Individualisiertes Lernen: Gebundene Freiheit im Daltonplan
Im Daltonkonzept sind der Daltonplan sowie das Lerntagebuch die zentralen Instrumente zur Planung und Strukturierung von Lernprozessen. Beide Instrumente greifen ineinander und strukturieren das individualisierte Lernen.
Zu Beginn einer 5-wöchigen Lernphase erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Daltonplan. Diesem können sie entnehmen, welche Inhalte und Fragestellungen in dieser Lernphase erarbeitet werden.
Die Abbildung zeigt einen beispielhaften Daltonplan für den Deutschunterricht in Jahrgangsstufe 9.
Im Daltonplan sind zusätzlich zu den Vorhaben, die im Fachunterricht erarbeitet werden, Unterrichtsinhalte ausgewiesen, die von den Schülerinnen und Schülern selbstständig in der Daltonzeit erarbeitet werden (= Daltonaufträge). Der Lernplan bietet so eine verbindliche Vorgabe eines Lernpensums, das innerhalb einer vorgegebenen Zeit erarbeitet werden soll. Vorgegeben ist also das Ziel, nicht aber der Weg, auf dem dieses erreicht werden muss.
Für die Arbeit an den Daltonaufträgen stehen täglich zwei Daltonstunden zur Verfügung. In den Daltonstunden sind alle Türen offen und schulweit entscheiden die Schülerinnen und Schüler für die jeweilige Stunde, bei welcher Lehrkraft sie an welchem Fach arbeiten möchten, welche Lernstrategien sie nutzen und welche Fördermöglichkeiten sie in Anspruch nehmen. Im Beratungsgespräch mit den Klassen- und Fachlehrern besteht die Möglichkeit, Daltonstunden, Räume oder Fächer vorab fest zu planen, sodass die Schülerinnen und Schüler nur das Maß an Freiheit und Selbstorganisation aufbringen müssen, dass sie auch bewältigen können. Die Schülergruppen mischen sich in Dalton, unterschiedliche Kenntnisstände, Aufgaben und Arbeitsweisen werden die Regel.
Individuell arbeiten die Schülerinnen und Schüler vor allem in Hinblick auf
- die in Anspruch genommene Hilfestellung: In Dalton haben alle Lehrkräfte, ob eigener Fachlehrerin bzw. -lehrer oder fachfremde Lieblingslehrerin bzw. -lehrer, Zeit für individuelle Betreuung und Hilfestellung. Wer diese nicht braucht, arbeitet selbstständig oder widmet sich bereits einem anderen Fach.
- das benötigte Lerntempo: Schülerinnen und Schüler, die nach der als Richtwert angegebenen Zeit die Daltonaufgabe noch nicht verstanden haben, können individuell mehr Daltonzeit für dieses Fach verwenden, ohne den Druck des Kurses, weitermachen zu wollen.
Dabei trainieren sie mit Hilfe ihrer Klassenlehrerinnen und -lehrer ihre Planungskompetenz und ihr Zeitmanagement und lernen, ihre Stärken und Schwächen einzuschätzen.
Zusammengefasst liegen Vorteile der Planarbeit in folgenden Bereichen:
- Lerntempo: Benötigen Schülerinnen und Schüler für eine Aufgabe oder ein Fach mehr Zeit, so können sie diese in den Daltonstunden nutzen. Dalton nimmt den Druck, mit einem Durchschnitts-Tempo der Lerngruppe mithalten zu müssen oder aber auf die Gruppe warten zu müssen. Stattdessen bietet der Plan eine transparente Orientierung, welche Lernziele und welche Aufgaben vorgegeben sind und gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, diese in ihrem individuellen Tempo zu erreichen.
- Förder- und Forderpotenzial: Die Daltonzeit bietet vielfältige Möglichkeiten, Schülerinnen und Schüler zu fördern, durch Unterstützung und Zeit, die die Lehrkraft anbietet, ebenso wie durch spezielles Fördermaterial. Starke Schülerinnen und Schüler werden optimal gefordert: Wenn die Planziele erreicht sind, bleibt Zeit für vertiefendes Lernen, Projekte oder Wettbewerbe. Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler in der Daltonzeit Profilkurse buchen (z. B. Streitschlichter-Ausbildung, soziales Projekt oder einen Sportkurs), um sich individuell auch über den Fachunterricht hinaus weiter zu entwickeln und ihre Talente zu entfalten. Die Daltonlehrerinnen und -lehrer haben Zeit, in Ruhe einzelne Schülerinnen und Schüler zu beraten. Zweimal am Tag können Schülerinnen und Schüler so in den Daltonstunden ihre ganz persönliche „Nachhilfe“ innerhalb der Schule in Anspruch nehmen.
- Individuelles Lernen: Schüler lernen und arbeiten unterschiedlich. Daltonplanarbeit gibt Ziele, nicht aber Wege vor. Schülerinnen und Schüler lernen einzuschätzen, zu welchen Tageszeiten, sie sich besser konzentrieren können, wann sie schwierige Fächer angehen oder wie viel Zeit sie für welches Fach einplanen müssen. Sie können herausfinden, in welcher Umgebung oder Sozialform und mit welchen Materialien sie bestimmte Tätigkeiten erfolgreich ausüben können. Verstärkt wird der individualisierende Effekt durch differenzierte Daltonpläne: Mit Aufträgen auf verschiedenen Lernniveaus oder Wahlmöglichkeiten sowie offenen Aufgaben werden Schülerinnen und Schüler individuell herausgefordert und finden Aufträge, die ihren Bedürfnissen entsprechen.
- Kompetenzorientierung: Die Daltonpläne beinhalten für jede Lernphase ein Kompetenzraster mit Zielen in „Ich kann…“-Formulierung. Die Schülerinnen und Schüler lernen einzuschätzen, ob sie Lernziele erreicht haben oder Inhalte erst noch erarbeiten müssen. Der Unterricht bildet den Erwerb der Kompetenzen ab, ebenso wie die Leistungsbewertung sich auf die im Plan ausgewiesenen Kompetenzen bezieht.
- Umsetzbarkeit: Planarbeit lässt sich vergleichsweise unkompliziert umsetzen und einführen. Planarbeit baut nicht auf besonderen Materialien oder einer teuren Ausstattung auf. Schulen und Kollegien können mit dem beginnen, was sie haben. Im Sinne der Daltonkonzeption wird Planarbeit als schulweites und umfassendes Konzept verstanden, das mit den Daltonplänen als zentralem Instrument das Lernen und Lehren verändert.
Weitere Materialien
- Auszug aus dem Daltonplan, E-Kurs Deutsch, 9. Jahrgang, Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn (PDF, 297 KB)
- Kommentierter Auszug aus dem Daltonplan, E-Kurs Deutsch, 9. Jahrgang, Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn (PDF, 177 KB)
- Beispielseite Wochenübersicht Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn
- Wochenübersicht Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn (PDF, 1,53 MB)