Weiterentwicklung von Lernzeiten – Karl-Ziegler-Schule Mülheim an der Ruhr
Netzwerke / Projekte
- Projekt „Ganz In. Mit Ganztag mehr Zukunft. Das neue Ganztagsgymnasium NRW.“
- Projekt „RuhrFutur“
- MINT freundliche Schule
- Netzwerk „Zukunftsschulen NRW“
Druckversion des gesamten Praxisbeispiels (PDF, 1 MB)
Weiterentwicklung von Lernzeiten
Für die Karl-Ziegler-Schule, die seit 2010 Ganztagsgymnasium ist, sind die Lernzeiten ein zentrales Schulentwicklungsthema. Mit Blick auf die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler werden die Lernzeiten kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in den Lernzeiten an Wochenplänen, die vor allem Aufgaben zu den Fächern mit schriftlichen Arbeiten beinhalten. Die Lernzeiten werden von Fachlehrerinnen und Fachlehrern begleitet und bei Fragen und Schwierigkeiten durch diese unterstützt. Die Wochenplanarbeit fördert das eigenverantwortliche Arbeiten der Schülerinnen und Schüler. In der ersten Lernzeit der Woche planen sie individuell ihre Woche und setzen sich ihre Lernziele. Zusätzlich liegen in den Lernzeiten Förder-, Forder- und Neigungsangebote, wie zum Beispiel die Profilkurse oder das Begabtenförderungsprogramm „Zmarties“ (Link zur Homepage der Schule mit weiteren Informationen unter der Rubrik „Schulprofil“ und „Individuelle Förderung“).
Ausgangslage
Mit der Einführung des Ganztags wurde deutlich, dass die Hausaufgaben in schulische Lernzeiten als wesentlicher Baustein im Ganztag aufgehen müssen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten so die Möglichkeit, längere Übungs- und Vertiefungsphasen ergänzend zum Fachunterricht zu nutzen. Die Karl-Ziegler-Schule hat einige Schulen, die bereits im Ganztag arbeiten, besucht und Anregungen zur Gestaltung von Lernzeiten erhalten. Dem Kollegium wurde aber auch insbesondere klar, dass sich mit Lernzeiten Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler verbinden – losgelöst von den Möglichkeiten der häuslichen Unterstützung.
Ziele und Qualitätsmerkmale
In den Lernzeiten haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, vertiefende, weiterentwickelnde oder wiederholende Aufgaben zu bearbeiten und bei Schwierigkeiten und Fragen die Hilfe von Lehrkräften oder ihrer Klassenkameraden in Anspruch nehmen zu können.
Zudem sollen die Schülerinnen und Schüler durch die Klassen-Lernzeit Planungskompetenzen erlangen und lernen, Lernziele zu formulieren und ihren Arbeitsprozess zu reflektieren.
Als Qualitätsmerkmale sind folgende Aspekte besonders wichtig:
- Das Kollegium ist über den grundsätzlichen Ablauf der Lernzeiten informiert und hält sich an übergreifende Regeln, die auch den Schülerinnen und Schülern bewusst sind (M06).
- Die Schülerinnen und Schüler nutzen die Lernzeiten effektiv und arbeiten eigenständig. Sie halten sich an die Regeln (M06).
- Erfahrungen und Erwartungen der Schülerschaft und der betreuenden Lehrerinnen und Lehrer werden abgeglichen und gegebenenfalls wird nachgesteuert (M09 – Grundlage für die aktuelle Nachsteuerung).
Prozessschritte
Lernzeiten als Schulentwicklungsthema
Als ein wichtiger Bestandteil des Ganztagskonzepts hat sich die Ausgestaltung der Lernzeiten an der Karl-Ziegler-Schule sukzessive verändert. Dieser Schulentwicklungsprozess wird in regelmäßigen Abständen überprüft und auf konzeptioneller und organisatorischer Ebene nachgesteuert.
Lernzeiten im Klassenverband
In den ersten Jahren des Ausbaus des Ganztags fanden die Lernzeiten ausschließlich im Klassenverband statt. Nach einer Einführung zu Beginn der 5. Klasse wurden die Lernzeiten von Fachlehrerinnen und -lehrern begleitet. Die Wochenpläne wurden zentral in der Schule von den Lehrkräften entwickelt und von den Koordinatorinnen und Koordinatoren vervielfältigt und verteilt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Lernzeiten keinen festen Platz im Stundenplan und konnten dementsprechend zwischen der 1. und 8. Stunde stattfinden. Abgesehen von einer grundsätzlichen Einführung in das Arbeiten mit dem Wochenplan ging es zu Beginn ausschließlich um das Bearbeiten der Aufgaben durch die Schülerinnen und Schüler.
