Alltag in Grundkursen der SI? – Kompetenzerwerb im Fach Mathematik für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler
Ein Blick auf die Ergebnisse der Zentralen Prüfungen 10 im Fach Mathematik auf dem Niveau des Hauptschulabschlusses (HSA) wirft die Frage auf, wie es in der Schule bzw. im Unterricht gelingen kann, gerade leistungsschwache Schülerinnen und Schülern zu motivieren, mathematische Grundvorstellungen auf- und auszubauen und Basiskompetenzen zu entwickeln. Der Anteil der nicht ausreichenden Prüfungsleistungen ist über Jahre zu groß und kann von den Lehrkräften nicht akzeptiert werden. Auffallend bei einer genaueren Analyse ist, dass bereits der erste Prüfungsteil, in dem Basiskompetenzen in Form von direkt zugänglichen kleineren Aufgaben gestellt werden, nur zur Hälfte von den Prüflingen ausgeschöpft wird. Mathematische Grundvorstellungen sind häufig nicht aufgebaut worden und Basiskompetenzen können z.T. nicht ausreichend nachgewiesen werden (vgl. Fachdidaktische Rückmeldungen Mathematik).
Bereits zwei Jahre vor dem Abschluss wird durch die Lernstanderhebung 8 diagnostiziert, welche Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern zum Testzeitpunkt in der Klasse gut entwickelt sind und welche Kompetenzen noch gestärkt werden sollen. Den Lehrkräften werden damit wichtige Hinweise für die weitere Unterrichtsarbeit gegeben („Blick von außen“). Die landesweiten Ergebnisse zum Lernstand 8 weisen aber ebenfalls darauf hin, dass vier von zehn Schülerinnen und Schüler in den Grundkursen der Hauptschulen und Gesamtschulen den Mindeststandard für den Hauptschulabschluss (HSA Kompetenzniveau 1B (Blum, Roppelt, & Müller, 2012)) nicht erreichen.
Das Ziel dieses Projektes liegt darin, einen langfristigen, nachhaltigen und verständnisorientierten Aufbau von Grundvorstellungen insbesondere in den letzten beiden Schuljahren zu unterstützen. Der Umgang mit leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern ist vielfältig und umfangreich und stellt Lehrkräfte im Schulalltag vor unterschiedliche Probleme. Bei der Materialentwicklung standen folgende Aspekte im Vordergrund:
- Aufbau von Grundvorstellungen und Vermittlung von Basiskompetenzen
- Motivation der Schülerinnen und Schüler durch lebensnahe Kontexte unter Berücksichtigung der individuellen Lernvoraussetzungen
Im Projekt wurden Grundbausteine für den Unterricht erstellt, bei denen die Entwicklung und Festigung der Grundvorstellungen und der Basiskompetenzen im Fokus stehen. Die beiden Bausteine „Grundvorstellungen“ und „Basiskompetenzen“ sind eng miteinander verknüpft, denn ohne Grundvorstellungen fehlen den Schülerinnen und Schülern Basiskompetenzen. Doch welches Basisniveau müssen gerade leistungsschwache Schülerinnen und Schüler erreichen?
In diesem SINUS-Projekt wurden mit Blick auf die Unterrichtsrealität Maßnahmen und Materialien zur Unterrichtsentwicklung konzipiert und erprobt, die geeignet sind, leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht aktiv am Unterricht zu beteiligen. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler motiviert und ihnen Erfolgschancen angeboten werden, weiter sollen Grundvorstellungen aktiviert und gefestigt werden, immer mit dem Blick auf die Basisinhalte der Lehrpläne. So entstanden innerhalb des Projektes vier Schwerpunkte:
- Schülerinnen und Schüler für den Mathematikunterricht mit realen, schülernahen Kontexten zu motivieren
- Lerngelegenheiten schaffen für das Wachhalten von mathematischem Grundwissen durch regelmäßige Kopfübungen
- Grundvorstellungen aktivieren und ausbauen am Beispiel der Volumenberechnung
- Konzeption und unterrichtliche Erprobung einer Formelsammlung für den Grundkurs Mathematik (auf dem Anforderungsniveau HSA)
Alle entstandenen Materialien sind mit besonderem Blick auf die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler in Grundkursen in dem Doppeljahrgang 9/10 konzipiert worden. Der Blick richtet sich nicht auf die verschiedenen Begebenheiten einzelner Schulen, sondern richtet sich dahin, wo die Lernenden in ihrem jeweiligen Lernprozessen stehen.
Materialien
Artikel zur Projektarbeit