Thema der 2. Unterrichtssequenz: Übersichtlich? Anschaulich? Begründet? – Darstellung von Daten, Präsentation der Umfrageergebnisse sowie Reflexion und Systematisierung der Datenerhebung und –auswertung
Die Unterrichtssequenz greift inhaltlich auf die Befragung zum gegenseitigen Kennenlernen der Schülerinnen und Schüler innerhalb ihrer Klasse zurück. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der Daten und die Reflexion der Anschaulichkeit der unterschiedlichen Darstellungen.
Schwerpunktkompetenzen
Zum Erwerb eines qualifizierten Abschlusses im zieldifferenten Bildungsgang Lernen bilden Kompetenzerwartungen des Kernlehrplanes Hauptschule die Grundlage. Inwieweit dieser im Fokus eines Lerners liegt, wird durch die fortlaufende Dokumentation der individuellen Bildungsbiografie im Lern- und Entwicklungsplan festgehalten.
Inwieweit die unterrichtlichen Angebote für den individuellen Lerner im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung bedeutsam sind, ist abhängig von seinen Bildungsmöglichkeiten. Der jeweils eigene Lern- und Entwicklungsplan dokumentiert fortlaufend die individuelle Bildungsbiografie.
weiterlesen ...
Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, Daten auf unterschiedliche Art und Weise darzustellen, indem sie handelnd in Gruppen verschiedene Darstellungsformen ausprobieren und abschließend im Klassengespräch die Anschaulichkeit der Darstellungsformen reflektieren.
KLP Sek I Gy
(Diese Kompetenzbeschreibung entspricht auch dem KLP für die Hauptschule. Von den Schülerinnen und Schülern wird hier erwartet, dass sie Daten in Säulendiagrammen präsentieren. Das Vergleichen und Beurteilen unterschiedlicher Darstellungsformen
bezüglich ihrer Vor- und Nachteile sowie ihrer Beziehungen untereinander liegt noch nicht im Zielfokus für die Klasse 5.)
Entwicklungschancen
Die Entwicklungsbereiche Kognition/Lernentwicklung, sprachliches und kommunikatives Handeln, soziale und emotionale Entwicklung und senso-motorische Entwicklung sind für die Förderschwerpunkte Lernen und geistige Entwicklung basal (siehe KMK-Empfehlungen für die beiden Förderschwerpunkte). Bezogen auf die Aufgaben werden hier die basalen Entwicklungschancen in Ergänzung zu den fachlichen dargestellt. Eine Anschlussfähigkeit zur Lern- und Entwicklungsplanung wird dadurch hergestellt.
weiterlesen ...
Sprachliches und kommunikatives Handeln:
- Zuhörkompetenz während Plenumsphasen (Visualisierungen geben Unterstützung)
- Gesprächsbereitschaft bzw. Gesprächssicherheit im Plenum, in Gruppen
- Sprechen in Lernsituationen (Präsentation des Arbeitsergebnisses)
Kognition/Lernentwicklung:
- Aufmerksamkeit und Konzentration in Plenumsphasen (Visualisierungen geben Unterstützung)
- Kategorisierungs- und Strukturierungsfähigkeit (Auswertungsergebnisse strukturiert darstellen und reflektieren)
- Selbstständigkeit und Organisation während differenzierter Unterrichtsphasen (z.B. Materialien zur anschaulichen Darstellung nutzen)
Motorik/Wahrnehmung:
- visuelle Wahrnehmung: Bildinhalte erkennen und beschreiben
- visuelle Differenzierung: Wort-Bild-Zuordnung bzw. Bild-Bild-Zuordnung
- Figur-Grund-Wahrnehmung (Diagramme lesen)
- auditive Differenzierung: Wort-Bild/Darstellungs-Zuordnung
Soziale und emotionale Entwicklung:
- Kooperationsfähigkeit während Partner- und Gruppenarbeit
- Selbstbild: um Hilfe bitten; Hilfe annehmen; Hilfe geben
Wesentliche Grundvorstellungen und Präkonzepte
Möglichkeiten zur Steigerung des Grundvorstellungsgehaltes:
Visualisierungen, Verbalisierung von Vorstellungen, Skizzen anfertigen lassen…
Kognitive Aktivitäten können unterstützt werden durch: Reflexion des Lösungsweges und des Ergebnisses, Experimentieren, Problemlösen und Argumentieren.
