Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) (PPT, 323 KB)
Kompetenzbereiche und ihre Entwicklungsstufen
Kompetenzbereich I: Selbstkompetenz (Emotionsregulation, Impulskontrolle, Reflexionsfähigkeit)
Stufe 1 und Stufe 2
Die Regulation und Bewältigung emotionsauslösender kritischer Ereignisse basieren auf maladaptiven Strategien. Möglichkeiten zur Selbstkontrolle fehlen. Mit zeitlichem Abstand zu einer kritischen Situation können komplexe Gefühle (wie Wut, Angst, Trauer) in vertrautem und geschütztem Rahmen identifiziert und benannt werden. Eine Verantwortung für eigenes oder resultierendes Verhalten wird nicht gesehen.
Stufe 3
Die Regulation und Bewältigung emotionsauslösender kritischer Ereignisse kann in einem vertrauten Setting und mit strukturierter Unterstützung auf adaptive Strategien gerichtet werden. Mit emotionaler Stabilisierung können in der Reflexion komplexe Gefühle wahrgenommen, benannt und akzeptiert werden. Zusammenhänge zwischen Gefühlen und eigenen Verhaltensweisen können hergestellt werden.
Stufe 4
Adaptive Emotionsregulationsstrategien können zur Bewältigung und Regulation emotionsauslösender Ereignisse mit Hilfen eingesetzt werden. Kognitive Fähigkeiten werden eingesetzt, um Regulationsprozesse zu initiieren. Eigene und fremde Gefühle können wahrgenommen und benannt und Verantwortung für das eigene Verhalten übernommen werden.
Stufe 5
Mit Fokus auf das emotionsauslösende Ereignis werden adaptive Strategien bewusst angewandt und können als Ressourcen weiter genutzt werden. Ursachen und Auswirkungen der Emotionen bei sich und anderen werden verstanden, können in Einklang gebracht und als Information genutzt werden. Situationsangemessene Reaktionen werden verlässlich gezeigt.
Kompetenzbereich II: Sozialkompetenz
a) Soziale Orientierung
Stufe 1
Die Erwartung an eine sofortige, uneingeschränkte Befriedigung der Bedürfnisse prägt den Umgang mit anderen, unabhängig von situativem Kontext und anwesenden Personen. Das Verständnis für die Bedürfnisse anderer sowie ihre Werte und Überzeugungen können in Trainingssituationen angebahnt werden. In einer gut strukturierten Situation kann Zuhören eingeübt werden.
Stufe 2
Bedürfnisse bevorzugter Bezugspersonen werden mit Unterstützung in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation wahrgenommen. Die unmittelbare Befriedigung eigener Bedürfnisse kann dann zurückgestellt werden. Werte und Überzeugungen anderer können in vertrauensvollen Interaktionen wahrgenommen werden. In einer strukturierten Situation können Zuhören und Zuwendung zu einer Gesprächspartnerin, zu einem Gesprächspartner entwickelt werden.
Stufe 3
Bedürfnisse anderer Bezugspersonen werden in einer vertrauten Situation wahrgenommen und Hilfsangebote angeleitet erarbeitet. Eigene Bedürfnisse können mit Unterstützung zurückgestellt werden. Es besteht Bereitschaft, Werte und Überzeugungen anderer in situativen Kontexten zu verstehen und eigene Verhaltensweisen zu überdenken. Alternative Verhaltensweisen werden vorgeschlagen. In Gesprächssituationen werden Zuhören und Zuwendung zu Gesprächspartnern zunehmend deutlich.
Stufe 4
Bedürfnisse anderer werden in offenen Situationen im bekannten Umfeld wahrgenommen sowie Hilfsangebote unterbreitet. Die Befriedigung eigener Bedürfnisse tritt in den Hintergrund. Es besteht Bereitschaft, Werte und Überzeugungen anderer zu verstehen und gleichberechtigt neben die eigenen zu stellen. Kompromisse werden vorgeschlagen, bei der Vermittlung durch Dritte akzeptiert und bei Erinnerung auch eingehalten. Anderen zuzuhören und sich auf sie einzulassen hat eine (soziale) Bedeutung.
