Adaptiver Unterricht
Adaptiver Unterricht ist eine Grundform des Lernens, in der jede Schülerin und jeder Schüler individuell gefördert wird. Dieses Lernkonzept passt sich den unterschiedlichen Lernverständnissen bzw. Lernerfolgen der Lernenden und ihren variierenden Ausgangslagen an und ermöglicht einen produktiven Umgang mit Heterogenität.
Relevanz für die Praxis der individuellen Förderung
Die Lehrkraft orientiert sich dabei stark an den persönlichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler und arbeitet nicht ausschließlich mit vorgegebenen Lernmaterialien, die sich am Durchschnitt ausrichten, sondern mit umfangreichen Materialien, die unterschiedliche Schwerpunkte und Schwierigkeitsstufen anbieten. Jeder Schülerin, jedem Schüler wird das eigene Lerntempo ermöglicht. (Konzepte der individuellen Förderung, Personorientierte Begabungsförderung)
Adaptiver Unterricht berücksichtigt die individuellen Voraussetzungen der einzelnen Lernenden. Er beschreibt eine Struktur, in der den aktuellen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gemäß Aufgaben angeboten werden.
Hier zu unterscheiden ist die Makro- von der Mikroebene.
Die Makroebene bezeichnet eine übergeordnete Struktur, in der es z.B. um binnendifferenzierte Lerninhalte, Anpassung des Lehrplans, Methoden, Materialien und auch Lernzeiten geht.
Dagegen beschäftigt sich die Mikroebene mit dem Handeln einzelner Schülerinnen und Schüler in einer Feinstruktur. Hier geht es um die direkte Interaktion zwischen Lehrenden und Lernendem, die auf enger Kommunikation beruht. Die zu erlernenden Themen werden den Schülerinnen und Schülern passgenau angeboten. Die Lehrer und Lehrerinnen können die Auswahl der Aufgaben so verändern, dass das Angebot dem Fortschritt und der Aufnahmefähigkeit des Einzelnen entspricht.
Adaptivität beinhaltet:
- ständige Selbstevaluation des Handelns der Lehrkraft
- regelmäßige Lernstandserhebung
- enger Schüler-Lehrer-Austausch (Lerncoaching)
- individuelle Lernmaterialien (Kompetenzraster)
- gestaffelter Schwierigkeitsgrad bei den Materialien
- individualisierte Lernsettings
- zielerreichendes Lernen als Basis
Weitere Aspekte müssen berücksichtigt werden:
Lernbegleitende Diagostik
Anders als bei Klassenarbeiten, die erst am Ende der Lernphase Rückschluss über das Wissen zulassen, sollen beispielsweise Aufgaben eingesetzt werden, die den Lehrkräften Informationen auf den jeweiligen individuellen Lernstand der Kinder ermöglichen. Diese können auch von den Kindern selbst überprüft werden, um zu sehen, wo sie stehen.
Selbstgesteuertes Lernen
Selbstgesteuertes Lernen geht mit adaptivem Lernen Hand in Hand, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Lernenden unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Hier lernen Schülerinnen und Schüler sich eigene Ziele zu setzen. Zuvor sollten geeignete Methoden geübt werden. (Kompetenzraster)
Kooperatives Lernen
Adaptiver Unterricht bedeutet nicht, dass jedes Kind nur einzeln für sich lernen muss. Besonders kooperative Lernformen, wie Gruppenarbeit, Partner- und Helfersysteme bieten sich an. Dabei ist darauf zu achten, dass verschiedene Kompetenzen genutzt werden und individuelle Unterschiede akzeptiert sind.
Flexibilität von Lerngruppen
Es besteht keine Notwendigkeit, Schülerinnen und Schüler in feste Stammgruppen, etwa dem Klassenverband, zuzuordnen. Vielmehr ist es sinnvoll, in Projekten, Fächern und Lerninhalten Gruppen neu einzuteilen. Jahrgangsgemischte Lernformen profitieren voneinander.(Jahrgangsübergreifendes Lernen)
Räumliche Flexibiliät
Lernen sollte nicht nur im Klassenzimmer stattfiinden. Sitzgruppen, Räume für Kleingruppen, Gartenanlagen oder "Marktplätze" bieten Gelegenheiten, zusammenzukommen. Oftmals können die Kinder selbst ihren Platz für optimales Lernen bestimmen. (Raumgestaltung)
Zeitliche Flexibilität
Die Tagesstruktur sollte so zugeschnitten sein, wie die Lernenden es benötigen. So lässt sich auf den Lernfortschritt der Kinder flexibel reagieren.
Fächerübergreifender Unterricht
Fächerübergreifender Unterricht sollte Bestandteil des Schulalltags sein. Neben den Kernfächern wie Mathematik und Deutsch bieten sich Fächer wie Musik, Kunst, Sachkunde, Naturwissenschaften und Sport an. Schülerinnen und Schüler sollen in Freiarbeitsphasen selbst wählen dürfen, an welchem Fach sie arbeiten wollen. (selbstgesteuertes Lernen)
Team-Teaching
Zahlreiche Prozesse finden im adaptiven Unterricht gleichzeitig statt. Parallel arbeitende Lehrkräfte oder multiprofessioneslle Teams mit Lernbegleiterinnen und -begleitern sowie Sonderschullehrkräften ergänzen sich. Sinnvoll ist eine Kooperation der Lehrkräfte, die sich in Teamsitzungen zu Vor- und Nachbesprechungen zusammenfinden.