In dieser Unterrichtssequenz werden folgende Grundvorstellungen, Präkonzepte benötigt und gefördert: Kategorien bilden, Ordnen, Bündeln, Mengen erfassen, Strukturieren von Anzahlen. Ein Wechsel der Repräsentationsebenen enaktiv, ikonisch, symbolisch von Daten und Mengen zu Diagrammen.
Hinweise zum classroom management
Entsprechend den Erfordernissen der Lerngruppe und/oder einzelner Schülerinnen und Schüler werden Elemente des classroom management zur Gestaltung einer lern- und entwicklungsförderlichen Lernumgebung eingesetzt.
Schwerpunktmäßig finden in der dargestellten Unterrichtssequenz folgende Elemente Berücksichtigung:
Da die Kooperationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler noch nicht ausreichend eingeschätzt werden kann, wechseln sich Gruppenarbeitsphasen mit Einzelarbeitsphasen ab. Die Lehrkraft hilft bei der Strukturierung des Arbeitsprozesses durch Impulse (Phase 1), Rollenkarten (Phase 2), Leitfragen zur Reflexion (Phase 2 und Phase 3) und die Arbeit mit dem Merkhefter (Logbuch) (Phase 3).
Ein Überblick über den Verlauf der Unterrichtssequenz zu Beginn der Stunde wird ritualisiert und bietet Orientierung und Sicherheit.
Ein Hilfetisch, auf dem zum Thema passende Materialien z.B. aus vorhandenen Lehrwerken bereitliegen, kann bei sozial emotionaler Überlastung als Einzelarbeitsplatz genutzt werden. Ritualisierte Verfahrensweisen zur Nutzung des Hilfetisches und der Zusammenarbeit bzw. Hilfestellung der Schülerinnen und Schüler werden auf die Lerngruppe und die Räumlichkeiten abgestimmt eingeübt (Phase 2).
Lernpatenschaften von stärkeren und schwächeren Schülerinnen und Schülern können für schnelle unmittelbare Unterstützung sorgen. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass die Schülerinnen und Schüler, die eine Patenschaft übernehmen, Hilfestellung zum Lernprozess des Gegenübers leisten und keine Lösungen präsentieren. (vgl. auch Phase 3).
Es wird empfohlen eine Sitzordnung in der Klasse zu nutzen, die ein leichtes Umstellen der Tische zu Gruppentischen ermöglicht.
Einführung
Aktivitäten |
Hinweise zur Planung |
Material |
Die Lehrkraft nennt das fachliche Thema der Stunde. Sie/er nennt und visualisiert die zeitliche Struktur und gibt damit einen kurzen Überblick über die Aufgaben inklusive der jeweiligen Sozialformen (Plenum, Gruppenarbeit, Museumgang, Plenum). |
Bietet Transparenz, Orientierung und damit einen verlässlichen Arbeitsrahmen. |
klassenspezifische Form eines Ablaufplanes der Stunde |
Erläuterungen am Advance Organizer |
Strukturierung des Vorwissens und Ausblick auf die weiteren Unterrichtsinhalte Orientierung und Zieltransparenz werden geboten |
Advance Organizer |
Die Lehrkraft präsentiert die verschieden dargestellten Auswertungsergebnisse aus der vorangegangenen Sequenz. |
· gibt Gelegenheit, die unterschiedlichen Auswertungsergebnisse zu beschreiben und sie miteinander zu vergleichen · bietet einen Impuls für die Formulierung von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Darstellungsformen · Würdigung der unterschiedlichen Lösungsansätze wird gegeben |
konkrete Arbeits-ergebnisse der letzten Sequenz |
Die Lehrkraft fragt nach einer „besten Lösung“. |
Die Frage sollte zu der Erkenntnis führen, dass insbesondere die Varianten „Strichliste“, „Häufigkeitstabelle“ und „Diagramm“ in jeweils unterschiedlichen Situationen hilfreich sind und alle ihre Berechtigung haben. Die Anschaulichkeit der Darstellungsform „Diagramm“ sollte besonders hervorgehoben werden, damit die Schülerinnen und Schüler den Arbeitsauftrag in Phase 2 („Stellt eure Ergebnisse anschaulich dar.“) mit dieser Darstellungsform verknüpfen. |
|
Die konkreten Arbeitsergebnisse der letzten Stunde können entsprechend aufgehängt werden oder auf einem Tisch angeordnet werden und die Einschätzungen der Lerngruppe werden zugeordnet. |
||
Die Ergebnisse des Unterrichtsgespräches werden z.B. an der Tafel festgehalten. |
Impulse zur Binnendifferenzierung/zum zieldifferenten Lernen
