2.1 Entwicklungsbereiche und Entwicklungsschwerpunkte
Die Kompetenzentwicklung in den Entwicklungsbereichen Motorik, Wahrnehmung, Kognition, Sozialisation und Kommunikation bildet eine wesentliche Grundlage für schulisches Lernen.
Bildungsprozesse in den Aufgabenfeldern und in den Entwicklungsbereichen sind gleichwertig, verlaufen in der Regel nicht linear, sondern entwickeln sich individuell wechselseitig zueinander.
Die existierenden Modelle menschlicher Entwicklungsprozesse unterstützen auch das Erfassen und Erklären von Entwicklungsverläufen und Erwerbsstrategien der Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung. Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung erreichen die einzelnen Entwicklungsmeilensteine in der Regel deutlich später als gleichaltrige Schülerinnen und Schüler mit typischen Entwicklungsverläufen. In einzelnen Fällen werden die Meilensteine gar nicht erreicht oder Entwicklungsverläufe sind rückschrittig. Die Entwicklungswege sind nicht grundsätzlich anders, sie können sichernd und stabilisierend, sehr kleinschrittig voranschreitend und/oder qualitativ erweiternd verlaufen.
Der allgemeine menschliche Entwicklungsverlauf zeigt sich durch die Ausdifferenzierung der einzelnen Entwicklungsbereiche und die gleichzeitige Zunahme der Vernetzung dieser untereinander. Die Kompetenzentwicklung vollzieht sich durch die zunehmende Kontrolle von basalen Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeiten durch kognitive Funktionen unter der Beteiligung von kommunikativen und sozial-emotionalen Prozessen. Auf höheren Entwicklungsstufen sind zunehmend mehr Entwicklungsaspekte aller Entwicklungsbereiche miteinander verknüpft. So werden zum Beispiel Fähigkeiten und Fertigkeiten aus den Bereichen Motorik und Wahrnehmung durch kognitive und sozial-emotionale Prozesse unter Einbindung von Prozessen der sprachlichen Reflexion bewusster und willkürlicher gesteuert. Menschliches Verhalten wird somit insgesamt zunehmend bewusster und geplanter.
Entwicklungsprozesse wirken immer integrativ und lassen sich den folgenden untereinander vernetzten Entwicklungsbereichen und deren Entwicklungsschwerpunkten zuordnen.
Motorik
Der eigene Körper ist der zentrale Zugang des Menschen zur Welt. Die Motorik (aus dem lateinischen motorius: beweglich) umfasst alle körperlichen Bewegungs- und Haltungsvorgänge, willkürlich bzw. kontrollierte wie unwillkürliche bzw. unkontrollierte, eines Menschen. Grobmotorische Bewegungen (Grobmotorik) werden durch die großen Muskelgruppen ausgeführt, feinmotorische (Feinmotorik) durch die kleinen.
Die motorischen Kompetenzen sind für die alltägliche Autonomie eines Menschen wesentlich. Durch diese wird er in die Lage versetzt, sich seine Umwelt zu erschließen und in ihr zu handeln. Kann ein Kind (oder Mensch) sich zum Sitzen aufrichten, erfährt es eine andere Perspektive auf die Umwelt als aus dem Liegen. Lernt es zu gehen, erweitert dies seinen Bewegungsradius und es kann zu etwas hingehen. Kann es etwas greifen und führen, ermöglicht ihm dies u.a. autark zu essen oder auch einen Stift zu führen.
Motorische Fähig- und Fertigkeiten sind zudem essenzieller Ausgangspunkt für den Aufbau von Kompetenzen in den Bereichen Wahrnehmung, Kognition, Soziale Beziehungen, Kommunikation sowie der Sorge für sich selbst und eng mit diesen verknüpft.
Der eigene Körper bildet dabei zum einen die Grenze zur Umwelt, zum anderen das „Tor“ zu dieser als Zentrum vieler Lernprozesse. Ganzheitliche Angebote im motorischen Bereich ermöglichen auch Schülern und Schülerinnen mit intensivem Unterstützungsbedarf, eine Ich-Identität in Bezug auf ihren Körper aufzubauen. Diese können u.a. Angebote des Lernens mit allen Sinnen, im Kontakt zu anderen, in der Beschäftigung mit Dingen und zum Erfassen räumlicher und zeitlicher Dimensionen enthalten. Viele Schülerinnen und Schüler, die im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung unterrichtet werden, weisen einen zusätzlichen Unterstützungsbedarf im Bereich bzw. in Entwicklungsaspekten der Motorik auf. Bei intensiven Beeinträchtigungen sind sie unter Umständen darauf angewiesen, dass sie Bewegung u.a. durch Führen einzelner Körperteile bzw. Muskelgruppen durch eine Bezugsperson erleben.
