Ausbildung von Schülerinnen und Schülern ab dem Jahrgang 8 als Laborhelferinnen und -helfer zur Betreuung von jüngeren Schülerinnen und Schülern bei naturwissenschaftlichen Tätigkeiten
Das Laborhelferprojekt am Steinhagener Gymnasium, ein Ganztagsgymnasium in Steinhagen, ist Teil des sogenannten Galileo-Profils im Wahlpflichtunterricht der Mittelstufe. In den Fächern Physik, Biologie und Chemie durchlaufen interessierte Schülerinnen und Schüler in Modulen die Ausbildung zu Laborhelferinnen und Laborhelfern, um naturwissenschaftliche Angebote für Jüngere anzubieten oder zu betreuen:
Entwickelt wurden die Module im Projekt Ganz In mit mehreren Schulen und wissenschaftlicher Begleitung durch die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Duisburg-Essen, Fachdidaktik Physik. Mit der Ausbildung zur Laborhelferin / zum Laborhelfer erwerben die Schülerinnen und Schüler einen Qualifikationsnachweis, der sie zum Einsatz als Laborhelferin / Laborhelfer berechtigt.
Die Idee zum Laborhelferprojekt ist an das Konzept der Sporthelferausbildung in Nordrhein-Westfalen angelehnt, bei dem 13 bis 17 Jahre alte Schülerinnen und Schüler Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Kinder und Jugendliche in Schulen oder Sportvereinen anbieten oder betreuen.
Im Projekt Ganz In wurde diese Idee für das Fach Physik aufgegriffen und vom Steinhagener Gymnasium auf die Naturwissenschaften insgesamt ausgeweitet. Die Naturwissenschaften haben einen sehr hohen Stellenwert am Steinhagener Gymnasium, beispielsweise durch die Möglichkeit,
in der Erprobungsstufe ein „Nawi-Studio“,
in der Mittelstufe das Galileo-Profil und
in der Oberstufe neben dem Projektkurs „Energie & Zukunft“ alle NW-Kurse auch als Abiturfach zu wählen.
Am Steinhagener Gymnasium wird somit das Konzept der Laborhelferausbildung von den drei Fachschaften Physik, Biologie und Chemie getragen und vernetzt.
Das Steinhagener Gymnasium möchte seine Schülerinnen und Schüler für die Naturwissenschaften begeistern, vor allem das „praktische Erleben“ durch Schülerexperimente in einem handlungsorientierten Unterricht intensiv pflegen und fördern und das Ganztagsangebot bereichern.
Mit dem Laborhelferprojekt wird die Zielsetzung verbunden, die „Betreuungskompetenz“ der Schülerinnen und Schüler zu fördern:
Wie spreche ich vor einer Schülergruppe?
Wie leite ich zum Experimentieren an?
Wie erkläre oder reflektiere ich naturwissenschaftliche Zusammenhänge?
Wie unterstütze ich die Autonomie der jüngeren Schülerinnen und Schüler?
Die Laborhelferausbildung unterstützt im Wesentlichen auch das freiwillige Engagement der Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Praxisbausteine.
Die jeweilige Planung des Angebots in den Fächern Physik, Biologie und Chemie wird in den Sitzungen der Fachschaften beziehungsweise in den sogenannten MINT-Dienstbesprechungen aufeinander abgestimmt. In der Lehrerkonferenz wird das gesamte Kollegium informiert. Das Galileo-Profil wird von ca. 50 Schülerinnen und Schülern angewählt. Die Fächer Physik, Biologie und Chemie liegen parallel im Stundenplan. Die Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf die drei Fächer und rotieren während des 1. Halbjahres im Modul 1.
Modul 1: Theorie – Jg. 8, 1. Halbjahr
Umgang mit Geräten / Fachmethoden
Sicherheit
Eigene Ideen / Experimente entwickeln in fachlichen Kontexten
Dokumentation und Präsentation
⇒ in allen 3 Fächern im Galileo-Profil (dreistündig) über 4 bis 5 Wochen pro Fach
Modul 2: Praxis – Jg. 8, 2. Halbjahr
Mitwirkung bei den Grundschul-Nawi-Besuchen: Pro Schuljahr insgesamt 8 Grundschultage (jeweils zum Ende des Schulhalbjahres) mit Experimenten an Stationen im Steinhagener Gymnasium
Betreuung eines Mittagspausen-Angebots, z. B. das Experiment "Mausefallen-Auto"
Mitarbeit beim Tag der offenen Tür: Die Laborhelferinnen und -helfer unterstützen die Leistungskurse bei der Präsentation einer Chemie- und Physik-Show; sie bieten Schülerexperimente an oder konzipieren eine Ausstellung.
Modul 3: Seminar – Jg. 9, 1. Halbjahr
Im Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum: Seminar mit den Schülerinnen und Schülern zum Kennenlernen und Einüben eines autonomieunterstützenden Betreuungsverhaltens
Das Modul 3 findet im direkten Anschluss an die erste Praxiserfahrung aus Modul 2 statt.
Die Ersthelfer-Ausbildung findet im Rahmen einer Kooperation mit den regionalen Hilfsorganisationen statt.
Weitere Praxis ab Jg. 9 und Zertifizierung im Jg. 10, 1. Halbjahr
Die Laborhelferinnen und Laborhelfer bieten bis zum Abitur naturwissenschaftliche Angebote wie in Modul 2 beschrieben an.
Eine Zertifizierung der Laborhelferausbildung erhalten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Festaktes zu Beginn der Jahrgangsstufe 10.
Insbesondere an den Grundschultagen sind jeweils etwa 24 Laborhelferinnen und Laborhelfer pro Tag im Einsatz. Dieser Herausforderung stellt sich das Steinhagener Gymnasium gern, denn:
Das fächerübergreifende Konzept ist für die Schule ein Erfolg.
Die Begeisterung der Mädchen für die Naturwissenschaften ist dem Projekt sicherlich auch durch die pädagogischen Anteile immanent.
Die Schülerinnen und Schüler haben das Gefühl, mit ihren Aufgaben ernst genommen zu werden und sich mit Engagement einbringen zu können.
Die Kooperation mit der Universität im Rahmen des dritten Moduls ist eine gelungene Bereicherung der konzeptionellen Umsetzung.