bundesagentur für Arbeit an:
Selbsterkundungstool Berufsausbildung
Einsatz von Apps
Auf der Seite LearningApps.org finden sich kostenlose Lern-Apps zum Thema „Berufe“. Auf dieser Domain können auch Apps von der Lehrkraft oder den Schülerinnen und Schülern kostenlos und individualisiert erstellt werden (siehe auch Kapitel 6.2).
Nutzung außerschulischer Lernorte
Über die Internetrecherchen auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit hinaus bietet sich ein Ausflug zum Berufsinformationszentrum (BIZ) an. Dort können sich die Schülerinnen und Schüler individuell beraten lassen und gezieltere Informationen über Ausbildungsoptionen erhalten.
Ein Besuch bei lokalen Firmen (z. B. an einem „Tag der offenen Tür“, bei Aktionen wie dem „Girls‘ Day“ oder „Boys‘ Day“) bietet den Lernenden konkrete Einblicke in den Berufsalltag. Je nach Möglichkeit können weitere Erfahrungen im Rahmen eines Betriebspraktikums gewonnen werden. Zwecks Aufbaus von Kooperationen mit außerschulischen Institutionen können Firmen aus der Umgebung zu einem Berufsinformationstag in die Schule eingeladen werden. Um das Informationsspektrum bezüglich Perspektiven nach der Schule zu erweitern, bieten sich der Besuch einer Universität und die Teilnahme an Veranstaltungen im Rahmen der „Kinder-Uni“ und/oder des Schülerstudiums an. Darüber hinaus ist es denkbar, Studierende, bevorzugt auch mit Zuwanderungsgeschichte, in den Unterricht einzuladen, damit sie über ihre Erfahrungen an der Hochschule berichten.
Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede
Das duale System, bei dem man parallel im Betrieb und in der Berufsschule ausgebildet wird, ist vielen Schülerinnen und Schülern aus ihren Herkunftsländern nicht bekannt. Es ist hilfreich, den neuen Schülern und Schülerinnen zu vermitteln, dass es in Deutschland oft ein langer und interessanter Weg ist, der zum gewünschten Beruf führt. Auch die Funktion von Gewerkschaften sowie tarifrechtliche Bestimmungen können den Lernenden unbekannt sein. Diese Aspekte im Rahmen der Berufsorientierung zum Thema zu machen, bietet sich an.
Im Rahmen der Berufsorientierung ist das Absolvieren eines oder mehrerer Praktika während der Schulzeit in Deutschland obligatorisch. Neben der „Ausschärfung“ persönlicher Interessen bieten die Praktika den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Kontakte zu Betrieben zu knüpfen, auf die sie ggf. bei der Ausbildungsplatzsuche zurückgreifen können. Es ist von Vorteil, wenn die Lernenden dies im schulischen Rahmen als Chance erkennen.
Eine geschlechtersensible Berufsberatung spielt gerade im Hinblick auf unterschiedliche kulturelle Prägungen eine große Rolle. Eine Thematisierung von geschlechtsbezogenen Stereotypen ist sinnvoll.
Auch auf regionale Mentoringprogramme kann hingewiesen bzw. ein entsprechender Kontakt vermittelt werden.
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