Motorische Fähigkeiten bauen z.T. linear aufeinander auf (z. B. erst Stehen, dann Gehen), entwickeln sich aber auch parallel (z. B. Greifen, Kopfsteuerung und Mundmotorik).
Entwicklungsschwerpunkte im Entwicklungsbereich Motorik sind:
- die Körperposition ändern und aufrecht halten
- Gegenstände tragen, bewegen und handhaben
- Sich fortbewegen und Gehen
- die Zungen- und Mundmotorik gebrauchen
- die Kopf-, Augen- und Gesichtsmotorik gebrauchen
Wahrnehmung
Der Entwicklungsbereich Wahrnehmung umfasst alle Prozesse der Informationsaufnahme aus Umwelt- und Körperreizen sowie der Weiterleitung, Koordination und Verarbeitung dieser Reize an das Gehirn.
Die Reizaufnahme erfolgt dabei sowohl über die Sinnesorgane (Haut, Augen, Ohren, Mund, Nase) als auch durch körpereigene Strukturen (Gelenke, Muskeln, Sehnen, Gleichgewichtssinn) selbst. Jeder Wahrnehmungsvorgang gliedert sich in einen objektiven Teil und einen subjektiven Teil. Dabei beschreibt der objektive Anteil die Aufnahme und Verarbeitung des Reizes und die Weiterleitung ans Gehirn und der subjektive Part beschreibt die Verarbeitung der Sinneseindrücke zu Empfindungen. Dadurch werden Sinnesreize von jedem Menschen individuell wahrgenommen und zu Empfindungen verarbeitet. Das bedeutet, dass der objektive und der subjektive Teil immer untrennbar miteinander verbunden sind.
Wie eine Sache, Person oder Situation wahrgenommen wird, hängt von einer Vielzahl an Komponenten ab, wie unter anderem der inneren Einstellung, den Motiven, Emotionen, Vorerfahrungen und kulturellen Gegebenheiten der wahrnehmenden Person. Zudem hat die Funktionalität des jeweiligen Wahrnehmungsorgans einen Einfluss auf die Aufnahme, Verarbeitung und Integration der Wahrnehmung.
Ein Wahrnehmungsprozess vollzieht sich nie ausschließlich in einem Schwerpunkt, vielmehr handelt es sich immer um eine intermodale Wahrnehmung, bei der Objektinformationen aus mehreren Sinnesmodalitäten zusammengesetzt werden und so für einen Gesamteindruck sorgen. Der sogenannte intermodale Transfer sorgt dabei dafür, dass die Informationen aus einer Sinnesmodalität in einer anderen wiedererkannt werden. So wird beispielsweise ein Gegenstand, der zuvor nur mit der Hand oder dem Mund ertastet wurde, später visuell wiedererkannt. Wahrnehmung ist demnach immer als ganzheitlicher Prozess zu verstehen. Die Strukturierung in einzelne Schwerpunkte innerhalb dieses Entwicklungsbereiches dient allein der Übersicht und der Herausstellung der jeweiligen Besonderheiten. Ebenso ergänzen die aufgeführten Entwicklungsaspekte einander und sind in wechselseitiger Abhängigkeit zu verstehen.
Durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt und den damit verbundenen Wahrnehmungserfahrungen bilden sich neue kognitive Strukturen heraus. Diese bilden u.a. die Grundlage für die ersten Begriffsbildungsprozesse bis hin zur Entwicklung einer Vorstellung von der Welt, die je nach individueller Wahrnehmungs- und Erfahrungsintensität unterschiedlich differenziert und komplex sein kann.
Wahrnehmungsprozesse aller Art sind daher für alle Lern- und Entwicklungsprozesse in den Entwicklungsbereichen und Aufgabenfeldern von zentraler Bedeutung.