Öffnung der Lernzeiten - Anlehnung an das Dalton-Konzept
Nach einigen Jahren der Erprobung und nach ersten Evaluationen durch die Lehrkräfte gab es den Wunsch, die Lernzeiten zu verändern - vor allem das Arbeiten im Klassenverband und die unverbindliche Lage der Lernzeiten waren Kritikpunkte. Zu diesem Zeitpunkt interessierte sich die Karl-Ziegler-Schule für das sogenannte Dalton-Konzept (Link zu Informationen zum Konzept auf der Homepage „Ideen für mehr! Ganztägig bilden.“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung) und übernahm einzelne Konzeptbausteine. So wurden die Lernzeiten zum einen organisatorisch verbindlicher gemacht (immer zur selben Zeit in der 5. oder 6. Stunde an den langen Tagen), zum anderen allerdings auch geöffnet: Außer den 5. Klassen, die weiterhin im Klassenverband die Lernzeiten besuchten, durften die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 9 aus einer Übersicht mit Räumen und den dort anwesenden Lehrerinnen und Lehrern entscheiden, bei wem sie die Lernzeiten besuchen wollten. Man erhoffte sich davon eine Durchmischung der Jahrgangsstufen, die eine Form des Peer-Learnings möglich machen sollte (im Projekt Ganz In nahm die Schule zu diesem Zeitpunkt an einem entsprechenden Projekt der themenspezifischen Beratung „Individuelle Förderung“ teil). Das veränderte Lernzeitenangebot wurde jedoch nur sehr bedingt angenommen, gleichzeitig kam eine im Rahmen des Ganz In-Projektes durchgeführte Evaluation (M09) zu dem Ergebnis, dass sowohl auf Seiten der Schülerschaft als auch auf Seiten der Lehrkräfte eine stärkere Steuerung von außen gewünscht wurde. Deshalb modifizierte die „Steuergruppe Lernzeiten“ das Konzept erneut.
Aktuelle Entwicklung: Klassen-Lernzeit und Jahrgangs-Lernzeit
Das aktuelle Lernzeitenkonzept sieht vor, dass die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen die Woche mit einer Klassen-Lernzeit beginnen, die von den Klassenlehrkräften begleitet wird. In dieser Lernzeit bekommen die Schülerinnen und Schüler ihre Wochenpläne und entscheiden sich möglichst verbindlich, welche Arbeitsaufträge sie in den weiteren Lernzeiten bei welcher Lehrkraft bearbeiten wollen. Die Lernzeiten am Mittwoch und Donnerstag finden weiterhin innerhalb eines festen Bandes statt, allerdings nicht mehr jahrgangsübergreifend von Jahrgang 6 bis 9, sondern jahrgangsbezogen.
In der Klassen-Lernzeit sollen die Schülerinnen und Schüler außerdem an das eigenverantwortliche Lernen herangeführt werden. Die „Steuergruppe Lernzeiten“ hat dafür den Lehrerinnen und Lehrern Material zur Verfügung gestellt, mit dem regelmäßig Ziele gesetzt und reflektiert werden sollen. Außerdem wird der individuelle Arbeitsprozess mithilfe von Reflexionsbögen (M07, M08) sowie durch entsprechende Einträge im Schulplaner (M04) reflektiert.
Mit diesem veränderten Konzept wurde den Wünschen der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte Rechnung getragen. In einer Dienstbesprechung mit den Lehrerinnen und Lehrern wurde das angepasste Konzept erstmals evaluiert und Anregungen gesammelt. Im Anschluss daran hat sich die Steuergruppe entschieden, im Schuljahr 2019/2020 an der aktuellen Form der Lernzeiten festzuhalten und im zweiten Halbjahr eine erneute Evaluation durchzuführen.
Gelingensbedingungen und Herausforderungen
Der Prozess der Entwicklung der Lernzeiten an der Karl-Ziegler-Schule macht deutlich, dass dieses große Schulentwicklungsthema als Teil des Ganztags regelmäßiger Nachsteuerung bedarf. Als früheres Halbtagsgymnasium, das sich zur Ganztagsschule entwickelt hat, hat die Schule die Erfahrung gemacht, dass eine regelmäßige Evaluation der Lernzeiten nötig ist, um eine größtmögliche Zufriedenheit auf Seiten der Schüler- und Lehrerschaft zu erreichen.
Eine Herausforderung ist von Beginn an die Verbindlichkeit von Absprachen gewesen, die nötig sind, damit die Schülerinnen und Schüler in allen Lernzeiten ähnliche Bedingungen vorfinden. Hierzu gibt es immer wieder Informationen auf Lehrerkonferenzen und in schriftlicher Form direkt an die Lehrerinnen und Lehrer, die die Lernzeiten begleiten (M04, M05).
Eine weitere Herausforderung ist mit der Klassen-Lernzeit am Montag verbunden, in der die Schülerinnen und Schüler Planungskompetenzen erwerben und ihre Arbeit reflektieren sollen, hierbei aber erst nach und nach den Mehrwert für sich erkennen.
Die Entwicklung von Wochenplanaufgaben, die eher herausfordernden Charakter haben, ist ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt - genauso wie die Etablierung eines Lerncoachings. An diesem Thema will die Schule vorrangig im Schuljahr 2019/2020 arbeiten.
Material der Schule
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