Stufe 5
Aufgrund eigener Initiative werden Bedürfnisse anderer wahrgenommen, verstanden und Hilfsangebote unterbreitet. Werte und Überzeugungen anderer werden akzeptiert. Kompromisse sind durch Respekt und Verständnis motiviert. Mit anderen ins Gespräch zu kommen, Meinungen, Interessen und Bedürfnisse auszutauschen ist Motivation für die Interaktion.
b) Soziale Initiative
Stufe 1
Kontakte zu Gleichaltrigen und Erwachsenen werden aufgenommen, aber sozial unangemessen gestaltet. Möglichkeiten angemessener Kontaktaufnahme können in realitätsnahen Übungssituationen erarbeitet werden.Die Teilnahme an Gruppenprozessen, d.h. das Einbringen eigener Vorstellungen und Interessen, ist von einer starken Selbstbezogenheit geprägt, um eigene Ziele und Interessen durchzusetzen. In vorbereiteten Trainingssituationen können Handlungsalternativen angebahnt werden.
Stufe 2
In Kontakten zu Gleichaltrigen und Erwachsenen können sozial angemessene Techniken der Kontaktaufnahme mit Unterstützung aufgebaut, eingeübt und in überschaubaren Situationen strukturiert eingesetzt werden. Die Gestaltung sozialer Situationen ist von eigenen Sicht- und Handlungsweisen dominiert, um eigene Ziele und Interessen zu erreichen. Erarbeitete Verhaltensstrategien können in konkreten Übungssituationen genutzt werden, um eigene Ideen und Vorstellungen in Gruppenprozesse einzubringen oder angemessen durchzusetzen.
Stufe 3
In Kontakten zu Gleichaltrigen oder Erwachsenen können die eingeübten Techniken sozialer Kontaktaufnahme in bekannten, überschaubaren Situationen eingesetzt werden. Kontakte werden aufgenommen und mit Unterstützung aufrechterhalten. Sofern eigene Meinungen und Interessen Beachtung finden und durchgesetzt werden können, ist die Beteiligung in Gruppenprozessen sozial angemessen. Um soziale Kontexte beeinflussen zu können, werden erarbeitete Strategien und Handlungsalternativen eingesetzt. Bekannte Strukturen und Rituale unterstützen diese Prozesse.
Stufe 4
Gelernte Techniken sozial angemessener Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen und Erwachsenen können in vertraute Situationen des Alltags übertragen werden. Kontakte können dort sozial verträglich gestaltet und aufrechterhalten werden. In Gruppenprozessen werden unterschiedliche Sicht- und Handlungsweisen durch Erläuterungen verstanden und akzeptiert. Eigene Interessen können zurückgestellt werden. Strukturen und Rituale treten durch das Erleben von Selbstwirksamkeit in den Hintergrund.
Stufe 5
Kontakte zu anderen werden situationsübergreifend und personenunabhängig adäquat aufgebaut und aufrechterhalten. Gruppenprozesse können kooperativ gestaltet und in sozial angemessener Weise beeinflusst werden. In sozialen Kontexten werden eigene Interessen auch gegen Widerstände geäußert und situationsadäquat durchgesetzt. Strukturen und Rituale werden durch eigene tragfähige Handlungs- und Lösungsstrategien ersetzt.
c) Konfliktverhalten - internalisierend
Stufe 1
Auch in einem geschützten Rahmen in vertrauten Bezügen führen Konflikte zu selbstschädigendem Verhalten. Die stark introvertierte Sicht auf eigene Nöte, Ängste und Risiken verhindert Konfliktlösungen. Für eine Verhaltensmodifikation ist ein nachhaltiger und verlässlicher Beziehungsaufbau erforderlich. Hierzu ist eine langfristige Intervention nötig.
Stufe 2
Konflikte führen in durchstrukturierten Situationen zu selbstgefährdendem Verhalten, das als subjektiv problemlösend empfunden wird, da eigene Ziele oder ein Spannungsabbau erreicht wird. Durch vertrauensbasierte Intervention kann eine Einsicht in die Notwendigkeit konstruktiver Konfliktlösung angebahnt werden.
Stufe 3
Konflikte führen in strukturierten Situationen zu innerer Verschlossenheit. Die Bereitschaft sich zu öffnen kann durch vertrauensvolle Intervention bei subjektiv bedeutsamen Ereignissen erreicht werden.
