Am 09.12.2015 fand in der QUA-LiS NRW in Soest ein wissenschaftliches Forum zur Lern- und Entwicklungsplanung im Gemeinsamen Lernen statt.
Das Ziel des Fachtages war es, den Arbeitsstand der Lern- und Entwicklungsplanung anhand des Positionspapiers wissenschaftlich zu begleiten und auf verschiedenen Ebenen zu diskutieren. Im Eröffnungsvortrag wurden die Eckpunkte und Rahmenbedingungen der Lern- und Entwicklungsplanung dargestellt.
Die eingeladenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten in eigenen Panels ihren Blick auf Aspekte der Lern- und Entwicklungsplanung inhaltlich dar und illustrierten ihn mit verschiedenen Materialien. Im Anschluss an ihre Vorträge konnten in Gesprächsrunden mit Hilfe von Steuerungsimpulsen Fragen geklärt und Inhalte vertieft werden. Die Arbeitsergebnisse wurden in einem Stellwandprotokoll gesammelt und dokumentiert. Im Plenum wurden dann die Positionen durch ein reflektierendes Team in Interviewform zusammengeführt.
Abstract zum Panel
In der inklusiven Grundschule stellt die prozessbegleitende Diagnostik im Unterricht eine zentrale Bedingung für gelingende Lernprozesse dar. Dabei werden vor allem unterrichtsimmanente diagnostische Strategien benötigt, mit denen auf der Mikroebene vor und während der Lernprozesse die Lernausgangslagen ermittelt werden, um möglichst allen Schülerinnen und Schülern individuelle Lern- und Entwicklungsfortschritte in den Domänen und Lernbereichen zu ermöglichen. Zur Erhebung der Lernausgangslage können u. a. standardisierte Aufgabensammlungen, Analysen von Tätigkeitsprodukten, Gespräche mit Kindern sowie Beobachtungen eingesetzt werden. Instrumente wie Kompetenzraster, Portfolio oder Lerntagebuch ermöglichen ebenfalls Einblicke in den Wissens- und Könnensstand sowie insbesondere auch Informationen über metakognitive und selbstregulative Kompetenzen. Auf dieser Basis können Anforderungen der kompetenzorientierten Lehrpläne und Bildungsstandards so „zugeschnitten“ werden, dass sie vor dem Hintergrund der individuellen Lernvoraussetzungen vom jeweiligen Lerner gemeistert werden können. In diesem Panel werden diese Aspekte anhand vorliegender diagnostischer Materialien und Praxisbeispiele diskutiert und dabei wird auch untersucht, inwieweit diese zu einer gelingenden Lernplanung beitragen können. Hier finden sie das Thema von Panel 1 ausführlich dargestellt.
Abstract zum Panel
In dem Panel geht es darum, Elemente der als Positionspapier vorliegenden Lern- und Entwicklungsplanung in der inklusive Bildung auf ihren Einsatz für Schüler mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung zu überprüfen, vor allem im Hinblick auf einen auch zieldifferenten Gemeinsamen Unterricht. In einem ca. 45 Minuten umfassenden Vortrag werden Fischer und Ratz zunächst mögliche Besonderheiten im Hinblick auf besondere Ausgangslagen, spezifische Lernverhaltensweisen und einen daraus resultierenden Bildungs- und Erziehungsbedarf thematisieren.
In einem zweiten Schritt werden Erfahrungen bzw. Standards einer bedarfsgerechten Lern- und Entwicklungsplanung aus Sicht einer Didaktik im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung vorgestellt, um dann an ausgewählten Beispielen Umsetzungsmöglichkeiten zu veranschaulichen in den Lernbereichen lebenspraktischer Erziehung, Wahrnehmung und Motorik, Kommunikation und Sprache sowie sozial-emotionale Entwicklung. Am Beispiel des Faches Mathematik wird deutlich gemacht, dass eine Lern- und Entwicklungsplanung sowohl zielgleich wie auch zieldifferent ausgerichtet sein kann und muss.
In einem dritten Schritt wird aufgezeigt, inwieweit diese Erfordernisse im Einklang mit dem Positionspapier und den dort beschriebenen Kriterien für eine gelingende Planung stehen. Hier finden sie das Thema von Panel 2 ausführlich dargestellt.
Abstract zum Panel
Ausgehend von der doppelten Zielsetzung einer fachlichen Qualifikation und einer sozialen Integration aller Lernenden und angesichts der außerordentlich großen Bandbreite von Lernvoraussetzungen im inklusiven Unterricht werden wir im ersten Teil zeigen, dass bei der individuellen Lern- und Entwicklungsplanung die Lernaktivitäten eines jeden Kindes beobachtet und die Lernergebnisse analysiert werden sollten. Wir werden vorschlagen, dass eine Konkretisierung des individuellen Unterstützungsbedarfs zu Zwecken der Förderplanung grundlegende Basiskompetenzen, überfachliche Kompetenzen und spezifische fachliche Kompetenzen in den diagnostischen Blick nehmen muss, und wir wollen an einem Beispiel zeigen, welch zentrale Bedeutung hier bewusst gestalteten niveaudifferenzierten Lernaufgaben zukommt.
Im zweiten Teil gehen wir am Beispiel des Mathematikunterrichts in der Primarstufe auf unterschiedliche Möglichkeiten ein, wie Aufgaben variiert werden können. Denn Unterricht sollte adaptiv auf die individuell unterschiedlichen Lernstände und Lernmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler eingehen, um allen Lernenden individuell angepasste Lernfortschritte und Könnenserfahrungen zu ermöglichen. Damit ist jedoch keine übertriebene Individualisierung des Unterrichts gemeint, bei der kein fachlicher Austausch mehr erfolgt (Individualisierungsfalle). Natürlich ist nicht immer das Lernen an gemeinsamen Inhalten und mit gemeinsamen übergeordneten Problemstellungen möglich. Aber wo immer es sinnvoll ist, sollten Lehrpersonen die Bedingungen dafür schaffen, dass alle Schülerinnen und Schüler mit ihren jeweiligen Lernmöglichkeiten einen Zugang zur Aufgabenstellung erhalten und sich an Prozessen des Gemeinsamen Lernens beteiligen können. Hierzu werden sieben eng miteinander zusammenhängende Leitideen formuliert und durch Beispiele aus dem Unterricht illustriert. Hier finden sie das Thema von Panel 3 ausführlich dargestellt.
Die Materialien der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen im Werkzeugkasten als Download zur Verfügung.