Um Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung in ihren Entwicklungs- und Lernprozessen zu unterstützen, werden Fördersituationen benötigt, die eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Erkundungs- und Erfahrungsräumen ermöglichen. Hierzu gehören nicht nur Wahrnehmungsangebote, die aktives Handeln erfordern, sondern auch Situationen und Lerngegenstände, die das Interesse der Schülerin oder des Schülers wecken und zu einer Erkundung anregen. Die diagnostische Analyse der Wahrnehmungskompetenzen der Schülerin bzw. des Schülers bildet die Grundlage für gezielte Förderangebote innerhalb der Entwicklungsschwerpunkte und das Ansprechen verschiedener Wahrnehmungskanäle. Besondere Unterstützung bieten Fördersituationen, die Wahrnehmungs- und Bewegungsangebote kombinieren. Die Diagnostik von Wahrnehmungskompetenzen sowie die gezielte und immanente Förderung in den verschiedenen Schwerpunkten sind grundlegend für die Ausbildung weiterer Kompetenzen in allen Entwicklungsbereichen und Aufgabenfeldern.
Entwicklungsschwerpunkte im Entwicklungsbereich Wahrnehmung sind:
- Vibratorische Wahrnehmung
- Vestibuläre Wahrnehmung
- Kinästhetische Wahrnehmung
- Taktile Wahrnehmung
- Gustatorische Wahrnehmung
- Olfaktorische Wahrnehmung
- Auditive Wahrnehmung
- Visuelle Wahrnehmung
Kognition
Die Fähigkeit des Denkens erlaubt es Menschen, Begriffe zu bilden, Beziehungen herzustellen, ihre Umwelt zu ordnen sowie Probleme zu lösen. Denkleistungen setzen sich aus vielfältigen geistigen Vorgängen zusammen, die das Aufnehmen, Verstehen und Verknüpfen von Zusammenhängen sowie kompetentes Handeln ermöglichen. Menschliches Denken wird als Prozess der Kodierung und Dekodierung von Informationen im Gedächtnis betrachtet, deren schrittweise Verarbeitung in mehreren Speichersystemen erfolgt.
Wahrnehmung, Denken und Handeln werden im Gedächtnis festgehalten und bei Bedarf bereitgestellt. Lernen beruht demnach auf einem Informationsfluss von Einspeicherung, Aufbewahrung, Abruf und Anwendung zwischen den drei Hauptkomponenten des Gedächtnissystems, den sensorischen Registern (Ultrakurzzeitgedächtnis), dem Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) sowie dem Langzeitgedächtnis.
Dieser komplexe Vorgang wird vereinfacht als „Drei–Speicher–Modell“ bezeichnet.
Das Langzeitgedächtnis umfasst das explizite Gedächtnis, dem bewusste Gedächtnisinhalte wie Faktenwissen oder das Erinnern von Erlebnissen zuzuordnen sind, mit den Bereichen
- semantisches Gedächtnis als Speicher von schulischem Lernen und Wissen über die Welt, wie Fakten, Konzepte, Prinzipien und Regeln und
- episodisches Gedächtnis als Speicher für Erinnerungen an persönliche Erfahrungen und Wissen über die eigene Geschichte.
Ein weiterer Teil des Langzeitgedächtnisses ist das implizite Gedächtnis, welches als Speicher für Handlungswissen als Grundlage komplexer motorischer Fertigkeiten gilt.
Es beinhaltet vor allem prozedurale, unbewusste Gedächtnisprozesse wie:
- motorische Handlungsabläufe,
- Konditionierungen,
- Gewohnheiten,
- motorische und emotionale Reaktionen auf Außenreize und
- Verknüpfungen zu Assoziationen und Vorerfahrungen.
Die Entwicklung von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfunktionen ist eng mit Prozessen der Wahrnehmung verknüpft. Denkprozesse werden unter anderem durch Impulse aus der Lebenswelt angestoßen, die über die Sinnesorgane wahrgenommen werden.
Maßgebliche kognitive Prozesse wie Aufmerksamkeit, Begriffsbildung, Gedächtnis, Kategorisierung und Problemlösen wirken in der Denkentwicklung zusammen und beeinflussen die gesamte Entwicklung des Menschen. Dabei ist die Rekognition, also einen Reiz wiederzuerkennen, von der Fähigkeit abzugrenzen, sich bewusst etwas in Erinnerung zu rufen. Dies zeigt sich im eigenen Verhalten bzw. Handeln. Auf dem Niveau bewusster Handlungsplanung werden bereits erprobte Bearbeitungsstrategien für ähnliche Anforderungen in Erinnerung gerufen, in der Vorstellung miteinander verglichen und an die konkrete Situation adaptiert. Die Handlungsplanung verläuft damit in den drei Phasen von Planung (Vorwegnahme und Organisation von Handlungen in der Vorstellung), Durchführung und Reflexion.
