Arbeitsweise
Konkrete Durchführung des Reflecting Teams
Interview
Die Ratsuchenden entscheiden zu Beginn, ob sie von einem Teammitglied oder von allen Teammitgliedern interviewt werden möchten.
Anschließend beginnt das Interview.
Solange das Reflecting Team zuhört, unterbricht es den/die Interviewer/in nicht.
Während des Zuhörens sammelt jedes Teammitglied seine Gedanken und Ideen zunächst für sich.
Beispielhafte Fragestellungen:
- Wie erklärt ihr euch das Phänomen/ das Problemverhalten?
- Wie geht die Klasse mit der Situation um?
- Wie sieht es aus der Perspektive der Eltern aus?
- In welchem Kontext tritt das Problem nicht auf?
- Wie wird das Problem der Schülerin/des Schülers in zwei Jahren gesehen?
Teamreflexion
Während der Reflexion tauscht das Reflecting Team seine Gedanken ausschließlich untereinander aus. Es nimmt keinen Kontakt zu den Ratsuchenden auf, auch keinen Blickkontakt.
Bei der Reflexion der Gedanken geht es um die Vielfalt möglicher Sichtweisen, nicht um die beste Idee: „Sowohl ... als auch“ statt „entweder ... oder“.
Die Wertschätzung der Ratsuchenden steht im Vordergrund.
Fragen sollten vorsichtig und im Konjunktiv formuliert werden, z.B. „Könnte es sein, dass ...?“
Auch nonverbale Muster sollten zur Sprache gebracht werden.
Die geäußerten Ideen sollten zum Nachdenken anregen, müssen aber noch nachvollziehbar und anwendbar für die ratsuchenden Kolleginnen und Kollegen sein, also „angemessen ungewöhnlich“.
Es werden keine Themen angesprochen, die eine/r der Ratsuchenden nicht angesprochen haben möchte.
Es wird nur über das gesprochen, was im direkten Zusammenhang mit dem Interview steht.
Es werden keine instruierenden Ratschläge gegeben.
Lösungsstrategien finden
Es wird gemeinsam das weitere Vorgehen beschlossen.
Beispielhafte Lösungen:
- schulpsychologischer Dienst
- Einbindung in Klassenaufgaben bzw. Übernahme von Verantwortung im Schulalltag
- schulinterne Testungen
- SPZ
- Runder Tisch
- Tägliche Dokumentation mit Hilfe eines Verhaltensbogen
- Brückenklasse
- …
Die Brückenklasse, als eine mögliche Perspektive für ein weiteres Vorgehen an der Europaschule Kamp-Lintfort, ist ein befristetes Intensivförderangebot mit umfassender Kind-Umfeld-Diagnostik unter Einbindung der Eltern und anderer Unterstützersysteme. Sie eignet sich, wenn
- der Schüler/ die Schülerin aufgrund von Verhaltensstörungen im Unterricht der Regelklasse nicht mehr zurecht kommt
- den Unterrichtsverlauf immer wieder massiv stört
- die individuellen Lernangebote des Regelunterrichts nicht ausreichen
- alle Interventionsmöglichkeiten des regulären Systems nicht greifen (z.B. Schülerbüro, Elternberatungen, Klassenrat…)
- das Problem die Kapazität der Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer übersteigt
Die Brückenklasse ist eine Maßnahme, bei welcher der Lernende innerhalb einer reduzierten Stundenzahl in einer Kleingruppe und mit Beschränkung auf die wesentlichen Lerninhalte ein Umfeld bekommt, in welchem er selbst Lösungswege erlernen, Ruhe und Konzentration erleben und Rückhalt erfahren kann. Neben dem fachlichen Lernen bekommt so das sozial-emotionale Lernen einen wichtigen Stellenwert. Ziel ist es, dass der Lernende gestärkt in seine Regelklasse (auch zeitweise) zurückkehren kann. Ist dies keine Lösung für den Einzelnen kann eine Überführung in ein anderes System (Parallelklasse, Förderschule…) sinnvoll sein.