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Lerncoaching – Heinrich-von-Kleist-Schule Bochum

Heinrich-von-Kleist-Schule

Heinrichstraße 2

44805 Bochum

0234/89125-0

sekretariat@hvk-bochum.de

Schulleiter: Herr Braß

Bezirksregierung Arnsberg

Netzwerke / Projekte

  • Projekt "Lernpotenziale. Individuell fördern im Gymnasium.“
  • Netzwerk "Zukunftsschulen NRW" zu den Themen
    • Förderplanarbeit
    • Lerncoaching

Druckversion des gesamten Praxisbeispiels (PDF, 956 KB)

Lerncoaching

An der Heinrich-von-Kleist-Schule, ein Gymnasium mit Ganztagsunterricht, betreuen insgesamt etwa zehn zu Lerncoaches ausgebildete Kolleginnen und Kollegen Schülerinnen und Schüler in Einzel-, Team- und Gruppencoachings.

Es gibt zwei Wege, wie eine Schülerin bzw. ein Schüler ins Lerncoaching findet:

1. Es besteht die Möglichkeit der freiwilligen Meldung oder

2. Schülerinnen und Schüler werden nach den Quartalskonferenzen von den Kolleginnen und Kollegen für ein Coaching vorgeschlagen.

Das Coaching-Angebot ist freiwillig und grundsätzlich für alle Schülerinnen und Schüler offen.

Coachingsitzungen finden in der Regel einmal wöchentlich statt, wobei Coachingstunden im Stundenplan als Teil des Lernzeitenbandes ausgewiesen sind. Für den Coachingprozess werden zumeist sechs bis zehn Sitzungen eingeplant.

Ausgangslage

Die Schülerinnen und Schüler haben häufig ihre Sorgen in Bezug auf ihr Lernen geäußert, zum Beispiel:

„Irgendwie klappt das mit dem Lernen nicht.“

„Ich konnte das alles, aber in der Arbeit war‘s wieder weg.“

„Ich traue mich einfach nicht, im Unterricht etwas zu sagen.“

„So wie es jetzt läuft, ist es mir nicht gut genug. Ich möchte endlich mal die 2 und nicht immer nur eine 3+.“

(Leithe & Wegmann, 2018, S. 45)

Um die Schülerinnen und Schüler in diesen oder ähnlichen Situationen professionell zu unterstützen, hat sich die Heinrich-von-Kleist-Schule im Dezember 2012 auf den Weg gemacht, das Lerncoaching an der Schule zu etablieren.

Der an der Heinrich-von-Kleist-Schule entwickelte Ansatz orientiert sich an folgenden zentralen Prinzipien für professionelle Beratung in der Schule: Freiwilligkeit, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit (des Coaches), Vertrauensverhältnis und Vertraulichkeit (Verschwiegenheit), Professionalität sowie Beachtung der Verantwortungsstruktur im Schulsystem.

Leithe, A. & Wegmann, C. (2018). Qualifizierung von Lerncoaches am Gymnasium St. Christophorus und der Heinrich-von-Kleist-Schule. In K. Althoff / N. Andernach (Hrsg.), Partizipative Schulentwicklung mit dem Leitziel individueller Förderung. Lernpotenziale Heft 4 (S. 45-47). Münster: Serviceagentur „Ganztägig lernen" NRW, Institut für soziale Arbeit e.V. Aufgerufen am 24.07.2020.

Ziele und Qualitätsmerkmale

  • Lerncoaching ist im Schulsystem als Angebot der individuellen Förderung verankert. Es stehen im Lerncoaching an der Heinrich-von-Kleist-Schule im weitesten Sinne lernspezifische Themen (z. B. Wie lerne ich? Wie kann ich mich besser organisieren? Wie kann ich mit Prüfungsangst umgehen?) im Fokus.
  • Lerncoaching an der Heinrich-von-Kleist-Schule ist klar abzugrenzen von fachlicher Nachhilfe, da es bei der Veränderung des Lern- und Arbeitsverhaltens der Schülerinnen und Schüler ansetzt. Es geht also darum, Lernschwierigkeiten zu erfassen, Lernprozesse zu optimieren, Lernstrategien zu entwickeln und Lernblockaden zu lösen.
  • Im Lerncoaching erkennen die Schülerinnen und Schüler, wie sie ihre Ressourcen besser nutzen und aus eigener Kraft das eigene Lern- und Arbeitsverhalten verändern können. Dazu wird das systemische Umfeld einbezogen.
  • Das Lerncoaching an der Heinrich-von-Kleist-Schule geht von einem konstruktivistisch-systemischen Verständnis von Lernen und Entwicklung aus. Es umfasst
    • motivational-emotionale Momente, die sich auf das Bedürfnis beziehen, sich kompetent, autonom und zugehörig zu fühlen,
    • kognitive Elemente im Sinne von Lernstrategien und
    • metakognitive Fähigkeiten wie das eigene Lernen zu planen, zu reflektieren und anzupassen.
  • Die Handlungs- oder Entscheidungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler sollen erweitert werden, damit diese ihre Probleme eigenständig und aktiv selbst lösen können. Damit wird Lerncoaching an der Heinrich-von-Kleist-Schule sowohl interventiv als auch präventiv eingesetzt.
  • Das Lerncoaching ist als eine prozesshafte, zeitlich klar umrissene, ergebnisoffene Interaktion zwischen Coach und Coachee mit komplementärer Verantwortlichkeit angelegt. Der Coach hat die Prozessverantwortung, der Coachee die Verantwortung für das Ergebnis.