Erarbeitung
Aktivitäten |
Hinweise zur Planung |
Material |
Ergebnisse veranschaulichen und eine Präsentationen planen: |
· Anknüpfen an bestehendes, sowie in der vorherigen Stunde erarbeitetes Vorwissen |
|
Stellt eure Ergebnisse anschaulich dar. Beachtet dabei die erarbeiteten Vor- und Nachteile unterschiedlicher Darstellungsformen. Überprüft dazu auch eure eigenen Auswertungen und nutzt bei euren Überlegungen das ausliegende Material. |
· „Leitfragen zum Erstellen einer anschaulichen Darstellung“ können zur Unterstützung genutzt werden · Offener Arbeitsauftrag zur Erstellung des Präsentationsobjektes für den Museumsgang · „Leitfragen zur Strukturierung des Museumsganges“ können zur Unterstützung genutzt werden · Arbeit in 4-er Gruppen in kooperativ angelegter Form, falls dieses von den Schülerinnen und Schüler bereits umgesetzt werden kann. |
M 1 ggf. Rollenkarten M 5 |
· Handelnder Zugang: Bereitstellen von z.B. Legosteinen, Kärtchen, um: § a) daraus eine Vorstufe zur Präsentation im (Säulen-) Diagramm anzuregen § b) einen intermodalen Wechsel anzuregen |
M 2 |
|
Diese Vorgehensweise begründet sich folgendermaßen: · Das handelnde Lösen einer Aufgabe wird wertgeschätzt und bekommt einen Platz im Unterricht. Unter den Schülerinnen und Schülern in den zieldifferenten Bildungsgängen werden einige in vielen mathematischen Bereichen langfristig einen handelnden Zugang benötigen, um sich den Lerngegenstand erschließen zu können. · Die leistungsstärkeren Lerner werden angeregt, eine Lösung der Aufgabe handelnd vorzuführen; sie werden dadurch zum Peer-Tutor. Im späteren Verlauf der Sequenz, muss darauf geachtet werden, dass die handelnden Zugänge verbalisiert werden, um den intermodalen Wechsel bewusst zu machen. |
Legosteine oder andere Bausteine, Kärtchen, Post its, Schnur Plakatkarton |
|
Reflexion der Arbeit nach dem Erstellen der Plakate: |
||
Schülerinnen und Schüler nutzen dazu Karteikarten mit Fragen, die sie zunächst in Einzelarbeit beantworten: a) Was war die Fragestellung? b) Welche Schritte haben zur Veranschaulichung der Ergebnisse geführt? c) Welche Vor- und Nachteile hat die Form der Darstellung, die ihr gewählt habt? Begründet! |
Verbalisierung: Mathematische Inhalte und Prozesse in Sprache übersetzen · die Karteikarten sind für die einzelnen Gruppen verschiedenfarbig markiert; diese Markierungen, z.B. ein roter Punkt geben den Hinweis für die Gruppenzugehörigkeit beim Museumsgang |
Impulse zur Binnendifferenzierung/zum zieldifferenten Lernen
Hinweise zur Lernentwicklung
Da die mathematische Aufgabe in der Kleingruppe gelöst wird, lassen sich kaum Rückschlüsse auf die mathematische Fähigkeiten des Einzelnen ziehen. Dagegen bietet die Aufgabe eine erste gute Gelegenheit über Beobachtung zu ermitteln, welche Fertigkeiten im Bereich kooperatives Arbeiten die Schülerinnen/Schüler aufweisen.
Es ist sinnvoll, dass in dieser Phase eine weitere Lehrkraft die Klasse begleitet: Die Rolle dieser Lehrkraft besteht vornehmlich darin, zu beobachten und festzuhalten, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten aufweisen. Beobachtungsschwerpunkte können sein:
- Fähigkeit, akustische Informationen aufzunehmen und umzusetzen
- Sprachliche und kommunikative Fähigkeiten, sich in Lernsituationen zu äußern
- Fähigkeit, ein wechselseitiges Gespräch in der Gruppe zu führen
- Dauer der Konzentrationsfähigkeit in einer „ungeordneten“ Situation
- Grad der Bereitschaft, sich aktiv einzubringen und Fähigkeit sich aktiv zu beteiligen
- Möglichkeiten des Annehmens von Hilfen und Bereitschaft, Hilfe zu geben
- Fähigkeit, mit Material umzugehen
- Bereitschaft, eine Aufgabe gemeinsam zu verfolgen
- Reaktionsweisen bei Überforderung und bei Unterforderung und Ansatzmöglichkeiten, diesen entgegen zu wirken
Die auf diese Weise gesammelten Informationen werden in der Lern- und Entwicklungsplanung dokumentiert und entsprechende Maßnahmen für den Unterricht werden abgeleitet.
