Gleichberechtigung und Demokratie gestalten - Geschlechteraspekte in der Demokratiebildung in der Schule
Geschlechtersensible Bildung ist nicht nur ein wesentliches Element von Demokratiebildung in der Schule. Vielmehr kann Demokratiebildung nur gelingen, wenn sie diversitätssensibel und damit geschlechtersensibel gestaltet ist. Diese Fachtagung nahm deshalb Geschlechteraspekte in der schulischen Demokratiebildung in den Blick. Akzeptanz von Vielfalt, eine selbstbestimmte Lebensgestaltung sowie Gestaltungskraft für die Demokratie werden in der Schule unabhängig von Geschlecht gefördert. Hierzu gehört auch die Sensibilisierung und kritische Auseinandersetzung mit antidemokratischen, antifeministischen und queerfeindlichen Haltungen und Einstellungen. Diese Fachtagung unterstützte, vernetzte und stärkte Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte, aber auch Schulleitungen, die demokratie- und genderpädagogische Anliegen in der Schule realisieren (wollen). Neben einem wissenschaftlichen Input wurden zahlreiche Workshops zu verschiedenen Themen angeboten.
Zur Einführung in die Thematik wurde bei der Zentralveranstaltung in der Aula der Vortrag
Antifeminismen und Queerfeindlichkeit als aktuelle Herausforderung für die schulische historisch-politische (Demokratie-)Bildung
von Inga Nüthen gehalten. Autoritäre, menschenfeindliche Einstellungen bekommen immer mehr Raum. Sie bedrohen eine offene, demokratische Gesellschaft und begleiten die Erfolge (extrem) rechter Politiken und Akteur*innen. Antifeminismus sowie Queer/Trans-Feindlichkeit sind Teil dieser autoritären Tendenzen und fungieren nicht zuletzt als Brückenideologie zur Verankerung rechtsautoritärer und rechtsextremer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund diskutierte der Impulsvortrag die Herausforderung und die Bedeutung der Thematisierung von Geschlechterverhältnissen für die historisch-politische Bildung bzw. Demokratiebildung.
Präsentationsfolien zum Vortrag von Inga Nüthen (PDF, 536 KB)
Dokumentation der Workshops
Workshop 1: Demokratiebildung durch Schule der Vielfalt
Angelika Bensch & Nicolai Domscheit (Bezirkskoordinationen des Programms Schule der Vielfalt)
In diesem Workshop wurden das Programm Schule der Vielfalt und Good-Practice-Beispiele von Schulen in NRW vorgestellt. Weiterhin wurden konkrete Interventionsmöglichkeiten bei queerfeindlichen Vorfällen dargestellt und diskutiert. Der Workshop verdeutlichte den Beitrag, den Schule der Vielfalt im Rahmen der Demokratiebildung in Schulen in NRW leistet.
Präsentationsfolien aus Workshop 1: Demokratiebildung durch Schule der Vielfalt (PDF, 1,8 KB)
Workshop 2: Sensibilisierung als Präventionsstrategie – Praxismaterial der FUMA
Sanaz Zoleikani & Ebru Kurnaz (FUMA - Fachstelle für Gender & Diversität NRW)
Die Fachstelle für Gender & Diversität NRW ist die zentrale Stelle für geschlechtersensible Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe in NRW. In diesem Workshop wurden die Arbeit und Angebote der FUMA vorgestellt, wobei insbesondere das Projekt Power Pack Kids für Kinder im Grundschulalter im Fokus steht. Die FUMA zeigte in diesem Workshop, welchen Beitrag sie außerschulisch zur Demokratiebildung leistet.
Workshop 3: Prävention von und Intervention bei Sexismus in der Schule
Nicole Warning (Moderationskraft Gender & Diversität, Bezirksregierung Köln)
In diesem Workshop werden Ursachen, Formen und Beispiele für Sexismus unter Kindern und Jugendlichen in der Schule näher beleuchtet. Möglichkeiten der Prävention und Intervention bei Sexismus in der Schule werden vorgestellt und diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt sind Negierungsstrategien von Sexismus und wie ihnen begegnet werden kann.
