Nico ist acht Jahre alt und lebt in einer Fünf-Tage-Gruppe. Durch die Trennung seiner Eltern und mehrfachen Wechsel der Lebenssituation hat er bereits einige Verluste von Bezugspersonen erfahren. Im Vorschulalter wechselte er aufgrund von fremdgefährdenden Verhaltensweisen die Kindergarteneinrichtung. Zum Eintritt in die Schulzeit wurden eine Sprachentwicklungsstörung, eine Störung des Sozialverhaltens sowie ein Verdacht auf eine Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung diagnostiziert. Mittlerweile besucht Nico die zweite Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Er hat sich gut in die Klassengemeinschaft eingelebt. Da er in der Kontaktaufnahme zu anderen und in Konfliktsituationen autoaggressive und fremdgefährdende Verhaltensweisen zeigt, benötigt er einen strukturierten Unterrichtsalltag und intensive Begleitung.
Sozialverhalten
- benötigt Aufmerksamkeit, unmittelbare Anerkennung und verlässliche Bestätigung durch die Lehrkraft und Mitschüler
- positioniert sich als stärkster Junge in einer Gruppe
- ist emotional schnell zu verunsichern
- um Sicherheit wieder zu erlangen, greift er auf vertraute maladaptive Muster und Situationen zurück: er erhält Aufmerksamkeit durch aggressive Verhaltensweisen
- lässt sich auf proaktive Verhaltensstrategien ein, wenn sie seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit entgegenkommen
Arbeitsverhalten
- lässt sich gut auf unterrichtliche Inhalte ein, wenn er sich der Aufmerksamkeit der Lehrkraft sicher ist
- arbeitet dann bis zur Erschöpfung
- profitiert von gut strukturierten und vorgegebenen Arbeitsabläufen
- Konzentrationsspanne reicht ca. 20 Minuten
- kommt mit öffentlich ausgesprochenem Lob nicht zurecht; ein Spiegeln des Arbeitsverhaltens hat sich bewährt
Einordnung in die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK):
Selbstkompetenz
Teilkompetenzen:
Emotionsregulation
Impulskontrolle
Reflexionsfähigkeit
Stufe:
1
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Fremdgefährdendes Verhalten
Starke Sprachauffälligkeiten
Möchte ständig gesehen werden
Kann mit Lob noch nicht umgehen
Sozialkompetenz
Teilkompetenzen:
Soziale Orientierung
Stufe:
1
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Bedürfnis nach unmittelbarer Anerkennung und Aufmerksamkeit
Teilkompetenzen:
Stufe:
1
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Benutzt soziale Kontakte, um Chefrolle zu bestätigen
Benötigt gut vorbereitete Trainingssituationen, um Handlungsalternativen zu entwickeln
Teilkompetenzen:
Stufe:
1Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Stark fremdgefährdend, sofortige Intervention durch Dritte nötigTeilkompetenzen:
Regelverhalten
Stufe:
1
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Starke pädagogische Geschlossenheit notwendig
Umgang mit unterschiedlicher Regelauslegung im Schulalltag durch Lehrer führt zu starker Verunsicherung und dann zu fremdgefährdenden Verhaltensweisen
Lernkompetenz
Teilkompetenzen:
Lern- und Leistungsbereitschaft
Stufe:
2
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Bedürfnis nach unmittelbarer Anerkennung und Aufmerksamkeit und Wahrnehmung kleinster Fortschritte
Teilkompetenzen:
Konzentration und Sorgfalt beim Lernen
Stufe:
2
Begründung / Bezug zum Fallbeispiel:
Stark strukturiertes, vorbereitetes Arbeitsumfeld nötig
Schwerpunkte der Förderung: Externalisierendes Konfliktverhalten und Soziale Initiative