Lernarrangements
Lernarrangements des individualisierten Lernens erfordern eine bewusste didaktisch-methodische Gestaltung der Lern- und Lehrprozesse, in deren Mittelpunkt die Schülerinnen und Schüler stehen. Durch einen hohen Aufforderungscharakter sollen diese Arrangements die Lust am Lernen wecken, die Eigenaktivität, Kreativität und Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler befördern sowie ein Lernen für alle ermöglichen. Überlegungen zu folgenden Fragen können hilfreich sein, um diesen Zielen näher zu kommen.
Ist die Lernumgebung ansprechend und flexibel nutzbar?
Idealerweise sind Lernräume so gestaltet, dass sie flexibel nutzbar sind: Ruhezonen bieten Rückzugsmöglichkeiten und ermöglichen alternative Aktivitäten, wie Konzentrations- und Entspannungsübungen. Arbeitszonen mit Gruppen- oder Einzeltischen bieten ideale Plätze für verschiedene Sozialformen. Nischen, Sitzecken oder Teppiche mit Sitzkissen sind für bestimmte Lernaktivitäten sehr förderlich. Darüber hinaus können einsehbare Flur- und Foyerbereiche als Lernorte genutzt werden. Anregungen zur Raumgestaltung finden Sie hier.
Sind Arbeitsmaterialien und Hilfsmittel vorhanden und für alle zugänglich?
Ein festes Ordnungssystem mit Regalen, Ordnern und Ablagekörben für Lernmaterialien erleichtert das selbstgesteuerte Lernen. Arbeitshefte, Fachbücher, Nachschlagewerke, Lernkarteien, Lernspiele oder Merksatzsammlungen sind somit leicht für alle zugänglich. Auch sollte dafür Sorge getragen werden, dass die Schülerinnen und Schüler Arbeitsmaterial wie Plakate, Scheren, Stifte, Abfragekärtchen, Krepp-Band, CD-Player u. ä. zur Verfügung haben.
Gibt es bestimmte Regeln und Rituale, die ein effektives Arbeiten ermöglichen?
Für das selbstgesteuerte Lernen sind einheitliche Vereinbarungen und Regeln notwendig, die allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern bekannt sein müssen. Diese können den sorgsamen Umgang mit den Lern- und Arbeitsmaterialien sowie die Realisierung einer ruhigen und entspannten Arbeitsatmosphäre betreffen. Hilfreich ist es, ein Helfersystem zu etablieren, in dem jede und jeder schnell und effektiv die Hilfe bekommen kann, die benötigt wird. Zu einem guten Arbeitsklima trägt auch eine Flüsterkultur bei, die ein ungestörtes Arbeiten ermöglicht. Vereinbarungen über den Einsatz eines Planungs- und Dokumentationsinstruments wie Logbuch, Lerntagebuch oder Wochenplaner, ermöglichen Schülerinnen und Schülern die Planung und Organisation des selbstgesteuerten Lernens. Ebenso dient es ihnen zur Reflexion ihres Arbeitsprozesses in der Lernzeit. Für Lehrerinnen und Lehrer stellt es die Grundlage für Beratungsgespräche dar. Ein eindeutiger, ritualisierter Ablauf der Lernzeit mit verschiedenen Phasen sorgt für effektives Arbeiten. Feste Lernzeiten, die im Stundenplan verankert sind, tragen zudem dazu bei, dass das selbstgesteuerte Lernen konsequent eingeübt wird und einen hohen Stellenwert hat.
Berücksichtigen Aufgabenformate verschiedene Lernniveaus, Lernzugänge und Sozialformen und können sie zu unterschiedlichen Produkten führen?
