Erläuterungen zur Spalte c – Metakognition
Erläuterungen
Informationen für Lehrkräfte
Diese Hinweise beziehen sich auf die Felder c1 bis c5 des Lernstrukturgitters „Warum brauche ich zum Lernen mehr als einen klugen Kopf?“.
Im Mittelpunkt dieser Spalte steht die Metakognition, also die Fähigkeit das eigene Denken und Lernen zu analysieren, zu reflektieren und daraus individuelle Erkenntnisse für das Lernen abzuleiten.
Ebene Wahrnehmen (c1)
Als Einstieg in dieses Thema könnte man Filmausschnitte von Gedächtniskünstlerinnen und –künstlern (z.B. bei EDMOND NRW „5551464_Die_Gedaechtnismeister_ON_REPORTAGE“) zeigen, die sich innerhalb kürzester Zeit bis zu 100 und mehr Begriffe oder Zusammenhänge einprägen. Hier eignet sich die erste Sequenz „Einstieg“ oder auch die letzte „Norddeutsche Gedächtnismeisterschaft“.
Ebene Erkunden (c2)
Anschließend können die Schülerinnen und Schüler selbst durch die Lehrperson angeleitete einfache Gedächtnistests durchführen https://www.schulentwicklung.nrw.de/materialdatenbank/material/view/5506, weitere einfache Gedächtnistests: KLIPPERT, H. Methodentraining, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2000, S. 200 ff.). Anhand dieser Tests können lernförderliche Aspekte herausgearbeitet werden (vgl. Lernpyramide nach Norm Green https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Lernstrategien.shtml)
Ebene Klären (c3)
Die anschließende Reflexion zum Gedächtnistraining ermöglicht den Schülerinnen und Schülern einen Bezug auf sich selbst. Sie sollten dafür sensibilisiert werden, dass das Vergessen der Normalzustand des Gehirns ist. Somit wird deutlich, dass für das Speichern von Informationen im Langzeitgedächtnis und das Erinnern dieser Informationen Arbeit aufgewendet werden muss und somit Strategien notwendig sind. Die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu eigenen Organisationsleistungen, evtl. durch Erstellen von Exzerpten, Concept Maps und Schaubildern sowie zu regelmäßigem Wiederholen ist daher elementar
Ebene Erkunden(b2)
Da die Gehirntätigkeit über Gefühle beeinflusst wird und insbesondere emotional gebundene Erfahrungen im Gedächtnis schnell und nachhaltig gespeichert werden (vgl. Bundschuh 2007), wird auf der Ebene Erkunden (b2) der Frage nachgegangen: Welche Gefühle helfen mir beim Lernen?
Hier kann beispielsweise das Material zum Emotionstraining in der Schule von Petermann/ Petermann/ Nitkowski (2016) genutzt werden, u.a. „Rund um das Gefühl - Wandzeitung“ mit der Übung: „Fällt dir ein Tag ein, an dem etwas passiert ist, das besonders starke Gefühle in dir geweckt hat? Wenn du an diesen Tag denkst, an was kannst du dich noch erinnern?“
Ebenen Begreifen(c4) und Übertragen(c5)
Im Anschluss setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Wiederholungs- und Vergessenskurve und dem Überlernen (Denkblockade oder Blackout in einer Prüfungssituation) auseinander und leiten daraus Regeln für das Lernen ab (KLIPPERT, H. Methodentraining, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2000, S. 208).
Durch das Kennenlernen von primären und sekundären Lernstrategien wird die Reflexion über das eigene Lernen und die Aufstellung von Regeln zum nachhaltigen Lernen ermöglicht. Die Schülerinnen und Schüler können nun zum Abschluss dieser Unterrichtseinheit einen individuellen Lernplan für eine konkrete Leistungsüberprüfung erstellen. Dabei ist es nicht relevant, ob diese schriftlich oder mündlich erfolgt.
Impulse zur Binnendifferenzierung / zum zieldifferenten Lernen
Wählt man zum Einstieg den o.g. Edmond Film, könnten heterogene Lerngruppen gebildet werden, die am Ende des Films Forschungsfragen entwickeln. Hinweise auf bestimmte Filmstellen können bei der Formulierung der Forschungsfragen helfen.
Zum Gedächtnistraining könnten sowohl im Schwierigkeitsgrad als auch in der Dauer variierende Möglichkeiten angeboten werden. Hier sollte man darauf achten, dass alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten berücksichtigt werden.