Workshop 4: Reflexion von KI als Herausforderung für die (Geschlechter-)Demokratie
Sabrina Spiering (Moderationskraft Bildung in der digitalen Welt, Bezirksregierung Münster)
Dieser Workshop ist leider aufgrund von Krankheit entfallen. Er sollte sich mit den Schwerpunkten „Geschlechteraspekte“ und „mögliche Diskriminierungen“ einem an ethischen Maßstäben orientierten Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) widmen. Dabei sollte auch diskutiert werden, was eine vertrauenswürdige KI kennzeichnet. Am Beispiel einer Textproduktion von ChatGPT sollte verdeutlicht werden, wie KI Geschlechterstereotype reproduzieren kann und wie solche Dynamiken durch zielgerichtetes Prompten verhindert werden können. Das Material wird dennoch zur Verfügung gestellt:
Workshop 5: Vielfältige Familienformen und -konstellationen als Teil von Demokratiebildung in der Schule
Svenja Roß (Dortmund)
Dieser Workshop ist leider aufgrund von Krankheit entfallen. Er sollte sich vielfältigen Familienformen und -konstellationen widmen, die gesellschaftliche Realität sind. Diesbezüglich können sich im schulischen Kontext bspw. in der Elternarbeit Herausforderungen ergeben. In diesem Workshop sollten die gesellschaftliche Vielfalt von Familien und ihre Bedeutung für die schulische Arbeit dargestellt und diskutiert werden.
Workshop 6: Geschlechterbilder im Extremismus
Thomas Schirmer (Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen)
Jede Form von Extremismus ist von starren Geschlechterbildern geprägt. Außerdem wird die Rolle von Frauen in extremistischen Strömungen häufig unterschätzt. In diesem Workshop wurden Geschlechterbilder in diesen Szenen und Milieus ins Zentrum gerückt und auf entsprechende Ausstiegsprogramme verwiesen. Ein Blick in diese extremistischen Realitäten konnte für die Workshopteilnehmenden dabei durch aus irritierende und schockierende Wirkung haben.
Präsentationsfolien aus Workshop 6: Geschlechterbilder im Extremismus (PDF, 572 KB)
Workshop 7: Prävention und Intervention von Antifeminismus in der Schule
Ronja Heukelbach & Johanna Gesthuysen (Spotlight Wuppertal)
Antifeminismus heißt, feministische Anliegen und Ziele pauschal zu diffamieren und zu bekämpfen. Dabei ist mit Antifeminismus keine legitime Gegenposition zum Feminismus gemeint, sondern eine von Frauenfeindlichkeit geprägte Strömung mit dem Ziel, die Gleichberechtigung von Frauen abzubauen. Oft geht es hierbei auch um die grundsätzliche Ablehnung von Menschenrechten. Hinter antifeministischen Äußerungen und Aktionen stehen oft demokratiefeindliche Kräfte, die durch bestimmte Taktiken die demokratische Teilhabe von Frauen (und queeren Menschen) einschränken wollen. Dieser Workshop zielte auf eine Sensibilisierung bei antifeministischem Verhalten in der Schule.
Workshop 8: Geschlechtersensible Bildung in der demokratischen Einwanderungsgesellschaft
Dr. Ebtisam Ramadan (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung)
Die Vielfalt unserer Gesellschaft ist auch durch Migrationsphänomene geprägt. Mit Blick auf geschlechtersensible Bildung und Demokratiebildung in der Schule ergeben sich hieraus Chancen und Herausforderungen, die Schwerpunkt dieses Workshops waren. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit eigene Erfahrungsberichte für einen lösungsorientierten Austausch einzubringen.
Zusammenfassung von Workshop 8: Geschlechtersensible Bildung in der demokratischen Einwandungsgesellschaft > wird noch eingefügt
Workshop 9: Geschlechterreflektierende Prävention von religiösem Extremismus
Berater im Präventionsprogramm Wegweiser NRW
Die Konformität mit rigiden Geschlechterrollen nimmt einen zentralen Stellenwert im Islamismus ein. Im Rahmen dieses Workshops wurde einerseits thematisiert, was diese rückwärtsgewandten Verhaltensvorschriften für Frauen wie auch Männer kennzeichnet, andererseits aber auch, warum sie auf so viele männliche und weibliche Jugendliche, die eigentlich in einem freiheitlich-liberalen Umfeld aufgewachen sind, anziehend wirken. Schließlich wurden Möglichkeiten der Prävention und Intervention bei islamistischen Radikalisierungsprozessen besprochen.
Publikationen
- Praxisband Geschlechtersensible Bildung im Unterrichtsfach Deutsch (PDF, 2,5 MB)
- Veröffentlichung "Pädagogische Orientierung für eine geschlechtersensible Bildung in Schulen in Nordrhein-Westfalen" (PDF, 1,34 MB)
- Newsletter Gleichstellung in Schule und ZfsL vom Ministerium für Schule und Bildung NRW
Im Kontext
Ansprechpartnerin:
Ilke Glockentöger
E-Mail 02921/683-3022
In der QUA-LiS arbeitet eine Kommission mit Lehrkräften aus NRW zu geschlechtersensibler Bildung in der Schule. Bei Interesse an einer Mitarbeit melden Sie sich bitte bei Ilke Glockentöger.