Prozessschritte

  • Schuljahr 2013/2014
    • Motivation: Input durch eine andere Schule mit einem Lerncoachingkonzept - Erfahrungsaustausch, Teilnahme einer Kollegin an einem Workshop zum Lerncoaching, Lernprobleme auf Seiten der Schülerinnen und Schüler
    • Konzeptentwicklung und -erprobung: Teilnahme am Netzwerkprojekt Lernpotenziale - Entwicklung und Austausch, Materialerstellung, Einbindung von Lehrerkonferenz und Elternschaft, Verortung des Coachings im Kontext schulischer Beratung
  • Schuljahr 2014/2015
    • Gewinnung und Fortbildung von Kolleginnen und Kollegen: insbesondere interne Fortbildungen zu verschiedenen Aspekten des Coachings (z. B. Rollenklärung)
  • Schuljahr 2015/2016
    • Reflexion und Evaluation: regelmäßiger Austausch der Coaches (auch in der Form des Kollegialen Teamcoachings)
  • Schuljahr 2016/2017
    • Konzepterweiterung: Gruppencoaching
  • Schuljahr 2017/2018
    • Fortführung der Konzeptarbeit, Vertiefung: Teilnahme an einem Netzwerk des Projekts Zukunftsschulen NRW - Lerncoaching als Element professioneller Beratung in der Schule
  • Schuljahr 2018/2019
    • Perspektiven: Fortbildung im Gesamtkollegium zu Elementen der lösungsorientierten Gesprächsführung, Entwicklung eines Coachingmoduls zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der Selbstorganisation in Lernzeiten, Verbindung von Klassenleitung und Lerncoaching (personelle Verbindung, Coachingelemente in Beratungskontexten im Rahmen von Klassenleitung)

Gelingensbedingungen und Herausforderungen

  • Die prozessbegleitende Unterstützung durch die Schulleitung und die Einrichtung einer verlässlichen Koordination sind für die Entwicklung des Konzepts von besonderer Bedeutung. Insbesondere ist es auch dadurch gelungen, die Rahmenbedingungen für das Lerncoaching allen Beteiligten transparent zu machen.
  • Beim Coaching gelangen die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer oft an Grenzen. Herausforderungen bestehen in
    • der Findung des eigenen Coachingweges,
    • der Rollenklarheit, aber auch Rollenflexibilität,
    • der Vermeidung bzw. Unterdrückung eines "Helfersyndroms" und
    • der sicheren Beherrschung eines angemessenen Methodenrepertoires.

    Für den Umgang mit solchen Herausforderungen hat sich als günstig erwiesen, dass für die Coaches zeitliche Ressourcen ("Teamzeit") zur Verfügung gestellt werden. Die so ermöglichte Reflexion der eigenen Rolle und auch der Problemlagen im Coaching sowie der Zeit für Weiterbildung und "Kollegiales Teamcoaching" sind wichtig für die Professionalisierung der Coaches.

  • Erfolgreiches Lerncoaching und die Akzeptanz der Schülerinnen und Schüler ist abhängig von der Grundhaltung des Coaches gegenüber dem Coachee. Eine für das Coaching förderliche Grundhaltung ist beispielsweise geprägt von Empathie und Akzeptanz. Bei der Auswahl der Coaches ist darauf zu achten, dass entsprechende persönliche Dispositionen erkennbar sind.
  • Bei der Entwicklung und Verankerung des Lerncoachings an der Heinrich-von-Kleist-Schule haben sich regelmäßige externe Fortbildungen und Netzwerkaktivitäten im Rahmen der Projekte Lernpotenziale und Zukunftsschulen NRW als außerordentlich wichtig erwiesen.

Literaturempfehlungen:

Bamberger, G. (2010). Lösungsorientierte Beratung. Weinheim, Basel: Beltz.

Hardeland, H. (2017). Lerncoaching und Lernberatung. Lernende in ihrem Lernprozess wirksam begleiten und unterstützen (6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Nicolaisen, T. (2013). Lerncoaching-Praxis. Coaching in pädagogischen Arbeitsfeldern. Weinheim, Basel: Beltz.

Material der Schule

Dieses Material (Titel, Untertitel, Text, etc. – Abweichungen sind gekennzeichnet) steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 und kann unter deren Bedingungen kostenlos und frei verwendet, verändert und weitergegeben werden. Diese Lizenz gilt nicht für verwendete Logos. Urheberin im Sinne der Lizenz ist die Heinrich-von-Kleist-Schule Bochum.Lizenz CC BY-SA

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