Auf der Ebene „Klären“ können zum Beispiel folgende Fragestellungen die Reflexion unterstützen:
Wie kann ich den Lerninhalt strukturieren, um ihn besser behalten zu können?
Wie kann ich das Neue mit Bekanntem verknüpfen?
Kann ich besser durch Lesen, Hören, Sehen, Hören und Sehen, selbst Ausprobieren behalten?
Welche Haltung habe ich zum Lernen generell?
Was motiviert mich, etwas zu lernen?
Optimal wären individuelle Reflexionsgespräche zum Gedächtnistraining, um Regeln zum eigenen Lernen aufzustellen. Je nach Bedarf kann es notwendig sein, diesen Prozess durch eine Lehrperson zu begleiten.
Auf der Ebene „Begreifen“ könnte eine Differenzierung durch den Edmond-Film (5551464_Die_richtige_Lernsituation_ON_ERKLAERFILM) erfolgen, indem Schülerinnen und Schüler gezielt differenzierte Aufgaben angeboten bekommen.
Außerdem wäre es denkbar, die Entwicklung von metakognitiven Lernstrategien durch Signalkarten zu unterstützen
Die Schülerinnen und Schüler könnten das Styropor-Modell zur Funktion des Gedächtnisses (s. a3) weiter ausbauen. Hier kann die Vorstellung entwickelt werden, dass „Lernstraßen“ im Gehirn durch Wiederholungen und Übungen gefestigt werden, sprich breiter werden. Dies kann durch dickere Fäden oder mehrfache Verspannung gleicher „Lernstraßen“ verdeutlicht werden (vgl. Unterricht Biologie, Nr. 392, 2014, Seelze: Friedrich-Verlag S. 19).
Auch bei der Darstellung der Regeln für das Lernen könnte man folgende Differenzierungen vornehmen:
- Plakat erstellen (einzelne Schülerinnen und Schüler erhalten entsprechend ihrer Lernvoraussetzungen die Aufgabe, eine oder mehrere Regeln aufzuschreiben und/oder künstlerisch zu gestalten)
- Interview führen lassen (Hilfe: Fragen schon ausformulieren)
- ausgewählte Lernstrategien in Rapform darstellen
- Erklärvideo drehen (Hilfe: Storyboard vorgeben)
Die Erstellung eines Lernplans muss individuell erfolgen. Hier könnte eine Checkliste (Worauf muss ich achten, daran muss ich denken) hilfreich sein.
Durch Hilfekarten können Differenzierungsmöglichkeiten für alle Schülerinnen und Schüler angeboten werden.
Material
Video: Die Gedächtnismeister 14:55 min Gesamtlänge
Übersicht: Anhand von Niklas, der hochintelligent ist, werden verschiedene Methoden des Gedächtnistrainings gezeigt anhand der Internatsschule Torgelo mit dem Gedächtnismeister Steffen Bütow. Zum Schluss nimmt Niklas an den Norddeutschen Gedächtnismeisterschaften teil. Er erreicht den 5. Platz, da er bei einer der sieben Disziplinen plötzlich eine Art Blackout hat, was er sich selbst nicht erklären kann.
Im Film werden auch einige Methoden gezeigt, die man auch in dem Video „Lernmethoden“ (Übungen für die Schule und Zuhause: Loci-Methode, Mastermethode, Lernkartei, optimales Wiederholen) findetEntwicklungschancen
Im zieldifferenten Lernen kann sowohl ein Zugang über das fachliche Lernen als auch über die Entwicklungsbereiche gelegt werden. In diesem Unterrichtssetting können auf der Grundlage der individuellen Lern- und Entwicklungsplanung schwerpunktmäßig folgende Entwicklungschancen zum Tragen kommen
Literatur
https://www.schulentwicklung.nrw.de/materialdatenbank/material/view/5506
Edmond Film 5551464_Die_Gedaechtnismeister_ON_REPORTAGE
Edmond Film 5551464_Die_richtige_Lernsituation_ON_ERKLAERFILM
Edmond Film 5551464_Lernmethoden_ON_ERKLAERFILM
inklusiver-fachunterricht/lernumgebungen-gestalten/lernfoerderung/lernfoerderung.html
KLIPPERT, H. Methodentraining, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2000
Unterricht Biologie, Nr. 392, 2014, Seelze: Friedrich-Verlag