Erhebung der Lernausgangslage, Pädagogische Diagnostik (Primarstufe) Kompetenzportfolio
Die Lern- und Entwicklungsplanung ist eine lernprozessbegleitende und damit wiederkehrende Tätigkeit der Lehrenden und Lernenden. In der inklusiven Grundschule ist sie eine zentrale Bedingung für gelingende Lernprozesse. Dabei bildet die Erhebung der Lernausgangslage die Basis für die Planung und Durchführung des gesamten Prozesses. Das formative Assessment bezeichnet ein unterrichtliches Handeln der Lehrkräfte, welches sich an der Lernausgangslage und der weiteren Lernentwicklung der einzelnen Schülerinnen und Schüler orientiert und eine Adaption der pädagogischen Angebote unterstützt. Diese unterrichtsbegleitende Diagnostik ist durch einen transparenten Umgang mit Lernzielen und Bewertungskriterien gekennzeichnet. Schülerinnen und Schüler erhalten ein differenziertes Feedback zu ihrer Lern- und Leistungsentwicklung und sind im Prozess aktiv beteiligt. Die Perspektiven der Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler(self – assessments) sowie der Rückmeldung durch Mitschülerinnen und Mitschüler (peer-assessments) sind also stets mit enthalten. Der Prozess von Diagnostik und Didaktik ist zyklisch, d.h. dass nach erfolgter Diagnostik am Ende eines Lernprozesses (summatives Assessment) Rückschlüsse auf didaktische Planungen gezogen werden (Schmidt & Liebers 2016).
Die nachfolgende Grafik illustriert den Assessment – Prozess, wobei kompetenzorientiertes Lehren und Lernen sowohl die Perspektiven von summativen als auch formativen Assessment benötigt.
Für die Lern- und Entwicklungsplanung im Sinne des formativen Assessments sind vier Leitfragen zentral (vgl. Prengel/Liebers 2006, Hattie 2009):
- Wie ist der aktuelle Lernstand des Kindes?
- Wie ist der Lernstand vor dem Hintergrund des Wissens über das Kind, seine Interessen und Themen und sein Umfeld zu deuten?
- Was könnten die nächsten Entwicklungsschritte sein?
- Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen kann das Kind diese Ziele erreichen?
Im Panel werden die Leitideen des formativen Assessments vorgestellt und anhand von Beispielen erläutert.
Es schließt sich eine Darstellung einiger Verfahren des formativen Assessments in der inklusiven Grundschule an. Im Vordergrund steht hierbei die praktische Nutzbarkeit für die Umsetzung im schulischen Kontext. Vorgestellt werden informelle Verfahren der Lernprozessbegleitung. Zudem werden Screenings, normierte lernprozessbegleitende Instrumente sowie Inventare bzw. Lernstandsanalysen aufgezeigt.
Prof. Dr. Katrin Liebers