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Orientierungsbereich (Sprungmarken)

Training zum selbstregulierten Lernen (Jg. 5/6)

Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Joachim Wirth

Dr. Ferdinand Stebner 

LS für Lehr-Lernforschung 

Universitätsstraße 150 

44801 Bochum

Tel.: 0234/32-28728 bzw. -22167

lehrlernforschung@rub.de

Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Detlev Leutner

LS für Lehr-Lernpsychologie

Weststadttürme, Berliner Platz 6-8

45127 Essen

Tel.: 0201/183-2154

detlev.leutner@uni-due.de

Netzwerke / Projekte

Projekt "Ganz In. Mit Ganztag mehr Zukunft. Das neue Ganztagsgymnasium NRW."

Druckversion des gesamten Praxisbeispiels (PDF, 806 KB)

Selbstreguliertes Lernen

Das Training zum selbstregulierten Lernen (SRL) wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen mit Ganz In-Schulen entwickelt - zunächst in den Naturwissenschaften in den Jahrgangsstufen 5 und 6. Es fördert das Lernen durch Experimentieren und aus Sachtexten in Verbindung mit selbstregulativen Strategien.

Ausgangslage

Um das eigene Lernverhalten beobachten und bewerten zu können, nehmen Lernende eine Vogelperspektive ein. Die dafür benötigten geistigen Prozesse werden als metakognitive Denkprozesse bezeichnet. Diese spielen insbesondere bei der Kontrolle der eigenen Kognitionen eine wichtige Rolle. Erst ab ca. zwölf Jahren können Schülerinnen und Schüler über abstrakte, nicht sichtbare Inhalte eigenständig nachdenken. Daher wird empfohlen, das Training zum SRL in der fünften oder sechsten Jahrgangsstufe zu beginnen.

Ziele und Qualitätsmerkmale

Ziel des wissenschaftlichen Entwicklerteams war es, ein ganzheitliches Konzept des SRL zu erschaffen. Mithilfe selbstregulativer Strategien kann der Unterricht erfolgreicher und nachhaltiger gestaltet werden – und dies nicht nur im Bereich Lesen und Mathematik, sondern auch im naturwissenschaftlichen Unterricht.

Prozessschritte

Zunächst wurden bisherige Theorien und Forschungserkenntnisse gesichtet. Auf der Grundlage des Selbstregulationsmodells von Schreiber (1998) wurde im Rahmen des Projektes Ganz In ein neu entwickeltes Training erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. Die wissenschaftliche Evaluation bestätigte die Lernförderlichkeit des Trainings.

    Studie 1:
  • zwei unabhängige Trainings - SRL

    (1) aus Sachtexten und

    (2) durch Experimentieren,

    kombiniert mit übergeordneten selbstregulativen Strategien

  • durchgeführt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ruhr-Universität Bochum
    Studie 2:
  • kombiniertes Training aus SRL aus Sachtexten und SRL durch Experimentieren
  • durchgeführt von zuvor fortgebildeten Lehrkräften in den Naturwissenschaften oder anderen Lernsituationen
  • Prozessbegleitung durch die Ruhr-Universität Bochum

Das weiterentwickelte Training ist so konzipiert, dass es sich über ein Schuljahr mit 90 Minuten pro Woche in den naturwissenschaftlichen Fächern erstreckt. Die drei enthaltenen Blöcke trainieren

1. Grundlagen des Lernens,

2. Strategien des Selbstregulierens und des Experimentierens/Lesens sowie

3. freies selbstreguliertes Experimentieren/Lesen und Transfertraining.

Evaluation

Die Forschungsergebnisse von Studie 1 zeigen, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler, die mithilfe der metakognitiven Strategien das Experimentieren lernten, besser im Experimentieren sind als die Kinder, die nur experimentierten (ohne metakognitive Strategien). Im Vergleich sind beide Gruppen besser im Experimentieren als diejenigen Schülerinnen und Schüler, die in dem Halbjahr mit Strategien zur Lesemotivation arbeiteten. Die Ergebnisse zeigen also, dass das Training wirkt. Auch für die einzelnen Einheiten wurde die Wirksamkeit nachgewiesen.

Die gleichen Ergebnisse zeigen sich auch für Studie 2, wenn Lehrkräfte selbst das Training durchführen – und nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ruhr-Universität Bochum (wie in Studie 1). Die Wirksamkeit der Trainings konnte sowohl für das Lesen als auch für das Experimentieren bestätigt werden.

Jedoch zeigt sich, dass sich die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler der Trainingsgruppe innerhalb eines weiteren Halbjahres wieder verschlechtern, wenn das Training nicht im Unterricht verankert wird. Das Training kann somit nicht langfristig wirken. Die Kinder transferieren die Strategien nahezu kaum in den Fachunterricht. Hier wird die Notwendigkeit deutlich, metakognitive Strategien immer wieder durch die Lehrkräfte im Fachunterricht zu aktivieren.

Bezogen auf die Unterscheidung zwischen Schülerinnen und Schülern mit niedrigem und mit hohem sozio-ökonomischen Status zeigen sich keine Effekte, d. h. beide Gruppen verbessern ihre Kompetenzen im Bereich SRL gleich stark und starten auch mit gleichen Voraussetzungen. Genauso nimmt die kognitive Belastung durch das Training bei allen Kindern gleich ab – auch hier zeigen sich keine Unterschiede nach sozio-ökonomischem Status der Kinder.

Gelingensbedingungen und Herausforderungen

Gelingensbedingungen liegen in den Strukturen und der Innovationsbereitschaft der Schule, beispielsweise

  • Zeit für die intensiven Trainingseinheiten,
  • Einbindung aller beteiligten Akteure im Sinne einer flächendeckenden Umsetzung,
  • Verknüpfung des Trainings mit den Lerninhalten des Fachunterrichts zur Unterstützung der Wirksamkeit,
  • regelmäßige Nutzung/Aktivierung der Strategien im Fachunterricht und in den Lernzeiten,
  • Anleitung eines längerfristigen Beratungs- und Reflexionsprozesses,
  • freiwillige Teilnahme der Lehrkräfte aufgrund der Zeitintensivität,
  • intensive Prozessbegleitung für die Umsetzung,
  • bei Adaption des Materials Erhaltung der Philosophie des Trainings und schließlich
  • müssen die Kinder erkennen, wo sie die Strategien einsetzen können.

Literatur / Material

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