Im Kapitel 2.2 dieser Unterrichtsvorgaben wird auf konkrete Vernetzungshinweise mit dem Entwicklungsschwerpunkt Gedächtnis verzichtet, da die mentalen Prozesse des Speicherns und Erinnerns von Informationen grundlegend für das Erreichen aller angestrebten Kompetenzen in allen Entwicklungsbereichen sind.
Kognitive Prozesse sind durch unterschiedlich hohe Komplexität gekennzeichnet, die von der Analogiebildung über lineares Schlussfolgern bis hin zu systemisch vernetzten Formen reichen. Sie können auf verschiedenen Abstraktionsebenen erfolgen: präreflexiv, anschaulich und symbolisch. Diese Ebenen des Denkens bestehen nebeneinander, sind aber auch miteinander vernetzt und werden für die Lösung von Aufgaben in geeigneter Weise herangezogen.
Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung zeigen eine große Bandbreite an kognitiven Fähigkeiten. Unabhängig von der Komplexität ihrer Beeinträchtigungen entwickeln sie eine individuelle Sicht von Welt. In diese Welt greifen sie nach ihren Möglichkeiten aktiv ein und gestalten sie mit. Frühe Reaktionen auf äußere Eindrücke und innere Empfindungen sind zunächst spontan und intuitiv. Erst wenn Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über Objekte und Situationen gesammelt haben, sind sie in der Lage, ihre Handlungen durch Antizipation zu steuern. Mit der Entwicklung des Denkens ist die Aneignung von Strategien eng verbunden, die es erlauben, das Lernen zu lernen.
Der Entwicklungsbereich Kognition nimmt grundlegende Denkprozesse zum Ausgangspunkt und legt dar, wie Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung ihre kognitiven Einsichten und Fähigkeiten entwickeln und erweitern können. Dabei stehen die Entwicklung der Merkfähigkeit, des handlungsplanenden Denkens, das Erkennen und Bewerten von Analogien und Zusammenhängen sowie das Problemlösen im Vordergrund.
Für diese kognitiven Prozesse stehen insbesondere Schülerinnen und Schülern im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf Aspekte wie individuelle Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Konzentration zu richten. Hier wirkt eine ressourcenorientierte Lernförderung unterstützend, die die vorhandenen kognitiven Ressourcen entwicklungsorientiert nutzt. Entsprechend werden Aufgabenstellungen in der Weise elementarisiert, dass durch diese selbst möglichst geringe zusätzliche Anforderungen erzeugt werden und somit die gegebenen Lernressourcen gezielt im Sinne der angestrebten Kompetenzen eingesetzt werden können.
Entwicklungsschwerpunkte im Entwicklungsbereich Kognition sind:
- Sensomotorische Entwicklung
- Gedächtnis
- Begriffsbildung und Vorstellung von der Welt
- Planvolles Handeln
- Beurteilen, Problemlösen, Bewerten
- Lernstrategien
Sozialisation
Die Partizipation eines Menschen bedarf keiner Voraussetzung und ist nicht an bestimmte Kompetenzen gebunden. Das aktive Mitgestalten sozialer Interaktionen wird für Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung und für die soziale Umwelt wesentlich durch die im Entwicklungsbereich Sozialisation angelegten emotionalen und sozialen Kompetenzen erleichtert.
Die aufgeführten angestrebten Kompetenzen umfassen basale emotionale und soziale Kompetenzen, Kompetenzen des moralischen Handelns, der aktiven Teilnahme am schulischen und gesellschaftlichen Leben sowie an demokratischen und staatsbürgerlichen Prozessen und Gremien. Diese sind von Bedeutung für jede Stufe der Selbständigkeit, der Entwicklung eines Selbstbildes und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Mit der Entwicklung sozialer Kompetenzen bieten sich zunehmend differenziertere Möglichkeiten auf Emotionen und soziale Kontakte, die in Schule und Alltag präsent sind, angemessen zu reagieren, sie einzuordnen und mitzugestalten.
Kompetenzen im Bereich der Sozialisation unterstützen das inner- wie außerschulische Lernen der Schülerinnen und Schüler nachhaltig, weil jedes emotionale Erleben sowie das Gestalten sozialer Aktivitäten zur Entwicklung einer autonomen Gesamtpersönlichkeit beitragen. Die Kompetenzentwicklung in diesem Bereich verläuft in allen Lebenssituationen immanent. Sie gestaltet sich vielfach unbewusst, kann aber durch gezielte Bildungsangebote angebahnt, gesichert und gefördert werden.
