2 Bereiche und Schwerpunkte
Im Folgenden werden die für die Grundschule verbindlichen Bereiche und Schwerpunkte entsprechend den Rahmenvorgaben für den Schulsport aufgeführt:
- den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen
- das Spielen entdecken und Spielräume nutzen
- Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik
- Bewegen im Wasser – Schwimmen
- Bewegen an Geräten – Turnen
- Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste
- Spielen in und mit Regelstrukturen - Sportspiele
- Gleiten, Fahren, Rollen – Rollsport, Bootssport, Wintersport
- Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport.
Der Bereich „Wissen erwerben und Sport begreifen“ ist in der Grundschule integraler Bestandteil der anderen neun Bereiche und wird bei den Schwerpunkten, Kompetenzerwartungen und vorgeschlagenen Beispielen berücksichtigt.
2.1 Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen
Elementare Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen sind grundlegend für die kindliche Entwicklung. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, um den Erwerb von Bewegungssicherheit in alltäglichen Bewegungsgrundformen, um die Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit und das Zusammenspiel der Sinne, um die Raumorientierung sowie um die Entwicklung und Stabilisierung koordinativer und konditioneller Fähigkeiten.
Schwerpunkte sind:
- die Sinne üben und die Bedeutung der Wahrnehmungsfähigkeit für den Bewegungsvollzug erfahren
- sich des eigenen Körpers bewusst werden, seine Dimensionen erfahren, seine Aktionsmöglichkeiten und Grenzen erkunden
- den Wechsel von Anspannung und Entspannung erfahren und bewusst herstellen
- die Reaktionen des Körpers in der Bewegung und vor, bei und nach körperlicher Belastung wahrnehmen und deuten
- die Veränderbarkeit koordinativer Fähigkeiten und konditioneller Voraussetzungen erfahren und begreifen.
2.2 Das Spielen entdecken und Spielräume nutzen
Spielen ist für Kinder die Betätigungsform, mit der sie sich die Welt durch eigenes Tun, d. h. durch den Einsatz des Körpers und der Sinne, durch das Erproben und Experimentieren erschließen. Spielen hat für Kinder seinen Zweck in sich selbst. Es bereitet Freude, fördert Kreativität und Fantasie sowie eine selbstständige und aktive Auseinandersetzung mit sachlichen und sozialen Zusammenhängen. Mädchen und Jungen müssen deshalb auch im Sportunterricht die Gelegenheit erhalten, Spielräume zu entdecken und zu gestalten, Spielideen selbst zu entwickeln und eigene Spiele zu (er)finden, aber auch Spiele nachzuspielen.
Schwerpunkte sind:
- Spielmöglichkeiten in ihrer Vielfalt entdecken sowie Spiel- und Bewegungsräume erschließen und ausgestalten
- Spielideen entwickeln und das Spielen aufrecht erhalten
- Spielvereinbarungen für gemeinsames Spielen treffen und unterschiedlichen Interessen gerecht werden.
2.3 Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik
Laufen, Springen und Werfen sind Grundformen menschlichen Bewegens. Kinder erschließen sich im Laufen, Springen und Werfen ihre Umwelt, erfahren die Natur und entdecken und erleben ihren Körper.
Sie üben diese Aktivitäten zunächst als grundlegende und eigenständige Bewegungsformen aus. In vielfältigen Spiel- und Bewegungssituationen entwickeln sie eine stimmige Koordination und erweitern ihr Bewegungskönnen. Im Verlauf der Grundschulzeit kommen auch elementare leichtathletische Formen hinzu. Die Kinder erschließen sich auf diese Weise ein sportliches Handlungsfeld, das besonders leicht zugänglich ist und in anschaulicher Weise den Vergleich sportlicher Leistungen ermöglicht. Durch systematisches Lernen und Üben erfahren die Kinder darüber hinaus, dass sie ihr Können erweitern und individuelle Leistungsfortschritte erzielen können.
Unter gesundheitlichen Aspekten gewinnt das ausdauernde Laufen schon in der Grundschule eine besondere Bedeutung. In altersgemäßer Form werden die Kinder an die Formen des ausdauernden Laufens herangeführt und machen so grundlegende Erfahrungen mit der Überwindung individueller Grenzen.
Schwerpunkte sind:
- den Körper beim Laufen erleben und vielfältige Lauferfahrungen machen
- Sprungformen entdecken, ausprägen und anwenden
- Wurfarten entdecken, ausprägen und anwenden
- elementare leichtathletische Formen lernen, üben und anwenden.
2.4 Bewegen im Wasser – Schwimmen
Wasser ist ein Bewegungsraum, in dem Kinder Bewegungsaktivitäten durchführen und Bewegungserfahrungen sammeln, die ausschließlich in diesem Element möglich sind. Bewegungserlebnisse und Körpererfahrungen haben Vorrang vor zu frühen sportartspezifischen Anforderungen. Damit alle Kinder das Bewegen im Wasser als wohltuend empfinden, ist ein behutsamer Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten notwendig.
Ziel des Schwimmunterrichts ist es, eine elementare Schwimmtechnik in ihrer Grobform zu vermitteln, weil dadurch eine ökonomische Fortbewegung ermöglicht wird. Darüber hinaus ist es notwendig, dass Kinder elementare Kenntnisse über die Risiken und Gefahren im Bewegungsraum Wasser, insbesondere auch beim Springen und Tauchen, erwerben und sie angemessen und verantwortungsbewusst anwenden.
Jedes Kind soll am Ende der Grundschulzeit schwimmen können. ‘Schwimmen-Können’ heißt, dass es sich möglichst angstfrei ohne Fremdhilfe in schwimmtiefem Wasser zielgerichtet fortbewegen kann.
Schwerpunkte sind:
- sich mit dem Bewegungsraum Wasser vertraut machen und Wasser als Spielraum nutzen
- vielfältige Sprungmöglichkeiten erfinden und nachvollziehen
- vielfältige Bewegungsmöglichkeiten unter Wasser erfinden und nachvollziehen
- elementare Schwimmtechniken lernen, üben und anwenden.
2.5 Bewegen an Geräten – Turnen
Beim Schwingen, Schaukeln, Springen, Drehen, Rollen an Geräten nehmen Kinder ihren Körper in unterschiedlichen Raumlagen und Raumbeziehungen wahr und machen Erfahrungen mit der Schwerkraft, dem Gleichgewicht und der Höhe. Hierbei lernen sie, Risiken abzuwägen, Angst zu äußern und zu bewältigen und ihre eigene Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Durch die Gestaltung und Präsentation von Bewegung können Mädchen und Jungen Bestätigung erfahren und Bewegungsfreude erleben.
Hier finden die Kinder auch einen ersten Zugang zu turnerischen Bewegungsformen, die sie auf Grund ihrer günstigen körperlichen Voraussetzungen schnell erlernen können. Kontinuierliches Üben sichert für jedes Kind eindrucksvoll erworbenes Bewegungskönnen. Soziale Erfahrungen erschließen sich durch vielfältige Möglichkeiten miteinander zu turnen sowie beim Sichern und Helfen.
Schwerpunkte sind:
- den Körper im Gleichgewicht halten
- den Körper im Fliegen, Drehen und Rollen erleben
- Körperspannung und Kraft in ihrer Bedeutung für das Gelingen turnerischer Anforderungen erleben und aufbauen
- Kunststücke erfinden und bewältigen, sich etwas trauen
- Gerätekombinationen herstellen, bewältigen und variieren
- elementare turnspezifische Bewegungsformen erlernen, üben und anwenden.
2.6 Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste
Kinder nehmen Gelegenheiten, in denen sie gestalten, tanzen oder etwas darstellen können, in der Regel gerne wahr. Sie entwickeln Freude an kreativem Bewegungshandeln und an Selbstbestätigung sowie Gemeinschaft bei vielfältigen improvisatorischen oder darstellerischen Bewegungsanlässen. Diese Erfahrungen müssen Jungen und Mädchen gleichermaßen ermöglicht werden.
Im stimmigen Zusammenklang von Bewegung, Rhythmus und Musik kann sich den Kindern ein Ausdrucksmedium erschließen, das ihrer Bereitschaft zur Darstellung und Präsentation in besonderer Weise gerecht wird.
Mädchen und Jungen, die miteinander tanzen, etwas gestalten und darstellen, treten über und durch Bewegung in Kontakt und verständigen sich über ihr Bewegungshandeln. Dieser Bereich eröffnet auch die Erfahrung von Gemeinsamkeit und von Aufgehoben-Sein in einem konkurrenzfreien Raum. Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und Anpassungsfähigkeit werden auf anschauliche Weise herausgefordert und entwickelt.
Schwerpunkte sind:
- die Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten – auch mit Handgeräten und Objekten – entdecken, erproben und variieren
- Bewegungskunststücke mit Handgeräten und Objekten erfinden, üben und gestalten
- Rhythmus, Musik und Bewegung aufeinander beziehen
- durch Bewegung etwas mitteilen und darstellen
- Tänze erlernen und Bewegungsgestaltungen entwickeln, üben und präsentieren.
2.7 Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele
Die in diesem Bereich angesprochenen Spiele folgen in ihrer Spielidee vorgegebenen Regelstrukturen. Dafür müssen Mädchen und Jungen die notwendigen koordinativen Fähigkeiten, spielspezifischen Fertigkeiten und Regelkenntnisse sowie sozialen Kompetenzen erwerben, die für ein gelingendes Spiel mit- und gegeneinander erforderlich sind.
Die Regelstrukturen der Sportspiele sind für Grundschulkinder in der Regel noch zu komplex, als dass alle handlungstragend daran teilnehmen könnten. Deshalb ist es erforderlich, als Ausgangspunkt bei der Spielvermittlung solche Elementarformen von Spielen zu wählen, die bereits die grundlegende Idee der Sportspiele repräsentieren und diese schrittweise vorbereiten. Auch kleine Spiele bieten Chancen, allen Kindern positive Spielerlebnisse zu ermöglichen und grundlegende Spielfähigkeit zu erschließen. Die methodischen Formen und die Spielbedingungen sind so zu wählen, dass alle ihren Voraussetzungen entsprechend an Regelspielen teilnehmen können. Unter Berücksichtigung ihrer Interessen können Jungen und Mädchen unterschiedliche Spielangebote gemacht werden.
Schwerpunkte sind:
- Spielideen und die grundlegenden Spielstrukturen vorgegebener Spiele erkennen und nachvollziehen
- spielspezifische motorische Fertigkeiten, Voraussetzungen sowie grundlegende taktische Verhaltensweisen erwerben
- nach vorgegebenen Regeln spielen können, Spielregeln einhalten und situationsgerecht verändern
- Grundformen der Sportspiele einschließlich ihrer taktischen Anforderungen und spielspezifischen motorischen Fertigkeiten lernen, üben und anwenden.
2.8 Gleiten, Fahren, Rollen – Rollsport/Bootssport/Wintersport
Mit den Fortbewegungsarten Gleiten, Fahren und Rollen erschließen sich Mädchen und Jungen neue Bewegungsräume und erfahren natürliche Räume (Berge, Flüsse, Seen) auf neue Weise. Kinder können dabei im Unterricht faszinierende Bewegungsfertigkeiten entwickeln, die Elemente ihrer Bewegungskultur auch außerhalb von Unterricht und Schule werden können.
Im Sportunterricht der Grundschule müssen die elementaren Erfahrungen von Gleichgewicht, Balance, Körperschwerpunkt im Gleiten, Fahren und Rollen vermittelt und erste Könnenserfahrungen ermöglicht werden, auch damit die Kinder angemessen mit Geschwindigkeit und Risiko umgehen lernen.
Die Erziehung zu sicherem, hilfsbereitem und verantwortlichem Umgang mit Partnerinnen und Partnern, zu nachhaltigem Umgang mit der natürlichen Umwelt und mit Materialien hat in diesem Bewegungsbereich einen hohen Stellenwert.
Schwerpunkte sind:
- grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten zum adäquaten Umgang mit Gleit-, Fahr- und Rollgeräten erlernen und üben
- Bewegungskönnen im Gleiten, Fahren und Rollen erweitern
- Gleiten, Fahren, Rollen in natürlicher und gestalteter Umwelt erleben.
2.9 Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport
Kinder suchen in außerschulischen Situationen nach Gelegenheiten, ihre Kräfte in vielfältigen Ring- und Kampfspielen zu erproben und zu vergleichen.
Beim Ringen und Kämpfen im Sportunterricht steht der spielerische, regelgeleitete Aspekt der körperlichen Auseinandersetzung im Vordergrund. Oberstes Prinzip ist das verantwortungsbewusste Handeln gegenüber der Partnerin/dem Partner bzw. der Gegnerin/dem Gegner, d. h. die Beherrschung von Emotionen und die Sorge um die körperliche Unversehrtheit der Partnerin bzw. des Partners müssen das Kräftemessen steuern. Hier ergeben sich nutzbringende Chancen über die bewussten Erfahrungen unmittelbarer Körperkontakte ein rücksichtsvolles Miteinander in der Begegnung von Schwächeren und Stärkeren anzubahnen.
Auch für die Entwicklung der Mädchen sind die körperbezogenen Erfahrungen beim Ringen und Kämpfen unverzichtbar. Mädchen lernen, ihre (Körper-)Grenzen zu behaupten, und Jungen, sich einfühlsamer zu verhalten und auf Überlegenheitsansprüche zu verzichten. So können der unmittelbare Körperkontakt und das Sich- Anfassen zu wichtigen Erfahrungen des Miteinanders im Gegeneinander werden.
Über die konkreten Körpererfahrungen und ihre Verarbeitung im Sportunterricht ergeben sich Lernchancen im Sinne einer Gewaltprävention. In diesem Zusammenhang sind die Möglichkeiten einer geschlechterbewussten Differenzierung zu nutzen.
Schwerpunkte sind:
- spielerische Kampfformen kennen lernen und ausführen
- Kampfformen entwickeln, Regelungen treffen, erproben und verändern
- elementare technische Fertigkeiten und taktische Fähigkeiten erlernen, üben und anwenden
- in Kampfsituationen die Gegnerin bzw. den Gegner als Partnerin bzw. Partner achten.