Stufe 4
Auch in bekannten Situationen führen Konflikte zu innerem Rückzug. Dieser kann durch verbale Intervention beeinflusst werden. Einsicht in die eigene Perspektive und Verständnis für die Situation können punktuell entwickelt werden. Eigene Anteile an der konstruktiven Lösung des Konflikts werden erarbeitet und situationsgebunden umgesetzt.
Stufe 5
Auch in offenen Konfliktsituationen können Hilfen von außen an- und wahrgenommen werden, so dass der Konflikt durch eigenes Handeln konstruktiv gelöst wird. Hilfen von Peers können ebenfalls angenommen werden. Die Bewältigung des Konflikts führt zu emotionaler Entlastung.
d) Konfliktverhalten - externalisierend
Stufe 1
Konflikte führen selbst in stark strukturierten Situationen zu selbst- und fremdschädigenden Handlungen, die nur durch sofortige Intervention beendet werden können. Das durch eine stark egozentrische Sicht auf Interessen, Werte und Risiken geprägte Konfliktverhalten kann kurzzeitig auf andere im Prozess Beteiligte umgelenkt werden. Eine Einsicht in die Notwendigkeit konstruktiver Lösung des Konfliktes kann situativ angebahnt werden. Eine langfristige Intervention zur Unterstützung der Verhaltensmodifikation ist nötig.
Stufe 2
Konflikte führen in durchstrukturierten Situationen zu selbst- und fremdgefährdenden Handlungen, die als subjektiv problemlösend eingesetzt werden und durch sofortige Intervention beendet werden können. Das Konfliktverhalten ist von eigenen Interessen, Werten und Risiken geprägt. Handlungsalternativen können durch vertrauensvolle Zuwendung erarbeitet werden.
Stufe 3
Konflikte führen in strukturierten Situationen zu verbaler und körperlicher Aggression in der Auseinandersetzung mit einem Gegenüber. Diese kann durch vertrauensvolle Intervention beendet werden. Die Einsicht in eigene Anteile des Konflikts und in die Perspektive des Gegenübers können angebahnt werden. Konstruktive Lösungen von Konflikten sind als Handlungsalternativen bekannt und können situativ umgesetzt werden.
Stufe 4
Auch in bekannten Situationen führen Konflikte zu verbaler Aggression mit einem Gegenüber. Dies kann durch verbale Intervention gesteuert werden. Einsicht in die Perspektive des Gegenübers und Verständnis für die Situation können punktuell entwickelt werden. Eigene Anteile an der konstruktiven Lösung des Konflikts werden erarbeitet und situationsgebunden umgesetzt.
Stufe 5
Auch in offenen Konfliktsituationen können Hilfen von außen wahr- und angenommen werden, so dass der Konflikt deeskaliert. Empathie für die Sichtweise des Gegenübers ist nach Intervention auch auf Peer-Ebene möglich. An der konstruktiven Lösung des Konflikts sind alle aktiv beteiligt. Der Konflikt kann angemessen emotional bewältigt werden; ggf. wird Wiedergutmachung vereinbart und umgesetzt.
e) Regelverhalten
Stufe 1
Das Einhalten elementarer Regeln des Zusammenlebens ist rein subjektiv motiviert und kann erst durch eindeutige Konsequenzen unterstützt, umgesetzt werden.
Stufe 2
Gesetzte Regeln des Zusammenlebens und Arbeitens können bei persönlichem Interesse und durch direkte Instruktion oder Intervention gestützt, umgesetzt werden.
Stufe 3
Gesetzte Regeln des Zusammenlebens und Arbeitens können mit gewähltem Partner/Partnerin unter Anleitung und mit Aussicht auf direkte Belohnung umgesetzt werden.
Stufe 4
Vereinbarte Regeln des Zusammenlebens und Arbeitens können in einer Kleingruppe selbstinstruierend und mit Aussicht auf Belohnung umgesetzt werden.
Stufe 5
Vereinbarte Regeln des Zusammenlebens und Arbeitens können allgemein eingehalten werden und bei Fehlverhalten wird Einsicht gezeigt.
Kompetenzbereich III: Lernkompetenz
a) Lern- und Leistungsbereitschaft
Stufe 1
Eine Lern- und Leistungsbereitschaft kann durch intensive Begleitung und Zuwendung angebahnt werden. Als Ergebnis eines Lernprozesses werden schulische Anforderungen als berechtigt anerkannt. Die Teilnahme an schulischen Lernsituationen ist phasenweise zu vereinbaren und kann mit Hilfe direkter Zuwendung eingelöst werden.
Stufe 2
Die Lern- und Leistungsbereitschaft ist durch intensive Begleitung kurzzeitig zu wecken. Einige individuell vereinbarte schulische Anforderungen können durch intensive, begleitende Zuwendung punktuell erfüllt werden. Schwierigkeiten und Misserfolge werden als Bestätigung eines negativen Selbstbildes erlebt. Daraus resultierende Reaktionen richten sich gegen sich selbst, andere oder Gegenstände.
Stufe 3
Die Lern- und Leistungsbereitschaft ist an persönlichen Interessen orientiert. Curriculare Anforderungen werden in strukturierten Kontexten und mit unterstützendem Impuls punktuell bearbeitet. Schwierigkeiten und Misserfolge sind subjektiv direkt mit Lern- und Leistungssituationen verknüpft. Daraus resultierende Reaktionen können mit direkter, intensiver Zuwendung kontrolliert werden.
Stufe 4
Die Lern- und Leistungsbereitschaft ist extern motiviert. Curriculare Anforderungen werden in strukturierten Kontexten und mit unterstützendem Impuls bearbeitet. Schwierigkeiten werden als individuelles Problem wahrgenommen. Für Erfolge oder Misserfolge werden persönliche Attribuierungsmuster herangezogen.
Stufe 5
Die Lern- und Leistungsbereitschaft ist intrinsisch motiviert. Curriculare Anforderungen werden nach Ermutigung angemessen erledigt. Schwierigkeiten können konstruktiv überwunden werden. Erfolge werden auch zeitverzögert erreicht.
b) Konzentration und Sorgfalt beim Lernen
Stufe 1
Die Aufmerksamkeit (Konzentration) kann mit Unterstützung punktuell und kurzzeitig auf einen Lerngegenstand gerichtet werden, der subjektiv bedeutsam ist. Der Arbeitsprozess ist in Bezug auf Material, Ordnung und Ablauf stark strukturiert und individuell an das Leistungsvermögen angepasst. Aufgaben können unter diesen Bedingungen in Ansätzen bearbeitet werden. Ein sachgerechter Umgang mit Materialien ist nicht von Bedeutung.
Stufe 2
Die Aufmerksamkeit (Konzentration) kann unter Anleitung kurzzeitig auf einen Lerngegenstand gerichtet werden, der eigenen Interessen entspricht. Der Arbeitsprozess ist in Bezug auf Material, Ordnung und Ablauf strukturiert und individuell gestaltet. Aufgaben können unter diesen Bedingungen in Ansätzen bearbeitet und nach Unterbrechungen fortgesetzt werden. Ein sachgerechter Umgang mit Material kann erarbeitet werden.
Stufe 3
Die Aufmerksamkeit (Konzentration) kann mit Hilfen für eine vereinbarte Zeit auf differenzierte Aufgabenstellungen gelenkt werden. Der Arbeitsprozess ist in Bezug auf Material, Ordnung und Ablauf vorstrukturiert. Aufgaben können mit Unterstützung (individuell) angemessen und vollständig bearbeitet werden. Der Umgang mit Materialien ist sachgerecht und angemessen.
Stufe 4
Die Aufmerksamkeit (Konzentration) kann in der dafür vorgesehenen Zeit auf differenzierte Aufgabenstellungen gelenkt und aufrechterhalten werden. Die Aufgaben werden in einem angemessenen Tempo produktiv bearbeitet. Die zur Verfügung stehenden Materialien werden sachgerecht und sorgfältig genutzt.
Stufe 5
Die Aufmerksamkeit (Konzentration) kann ungeteilt und gezielt auf Aufgabenstellungen gelenkt und aufrechterhalten werden. Aufgaben werden zügig und den Anforderungen entsprechend erledigt. Eigene und fremde Materialien werden pfleglich behandelt und organisiert genutzt.