Abschluss
Aktivitäten |
Hinweise zur Planung |
Material |
Museumsgang: Präsentation der Darstellung der Umfrageergebnisse. |
Es werden Präsentationsgruppen gebildet, die möglichst immer 2 Personen aus jeder Arbeitsgruppe enthalten. Diese bilden die Expertinnen/Experten für den Beitrag ihrer Gruppe am Museumsgang. Sie stellen der Präsentationsgruppe das Ergebnis und den Arbeitsprozess ihrer Arbeitsgruppe mit Hilfe der zuvor erstellten Karteikarten vor. 1) Stelle dich zu dem Arbeitsergebnis, welches du präsentierst. - Nutze dabei deine Notizen auf den Karteikarten. Setzt euren Rundgang zum nächsten Arbeitsergebnis fort. |
Entsprechend der Markierung auf der Karteikarte z.B. roter, blauer … Punkt |
Die Schülerinnen und Schüler geben sich Feedback, was besonders gut gelungen ist und was es zu verbessern gilt. Sie nennen, was sie fachlich von der Stunde mitnehmen („Das habe ich verstanden, folgende Frage habe ich noch…“). |
Mögliche Schwerpunkte: Präsentationsleistung im Museumsgang Übergeordnete Fragestellungen für die Reflexionsphase im Plenum (je nach Schwerpunkt): Welche Unterschiede hast du bei den unterschiedlichen Diagrammen festgestellt? Welche Diagramme sind besonders gut dargestellt und woran machst du das fest? Zu beachten: - Feedbackregeln geben, die an der Sache orientiert sind - wohlwollender Umgang mit Fehlern - Wertschätzung von individuellen Leistungen und Leistungen der Gruppe |
|
Anhand der Checkliste „Kriterien für Diagramme“ wird eine Beurteilung der von den Schülerinnen und Schülern als anschaulich wahrgenommenen Diagramme vorgenommen und eine Sicherung der dafür entscheidenden Kriterien gewährleistet. |
Vorbereitung auf einen Eintrag in den Merkhefter. |
M 6 |
Eintrag in den Merkhefter (Logbuch) |
Scaffolding zur Sprache (Kriterien der Leichten Sprache) und zielführenden Dokumentation durch vorstrukturierte Textbausteine, die weitergeschrieben werden können |
|
Mögliche Leitfragen: Wie bist du bei der Darstellung der Umfrageergebnisse vorgegangen? Was musst du bei der Auswahl der Diagrammtypen und beim Zeichnen von Diagrammen beachten? Welche Diagrammtypen kennst du? Zeichne jeweils ein Beispiel dazu in deinen Merkhefter. |
Diagrammtypen: · Balkendiagramm, · Säulendiagramm, · Streifendiagramm, · ggf. Kreisdiagramm, · ungewöhnlich: x-y-Diagramm Begriffe: · Urliste, · Strichliste, · Fünferbündelung der Strichliste, · geordnete Liste, · Zusammenfassen von Daten (z.B. bei der Körpergröße) |
|
Anwendungs- und Übungsmöglichkeiten: Schließlich sollten die Besonderheiten, wie z.B. geclusterte Darstellungen oder Mehrfachnennungen, thematisiert werden. Zur Vertiefung könnten die Schülerinnen und Schüler weitere Fragen nennen, bei denen diese Besonderheiten auftauchen. Diese werden an der Tafel und im eigenen Heft festgehalten. 3) Wähle eine (beliebige) Frage aus, bei der die gerade thematisierten Besonderheiten auftreten und erstelle dazu eine fiktive Urliste. Tausche beides anschließend mit deinem Sitznachbarn aus. Erstelle dazu in der Hausaufgabe das zugehörige Diagramm. a) Erweiterung des Arbeitsauftrags: Erstellung eines Diagramms, ausgehend von einer Urliste, bei der auch mehrfache Nennungen möglich sind. b) Erstellen weiterer Säulendiagramme. c) Lesen von Säulendiagrammen. d) Kennenlernen weiterer Diagrammtypen. |
Dies kann auch in einer Hausaufgabe erfolgen, da hier das in der Stunde Erfahrene erneut angewandt werden muss und der Auftrag an die Ergebnisse der Stunde anknüpft. |
Impulse zur Binnendifferenzierung/zum zieldifferenten Lernen