Die Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen geht mit kognitiven Prozessen der Reflexion, der Selbst- und Fremdwahrnehmung einher und bedingt und fördert kommunikative Kompetenzen.
Auch kleinste Lernfortschritte in den Entwicklungsschwerpunkten der Sozialisation begünstigen und erleichtern die gesellschaftliche Teilhabe der Schülerinnen und Schüler im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung.
Entwicklungsschwerpunkte im Entwicklungsbereich Sozialisation sind:
- Emotionalität – Wahrnehmung der eigenen Person und Biografie
- Emotionalität – emotionale Kompetenzen
- Emotionalität – soziomoralisches Handeln
- Soziabilität – soziales Handeln
- Soziabilität – interpersonale Kompetenzen
- Soziabilität – Gemeinschaftsleben und soziales Leben
- Soziabilität – Leben in der Demokratie
Kommunikation
Fähigkeiten im Bereich der Kommunikation ermöglichen Menschen, eigene Befindlichkeiten und Gedanken auszudrücken, Befindlichkeiten und Gedanken anderer aufzunehmen und sich im Miteinander mit anderen auszutauschen. Die Relevanz der individuellen kommunikativen Möglichkeiten erfahren Menschen in sozialen und interaktiven Bezügen. Sie bilden ihr Kommunikationsverhalten an diesen aus und passen es entsprechend an.
Unter Kommunikation ist zum einen der Einsatz der aktiven Lautsprache zu verstehen, die auch über alternative Kommunikationsformen umgesetzt werden kann. Zum anderen sind alle Verhaltensweisen kommunikativ, mit denen sich jemand mitteilt, Mitteilungen anderer aufnimmt und mit anderen Menschen in Kontakt tritt. Mitteilungen können auch durch einen Gesichtsausdruck (u.a. Lächeln), den Einsatz von Körpersprache (u.a. durch Gestik, Körperhaltungen, Atmung, Muskeltonus) oder auch Gebärden geäußert werden.
Die Ausbildung und Förderung kommunikativer Kompetenzen ist wesentlicher Bestandteil der Gesamtförderung aller Schülerinnen und Schüler und gilt als allgemeines Unterrichtsprinzip. Sie eröffnet Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten, die Umwelt zu erschließen, zu ordnen und zu begreifen. Die Bereitschaft zur Kommunikation, die Freude am Sprechen und das Sich-Mitteilen sind eingebunden in soziales Handeln. Diese Aspekte haben zunächst Vorrang vor der sprachlichen Richtigkeit. Es geht neben der Förderung der grundlegenden Sprechfunktionen darum, eigene Gedanken und Gefühle auszudrücken, Informationen aufzunehmen, zu geben und zu verarbeiten, auf andere einzuwirken, Probleme zu klären und Entscheidungen zu treffen sowie Verantwortung zu übernehmen und mit anderen zusammen zu arbeiten.
Gelingende kommunikative Verständigung ist ein wechselseitiger Vorgang zwischen Kommunikationspartnerinnen und -partnern, der insbesondere von einer differenzierten Ausdrucksmöglichkeit auf der verbalen und/oder der non-verbalen Ebene, ggf. mit Gebärden, Bildern oder mit Unterstützung durch elektronische Kommunikationshilfen begünstigt wird.
Die Schülerschaft im zieldifferenten Bildungsgang Geistige Entwicklung kennzeichnet eine große Heterogenität in Bezug auf basale Kommunikationsformen und sprachliche Ausdrucksfähigkeit, kognitive Fähigkeiten, individuelle Verhaltensweisen sowie Motivationslagen. Die differenzierte Diagnostik dieser Lernausgangslage bildet die Grundlage jeglicher sprachlichen und kommunikativen Bildung im Unterricht und ermöglicht so den einzelnen Schülerinnen und Schülern eine individuelle Entwicklung.
Schwerpunkte im Entwicklungsbereich Kommunikation sind:
- Funktionen der Stimme und des Sprechens
- Äußerungen produzieren
- Äußerungen aufnehmen
- Miteinander kommunizieren
Die folgende Grafik zeigt die Gliederung der fünf Entwicklungsbereiche in die jeweiligen Entwicklungsschwerpunkte: