2 Bereiche und Schwerpunkte
Der Lehrplan untergliedert das Fach Katholische Religionslehre in die folgenden Bereiche:
- Ich, die anderen, die Welt und Gott
- Religion und Glauben im Leben der Menschen
- Das Wort Gottes und das Heilshandeln Jesu Christi in den biblischen Überlieferungen
- Leben und Glauben in Gemeinde und Kirche
- Maßstäbe christlichen Lebens
2.1 Ich, die anderen, die Welt und Gott
Die Fragen nach dem Woher und Wohin des Lebens in der Welt gehören zum Menschsein. Auch Kinder stellen ihre „großen“ Fragen nach Herkunft und Sinn.
Der Religionsunterricht ist der Ort, wo diese Fragen angenommen und bedacht werden, wo Kinder für die Fragen nach Ursprung und Sinn und nach Gott sensibilisiert werden. Fragen und Suchen nach Antworten geschehen im Horizont des christlichen Glaubens an Gott als den Ursprung und Schöpfer der Welt und im Glauben an Jesus Christus, den Mensch gewordenen Sohn. Im Nachdenken über biblische Texte und Zeugnisse der christlichen Tradition erfahren Schülerinnen und Schüler vom unwiderruflichen Interesse Gottes am Menschen und von der froh machenden Verkündigung Jesu. Authentische Glaubenszeugnisse und Begegnungen mit gläubigen Menschen tragen zum Lernprozess bei.
Schwerpunkte sind:
- Nach sich und den anderen fragen
- Über das Zusammenleben nachdenken
- Nach Gott suchen und fragen
- Die Welt als Schöpfung Gottes deuten
2.2 Religion und Glauben im Leben der Menschen
Kinder im Grundschulalter erschließen sich die Wirklichkeit im Konkret-Anschaulichen, aber sie entwickeln auch einen Sinn für das Unsichtbare und Unbegreifliche. Dadurch werden sie immer wieder zum Fragen und Staunen herausgefordert.
In der Begegnung und im Vertrautmachen mit Ausdrucksformen von Religion und Glauben wie Gebeten, Liedern, Gebetsgesten und Ritualen in liturgischen Feiern werden Schülerinnen und Schüler in ihrer religiösen Ausdrucksfähigkeit gefördert.
Um biblische und andere Texte religiösen Inhalts sachgerecht lesen, verstehen und deuten zu können, erwerben Schülerinnen und Schüler Verständnis für Symbole, Bilder und verschiedene Sprachformen.
Die Ausdrucksformen von Religion und Glauben sind vornehmlich auf die religiöse Praxis des eigenen Bekenntnisses bezogen. Aber auch die religiöse Praxis anderer Religionen, vor allem des Judentums und des Islams, wird zur Sprache gebracht.
Schwerpunkte sind:
- Symbole, Bilder und Sprechweisen verstehen lernen
- Den Glauben an Gott zum Ausdruck bringen
- Verschiedene Religionen kennen lernen
2.3 Das Wort Gottes und das Heilshandeln Jesu Christi in den biblischen Überlieferungen
Kinder im Grundschulalter sind oft aufgeschlossen für die Botschaft der Bibel, auch wenn sie bisher nur wenig von Glaube und Kirche erfahren haben.
Dieser Bereich ist zentral im Zusammenhang der fünf Bereiche. Die Inhalte und zu erwerbenden Kompetenzen sind eng mit den Inhalten und Kompetenzen der anderen Bereiche verbunden (vgl. Vernetzungsschaubild). Sie sind aber auch Themenbereiche für sich, schwerpunktmäßig zum Erwerb biblischen Grundwissens und Deutungswissens.
Schwerpunkte sind:
- Das Alte Testament – die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel – in Beispielen kennen lernen, deuten und mit der Lebenssituation in Verbindung bringen
– Aus dem Buch Genesis und dem Buch Exodus
– Von Propheten
– Aus den Psalmen - Das Neue Testament – das Heilshandeln Jesu (und das Leben der ersten christlichen Gemeinden) – in Beispielen kennen lernen, deuten und mit der Lebenssituation in Verbindung bringen
– Aus den Kindheitsgeschichten Jesu von Nazaret
– Von Jesu Leben in Worten und Taten
– Passion und Auferstehung - Das Land der Bibel kennen lernen
- Die Bibel als eine Sammlung von Büchern und als das Buch der Kirche entdecken
2.4 Leben und Glauben in Gemeinde und Kirche
Leben und Glauben in der Gemeinschaft sind für den katholischen Glauben unverzichtbar miteinander verbunden. Der katholische Religionsunterricht vollzieht sich von daher in Korrespondenz mit der konkret erfahrbaren Glaubensgemeinschaft der katholischen Kirche. Prägend für den Auftrag der Kirche und das Leben in der Gemeinde sind die Verkündigung, die Feier der Liturgie, die Spendung der Sakramente als Zuwendung Gottes in Zeichen und der Auftrag zur Diakonie zur helfenden Liebe.
Kinder im Grundschulalter haben ein Interesse an der sozialen und rituellen Praxis von Kirche und Gemeinde. In der Grundschule werden die Vollzüge und die ihnen zugrunde liegenden Glaubensinhalte weniger abstrakt-lehrhaft als vielmehr im Vertrautmachen mit den Ausdrucksformen des Glaubens erschlossen.
Das bedeutet für den Unterricht, Verbindungen zur Gemeinde am Ort herzustellen, außerschulische Lernorte (z. B. Kirche, Friedhof) aufzusuchen, Begegnungen mit Menschen zu ermöglichen, die Zeugnis von ihrem Glauben und ihrem Dienst in der Gemeinde geben. Das beinhaltet auch, Anlässe aus dem Kirchenjahr aufzugreifen und in Verbindung zu den Ursprungsgeschichten zu deuten.
Schwerpunkte sind:
- Christliche Gemeinden erkunden
- Gottesdienstliche Feiern kennen und verstehen lernen
- Den Jahreskreis der Kirche erleben und deuten
- Vom Auftrag der Kirche im Dienst am Menschen erfahren
2.5 Maßstäbe christlichen Lebens
Die Botschaft der Bibel enthält ethische Maßstäbe, die eine Freiheit für das Leben des einzelnen und für ein friedvolles Leben in der Gemeinschaft begründen. Die Wirkungsgeschichte dieser Botschaft und die Lebensgeschichten beispielhafter Menschen der Kirchengeschichte machen deutlich, wie die Realisierung dieser Botschaft gelingen kann.
Die Verwirklichung dieses Anspruchs steht unter dem positiven Vorzeichen, dass Gott den Menschen unbedingt annimmt, frei macht zu handeln, Umkehr ermöglicht und Vergebung schenkt.
Schülerinnen und Schüler brauchen Orientierungswissen und Orientierungsfähigkeit. Einstellungen und Haltungen sind nicht nur emotional besetzt, sie müssen auch kognitiv begründet sein. Von daher ist es ein Anliegen des Religionsunterrichts, dass Schülerinnen und Schüler motiviert werden, ihr eigenes Leben und das Zusammenleben mit anderen unter den Maßstäben der christlichen Ethik zu reflektieren, dass sie angeregt werden, sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung zu engagieren, dass sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, und dass sie wissen, auch in Schuld und Versagen angenommen zu sein.
Schwerpunkte sind:
- Verantwortung erkennen und übernehmen
- Schuld erkennen – Vergebung erfahren
- Sich an Vorbildern orientieren
2.6 Vernetzung der Bereiche und Schwerpunkte
In den fünf Bereichen und ihren jeweiligen Schwerpunkten sind die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens enthalten.
Die Bereiche und Schwerpunkte sind verbindlich, stellen aber keine Unterrichtsthemen oder -vorhaben dar. Sie wirken vielmehr bei der Planung und Durchführung des Unterrichts für die Gestaltung komplexer Lernsituationen integrativ zusammen. Unterrichtsvorhaben umfassen Inhalte und Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen. Sie sollen so strukturiert werden, dass ein kumulatives und systematisch vernetztes Lernen in Religionsunterricht ermöglicht wird.
Nicht in jedem Unterrichtsvorhaben müssen sich alle Bereiche wiederfinden.
Der Bereich 3.3 „Das Wort Gottes und das Heilshandeln Jesu Christi in den biblischen Überlieferungen“ nimmt jedoch eine zentrale Stellung im Religionsunterricht ein. Biblische Bezüge werden in keinem Bereich außer Acht gelassen. Aus Bereich 3.3 werden jeweils biblische Texte, Erzählzusammenhänge, aber auch einzelne Psalmverse oder andere elementare Bibelworte in die Vernetzung einbezogen.
Material
- Informationen zum Lehrplan Katholische Religionslehre
- Bildungsstandards und Kompetenzen Katholische Religionslehre 2008