Das dargebotene Lernmaterial sollte hinsichtlich des Anforderungsniveaus differenziert gestaltet sein, damit es von einer heterogenen Schülerschaft auch wirklich zu nutzen ist. Es sollte Basisaufgaben, aber auch weiterführende Aufgaben und Zusatzaufgaben enthalten. Hinsichtlich der Gestaltung ist es für das selbstgesteuerte Lernen wichtig, dass die Aufgabenformate selbsterklärenden Charakter haben und Arbeitsaufträge verständlich formuliert sind, damit Schülerinnen und Schüler ohne große Hilfestellung produktiv tätig werden können. Eine einheitlich gestaltete Aufgabenstellung, zum Beispiel in einem Arbeitsplan, hilft den Schülerinnen und Schülern bei der Bearbeitung. Stellt man Lösungen zur Verfügung, können die Lernenden ihre bearbeiteten Aufgaben selbstständig kontrollieren. Verschiedene Lernzugänge bewirken, dass sich alle Schülerinnen und Schüler angesprochen fühlen. Hier können Bilder, Texte, Graphiken, Audiodateien, aber auch Lernspiele zum Einsatz kommen. Abwechslungsreich gestalten sich die Lernprozesse, wenn verschiedene Sozialformen in den Aufgaben vorgesehen sind und auch kooperative Lernformen eine Rolle spielen. Verschiedene Produkte können zum Schluss der Lern- und Arbeitsphasen zur Dokumentation des Lernergebnisses genutzt werden, z. B. Plakate, Bildschirmpräsentationen, Rollenspiele, Body-Books, Vorträge, Texte in unterschiedlichen Textsorten, Visualisierungen, Video- oder Audioclips oder ein selbstgestaltetes Quiz.
Arbeiten die Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Lerntempo und haben sie die Möglichkeit nach ihren Interessen und Fähigkeiten auszuwählen?
In Lernarrangements des individualisierten Lernens arbeiten die Schülerinnen und Schüler nicht im Gleichschritt. Ihnen sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Aufgaben in ihrem persönlichen Lerntempo zu erledigen. Sie sollten in einem vorgegebenen Rahmen die Möglichkeit haben, Fächer und Themenschwerpunkte auswählen zu können. Es hat sich als günstig erwiesen, auch zeitliche Richtwerte miteinzuplanen.
Ist den Schülerinnen und Schülern das Ziel ihrer Arbeit bewusst?
Schülerinnen und Schüler arbeiten effektiv und motiviert, wenn ihnen das Ziel ihrer Arbeit bekannt ist. Eine Transparenz über die Lernziele bietet beispielsweise ein Kompetenzraster, das auf unterschiedlichen Lernstufen sehr anschaulich durch "Ich-kann-Formulierungen" beschreibt, welche Kompetenzen in einem Fach in verschiedenen Kompetenzbereichen erlernt werden können.
Haben Schülerinnen und Schüler Funktionen innerhalb des Lernarrangements?
Schülerinnen und Schüler sind gut zu motivieren, wenn sie innerhalb des Lernarrangements bestimmte Funktionen übernehmen können. So können sie z. B. die Moderation einzelner Phasen in der Lernzeit übernehmen sowie als Expertinnen und Experten für ein Fach, ein bestimmtes Themengebiet oder auch eine Arbeitsmethode fungieren. Lernenden kann auch die Verantwortung für die Ordnung, Instandhaltung und Erneuerung von Lernmaterialien übertragen werden.
Aus der Praxis
Weiterführende Informationen
- Toolkit Lernbüro, Bildungsserver Berlin-Brandenburg (PDF, 1,9 MB)
- Schule im Aufbruch - Film Lernbüro
In diesem Videoclip der Initiative "Schule im Aufbruch" werden von Lehrkräften sowie von Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Aspekte eines Lernbüros erläutert.
- Lernbüro und Logbuch: Lernen im eigenen Tempo, individuell und selbstständig
Rasfeld, Magret/Spiegel, Peter (2013): Lernbüro und Logbuch: Lernen im eigenen Tempo, individuell und selbstständig. In: dies.: EduAction. Wir machen Schule. Hamburg: Murmann. S. 93-104.
Publikationen
- "Lernzeiten - Lernchancen" (PDF, 2,6 MB)
- "Individuell, interaktiv, vielfältig. Medien im Ganztag nutzen" (PDF, 8,5 MB)
Im Kontext
- Ministerium für Schule und Bildung NRW
- Serviceagentur Ganztägig Lernen NRW
- Deutsche Kinder- und Jugendstiftung - "Ganztägig bilden"
- "Lernen im Ganztag LiGa - länderübergreifend
- "Leben und Lernen im Ganztag" - LiGA NRW
Ansprechperson für das Angebot
Sandra Halmer
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Julia Engelhardt
E-Mail 02921/683-3035